„Hirnkartierung“ – Versionsunterschied

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== Aktuelle Situation ==
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Derzeit werden mit histologischen Methoden ([[Zytoarchitektonik]], [[Immunhistologie]], [[Rezeptorautoradiographie]]) und mit Hilfe der Bildgebung — Magnetresonanztomographie (MRT), [[Funktionelle Magnetresonanztomographie]] (fMRT), [[Positronen-Emissions-Tomographie]] (PET), Magnetoenzephalographie (MEG) — große Fortschritte in der Hirnkartierung gemacht. Andererseits hat sich auch die Erkenntnis durchgesetzt, dass viele Funktionen (z. B. Gedächtnisinhalte) nicht eindeutig lokalisierbar sind, sondern erst durch das Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen entstehen.
Derzeit werden mit histologischen Methoden ([[Zytoarchitektonik]], [[Immunhistologie]], [[Rezeptorautoradiographie]]) und mit Hilfe der Bildgebung — Magnetresonanztomographie (MRT), [[Funktionelle Magnetresonanztomographie]] (fMRT), [[Positronen-Emissions-Tomographie]] (PET), Magnetoenzephalographie (MEG) — große Fortschritte in der Hirnkartierung gemacht. Andererseits hat sich auch die Erkenntnis durchgesetzt, dass viele Funktionen (z. B. Gedächtnisinhalte) nicht eindeutig lokalisierbar sind, sondern erst durch das Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen entstehen.

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== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 25. Juni 2021, 00:38 Uhr

Hirnkartierung (englisch brain mapping) ist ein Ausdruck aus der Hirnforschung und bezeichnet die Erforschung der strukturellen und funktionellen Organisation des Gehirns mit der Zielsetzung, „Hirnkarten“ konkreter Funktionsgebiete zu erstellen.

Funktionelle Eigenschaften (Komponenten der Motorik, Wahrnehmung, Kognition, Perzeption, Gedächtnis) lassen sich ausschließlich in vivo kartieren, während strukturelle Eigenschaften wie etwa Zell-, Axon- oder Dendriten­verteilungen nur post mortem mit geeigneten räumlichen Auflösungen kartierbar sind.

Methoden des Neuroimaging wie Magnetresonanztomographie (MRT, MRI; strukturelle Kartierung in vivo oder post mortem), Positronen-Emissions-Tomographie (PET), Elektroenzephalographie (EEG), Magnetoenzephalographie (MEG), transkranielle Magnetstimulation (TMS), intra-operative Mikroelektrodenstimulation (funktionelle Kartierung, vgl. auch Wachkraniotomie) werden ergänzt durch Methoden der Neuroanatomie und der Neurophysiologie.

Für sinnvolle Kartierungen müssen komplexe Methodensynergismen (Kartierungstechniken) genutzt werden, um Nachteile bezüglich der räumlichen und zeitlichen Auflösungen einzelner Neuroimaging-Verfahren zu kompensieren (Koregistrierung) und schließlich interindividuelle Vergleiche durchzuführen (statistical parametric mapping, SPM).

Kartierung hängt ferner von experimentellen Strategien und psychologischen Paradigmen ab, die immer spezifischere Teilfunktionen untersuchen, die mit geeigneter Neuroimaging-Technik erfasst werden können.

Geschichte

Insbesondere die Großhirnrinde (Cortex cerebri) wurde schon im späten 19. Jahrhundert untersucht und kartiert. Die pseudowissenschaftliche Phrenologie bot dazu aus heutiger Sicht oft bizarr anmutende Lokalisationsmodelle an. Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen wurden von Gustav Theodor Fritsch und Eduard Hitzig an Hunden durchgeführt oder beruhten auf den empirischen Beobachtungen von Hirnverletzten oder Schlaganfallpatienten (z. B. durch Paul Broca). Der klassische Atlas der Großhirnregionen nach histologischen Gesichtspunkten wurde von Korbinian Brodmann 1909 veröffentlicht. Die von ihm eingeführte Nummerierung hat bis heute ihre Gültigkeit behalten, auch weil häufig geweblicher Aufbau und Funktion voneinander ableitbar sind. Die experimentelle Lokalisierung von Hirnfunktionen beim Menschen begann mit den Arbeiten von Wilder Penfield in den 1950er Jahren.

Aktuelle Situation

Derzeit werden mit histologischen Methoden (Zytoarchitektonik, Immunhistologie, Rezeptorautoradiographie) und mit Hilfe der Bildgebung — Magnetresonanztomographie (MRT), Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT), Positronen-Emissions-Tomographie (PET), Magnetoenzephalographie (MEG) — große Fortschritte in der Hirnkartierung gemacht. Andererseits hat sich auch die Erkenntnis durchgesetzt, dass viele Funktionen (z. B. Gedächtnisinhalte) nicht eindeutig lokalisierbar sind, sondern erst durch das Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen entstehen.

Das Eyewire Museum ist ein interaktiver digitaler Katalog, der Daten von Netzhautzellen der Maus visualisiert[1]

Die 2012 gestartete interaktive Citizen-Science-Website „Eyewire“ kartiert die Netzhautzellen von Mäusen. Ein U.S. IT-Unternehmen veröffentlichte 2021 die detaillierteste 3D-Karte des menschlichen Gehirns. Sie zeigt Neuronen und ihre Verbindungen zusammen mit Blutgefäßen und anderen Komponenten eines Millionstels eines Gehirns. Für die Karte wurde das 1 mm³ große Fragment in über 5.000 ~30 Nanometer-dünne Stücke geschnitten, die mit einem Elektronenmikroskop gescannt wurden. Die interaktive Karte benötigt für die Mikroskopiedaten 1,4 Petabyte Speicherplatz.[2][3]

Siehe auch

Ergänzende Literatur

  • R. Carter: Mapping the Brain. Berkeley 1998.
  • S. Lazar et al.: Functional brain mapping of the relaxation response and meditation. In: NeuroReport. Band 11, 2000, S. 1–5.
  1. J. Alexander Bae, Shang Mu, Jinseop S. Kim, Nicholas L. Turner, Ignacio Tartavull, Nico Kemnitz, Chris S. Jordan, Alex D. Norton, William M. Silversmith, Rachel Prentki, Marissa Sorek, Celia David, Devon L. Jones, Doug Bland, Amy L. R. Sterling, Jungman Park, Kevin L. Briggman, H. Sebastian Seung, The EyeWirers: Structural and functional diversity of a dense sample of retinal ganglion cells. In: bioRxiv. 30. August 2017, S. 182758, abgerufen am 24. Juni 2021 (englisch, 10.1101/182758).
  2. Google and Harvard map brain connections in unprecedented detail In: New Atlas, 2. Juni 2021. Abgerufen im 13 June 2021 
  3. Alexander Shapson-Coe, Michał Januszewski, Daniel R. Berger, Art Pope, Yuelong Wu, Tim Blakely, Richard L. Schalek, Peter Li, Shuohong Wang, Jeremy Maitin-Shepard, Neha Karlupia, Sven Dorkenwald, Evelina Sjostedt, Laramie Leavitt, Dongil Lee, Luke Bailey, Angerica Fitzmaurice, Rohin Kar, Benjamin Field, Hank Wu, Julian Wagner-Carena: A connectomic study of a petascale fragment of human cerebral cortex. 30. Mai 2021, S. 2021.05.29.446289; (englisch, 10.1101/2021.05.29.446289).