„Protoanemonin“ – Versionsunterschied
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Es wird bei Verletzung der Pflanzen aus dem Glukosid Ranunculin enzymatisch gespalten<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Gerhard Habermehl, Petra Ziemer |Titel=Mitteleuropäische Giftpflanzen und ihre Wirkstoffe |Auflage=2 |Verlag=Springer-Verlag GmbH |Ort=Berlin / Heidelberg |Datum=1999 |ISBN=978-3-642-64198-5 |Seiten=74}}</ref> und bei Kontakt mit der Haut oder Schleimhaut kommt es zu Vergiftungserscheinungen wie Rötung, Juckreiz oder gar Blasenbildung auf der Haut (Hahnenfußdermatitis). Bei der inneren Aufnahme beeinflusst es das Nervensystem: Es kommt zu Erbrechen, Durchfall und Schwindelanfällen, aber auch zu Krämpfen und Lähmungserscheinungen. Die [[LD50]] (tötliche Dosis für 50 % der Tiere) beträgt 190 mg / kg Körpergewicht bei männlichen "Swiss albino" [[Mäuse]]n.<ref name = "Martin90">{{Literatur |Autor=M. L. Martín, L. San Román, A. Domínguez |Titel=In vitro activity of protoanemonin, an antifungal agent |Sammelwerk=Planta Medica |Band=56 |Nummer=1 |Datum=1990-02 |ISSN=0032-0943 |DOI=10.1055/s-2006-960886 |PMID=2356244 |Seiten=66–69 |Online=https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2356244 |Abruf=2021-05-07}}</ref> |
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Beide Substanzen haben eine bakterizide und fungizide Wirkung.<ref>''[http://fb08heilpflanze.bot1.bio.uni-giessen.de/zeigeInhaltstoffDetails?i_id=441 Inhaltsstoff Protoanemonin]'' bei QueRBeet, Datenbank des Botanischen Gartens Gießen, abgerufen am 6. November 2020.</ref> [[In vitro]] wurde bei Pilzen eine [[MIC]] (minimale Hemmkonzentration) von 15 µg / ml festgestellt. Primärer Angriffspunkt ist die [[RNA-Synthese]] der [[Pilze]].<ref name = "Martin90"/> |
Version vom 8. Mai 2021, 02:32 Uhr
Strukturformel | |||||||||||||||||||
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Allgemeines | |||||||||||||||||||
Name | Protoanemonin | ||||||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C5H4O2 | ||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
blassgelbes Öl[1] | ||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||||||||||||||
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Eigenschaften | |||||||||||||||||||
Molare Masse | 96,08 g·mol−1 | ||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
flüssig | ||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||||||
Siedepunkt | |||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | |||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Protoanemonin (auch Anemonol oder Ranunculol[5]) ist ein Lacton der Hydroxy-penta-2,4-diensäure, welches als Toxin in allen Hahnenfußgewächsen vorkommt.
Es wird bei Verletzung der Pflanzen aus dem Glukosid Ranunculin enzymatisch gespalten[6] und bei Kontakt mit der Haut oder Schleimhaut kommt es zu Vergiftungserscheinungen wie Rötung, Juckreiz oder gar Blasenbildung auf der Haut (Hahnenfußdermatitis). Bei der inneren Aufnahme beeinflusst es das Nervensystem: Es kommt zu Erbrechen, Durchfall und Schwindelanfällen, aber auch zu Krämpfen und Lähmungserscheinungen. Die LD50 (tötliche Dosis für 50 % der Tiere) beträgt 190 mg / kg Körpergewicht bei männlichen "Swiss albino" Mäusen.[7] Beim Trocknen der Pflanze wird Protoanemonin in das ungiftige Anemonin dimerisiert und weiter in die Anemoninsäure.[6]
Beide Substanzen haben eine bakterizide und fungizide Wirkung.[8] In vitro wurde bei Pilzen eine MIC (minimale Hemmkonzentration) von 15 µg / ml festgestellt. Primärer Angriffspunkt ist die RNA-Synthese der Pilze.[7]
Eine, ähnlich wie ein Cantharidenpflaster, Hautblasen erzeugende Verwendung einer Anemonol-haltigen Pflanze (wahrscheinlich Gift-Hahnenfuß[9]) in der Heilkunde wird in dem 8. Jahrhundert entstandenen Lorscher Arzneibuch (Blatt 35v f.) erwähnt.[10]
Einzelnachweise
- ↑ a b Eintrag zu Protoanemonin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag
- ↑ Eintrag in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar )
- ↑ Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
- ↑ Gemeine Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) bei giftpflanzen.com, abgerufen am 2. April 2014.
- ↑ P.H. List, L. Hörhammer (Hrsg.): Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. 4. Auflage. Springer Verlag, 1979, ISBN 3-540-07738-3.
- ↑ a b Gerhard Habermehl, Petra Ziemer: Mitteleuropäische Giftpflanzen und ihre Wirkstoffe. 2. Auflage. Springer-Verlag GmbH, Berlin / Heidelberg 1999, ISBN 978-3-642-64198-5, S. 74.
- ↑ a b M. L. Martín, L. San Román, A. Domínguez: In vitro activity of protoanemonin, an antifungal agent. In: Planta Medica. Band 56, Nr. 1, Februar 1990, ISSN 0032-0943, S. 66–69, doi:10.1055/s-2006-960886, PMID 2356244 (nih.gov [abgerufen am 7. Mai 2021]).
- ↑ Inhaltsstoff Protoanemonin bei QueRBeet, Datenbank des Botanischen Gartens Gießen, abgerufen am 6. November 2020.
- ↑ Vgl. Gundolf Keil, Rolf Müller: Mittelniederdeutsch „self-ete“. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. Band 108, 1979, S. 180–187.
- ↑ Gundolf Keil: Einleitung. In: Gundolf Keil (Hrsg.): Das Lorscher Arzneibuch. (Handschrift Msc. Med. 1 der Staatsbibliothek Bamberg); Band 2: Übersetzung von Ulrich Stoll und Gundolf Keil unter Mitwirkung von Altabt Albert Ohlmeyer. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1989, S. 7–14, hier: S. 14, Anm. 62, und 70 mit Anm. 2.