„Atemrohr“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Culex restuans larva diagram en.svg|mini|Anatomie der Larve der ''[[Culex]]''-Mücke mit Atemrohr (''Siphon'')]]
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Ein '''Atemrohr''' oder '''Siphon''' dient aquatisch lebenden [[Larve]]n von [[Insekten]] dem [[Gasaustausch]], es wird am [[Wasserspiegel]] als [[Schnorchel]] benützt.
Ein '''Atemrohr''' oder '''Siphon''' dient aquatisch lebenden [[Insekten]] oder ihren [[Larve]]n dem [[Gasaustausch]], es wird am [[Wasserspiegel]] als [[Schnorchel]] benützt. Das Atemrohr bildet einen Teil des [[Tracheen]]systems.
[[Datei:Culex sp larvae.png|mini|Larven der ''Culex''-Mücke. Wie auf dem Bild zu sehen, bilden die Larven dichte Gruppen an der Oberfläche stehender Gewässer. Die dunklere Struktur in der oberen Bildmitte ist wahrscheinlich eine Puppe]]
[[Datei:Culex sp larvae.png|mini|Larven der ''Culex''-Mücke. Wie auf dem Bild zu sehen, bilden die Larven dichte Gruppen an der Oberfläche stehender Gewässer. Die dunklere Struktur in der oberen Bildmitte ist wahrscheinlich eine Puppe]]
Viele aquatisch lebende Insektenlarven besitzen kein Atemrohr, sondern innenliegende oder äußere verästelte oder unverzweigte [[Tracheenkiemen]] oder Blutkiemen oder Analkiemen oder Kombinationen davon.<ref>W. H. Thorpe: ''Tracheal and blood gills in aquatic insect larvæ''. In: ''[[Nature]]'', Band 131, 1933, S. 549–550.</ref><ref>Ann H. Morgan, Helen D. O'Neil: ''The function of the tracheal gills in larvae of the caddis fly, Macronema zebratum Hagen''. In: ''Physiological Zoology'', Band 4, Nr. 3, 1931, S. 361–379 [https://www.jstor.org/stable/pdf/30151148.pdf?casa_token=34uihde5vBAAAAAA:ZKZvwXHCmHYfo_bhyTSG1i531B6fVCKM7uQnGP9xL-QVwfyLHIo-Tr0o9uGFqkU63mwY8yiU7a1eIfjKilqNfSPHTQ2WSoSczkDkmZBXsW5huvnoDDRN (PDF)].</ref>


== Anatomie ==
== Anatomie ==
Die anatomischen Formen und Funktionen von Atemrohren können unterschiedlich sein.
Anhand der ''[[Culex]]''-Larven werden Anatomie und Funktion des Atemrohres beschrieben: Das Atemrohr bildet einen Teil des Tracheensystems, es entspringt dem letzten (8.) Segment des Hinterleibes und ragt nach hinten. Die Larve hängt kopfüber mit dem Atemrohr an der Wasseroberfläche, sodass das obere Ende den Luftraum erreicht. An seinem Ende beherbergt das Atemrohr zwei runde Öffnungen. Sie sind von 5 dreieckigen Spitzen umgeben, die unter Wasser zusammenklappen und als Verschluss dienen.<ref>Peter J. Bosak, Wayne J. Crans: ''The structure and function of the larval siphon and spiracular apparatus of Coquillettidia perturbans''. In: ''Journal of the American Mosquito Control Association-Mosquito News'', Band 18, Nr. 4, 2002, S. 280–283 [http://www.biodiversitylibrary.org/content/part/JAMCA/JAMCA_V18_N4_P280-283.pdf (PDF)].</ref><ref>Marie A. Badalamente, Caryn L. Kozenko, Milton B. Flemings: ''Ultrastructural observations of the respiratory siphon of the fourth instar Culex pipiens pipiens larva subjected to chemical monolayers''. In: ''Annals of the Entomological Society of America'', Band 69, Nr. 1, Januar 1976, S. 114–116, {{doi|10.1093/aesa/69.1.114}}.</ref>

=== ''Culex'' ===
Das Atemrohr der ''[[Culex]]''-Larven bildet einen Teil des Tracheensystems, es entspringt dem letzten (8.) Segment des Hinterleibes und ragt nach hinten. Die Larve hängt kopfüber mit dem Atemrohr an der Wasseroberfläche, sodass das obere Ende den Luftraum erreicht. An seinem Ende beherbergt das Atemrohr zwei runde Öffnungen. Sie sind von 5 dreieckigen Spitzen umgeben, die unter Wasser zusammenklappen und als Verschluss dienen.<ref>Peter J. Bosak, Wayne J. Crans: ''The structure and function of the larval siphon and spiracular apparatus of Coquillettidia perturbans''. In: ''Journal of the American Mosquito Control Association-Mosquito News'', Band 18, Nr. 4, 2002, S. 280–283 [http://www.biodiversitylibrary.org/content/part/JAMCA/JAMCA_V18_N4_P280-283.pdf (PDF)].</ref><ref>Marie A. Badalamente, Caryn L. Kozenko, Milton B. Flemings: ''Ultrastructural observations of the respiratory siphon of the fourth instar Culex pipiens pipiens larva subjected to chemical monolayers''. In: ''Annals of the Entomological Society of America'', Band 69, Nr. 1, Januar 1976, S. 114–116, {{doi|10.1093/aesa/69.1.114}}.</ref>


[[Chitin]]-Borstenbüschel am Ende des Analsegments erhöhen die [[Adhäsion]] und helfen, an der [[Grenzfläche]]nschicht zu haften.<ref>S. N. Gorb (Hrsg.): ''Functional Surfaces in Biology - Adhesion Related Phenomena''. Springer, Heidelberg 2009,{{doi|10.1007/978-1-4020-6695-5}}.</ref>
[[Chitin]]-Borstenbüschel am Ende des Analsegments erhöhen die [[Adhäsion]] und helfen, an der [[Grenzfläche]]nschicht zu haften.<ref>S. N. Gorb (Hrsg.): ''Functional Surfaces in Biology - Adhesion Related Phenomena''. Springer, Heidelberg 2009,{{doi|10.1007/978-1-4020-6695-5}}.</ref>


Zusätzlich sind Analkiemen bei ''Culex'' vorhanden, die jedoch weniger zum Gasaustausch beitragen.
Zusätzlich sind bei ''Culex''-Larven Analkiemen vorhanden, die jedoch weniger zum Gasaustausch beitragen.

=== Rattenschwanzlarven ===
[[Datei:Rattail-maggot.jpg|mini|Larve von ''Eristalis tenax'' mit körperlangem Atemrohr]]
[[Rattenschwanzlarve]]n wie die die Larven der [[Mistbiene]] tragen an ihrem Hinterende einen röhrenförmigen, teleskopartig ausfahrbarer Atemsiphon.<ref>{{Cite journal |author=A. Aguilera, A. Cid, B. J. Regueiro, J. M. Prieto, M. Noya |title=Intestinal myiasis caused by Eristalis tenax|journal=J. Clin. Microbiol. |volume=37 |issue=9 |pages=3082 |date=1999-09 |pmid=10475752 |pmc=85471 |url=http://jcm.asm.org/cgi/pmidlookup?view=long&pmid=10475752}}</ref> Dieses Atemrohr kann mindestens Körperlänge erreichen, oft kann es noch länger ausgefahren werden. Diese Länge erlaubt es Rattenschwanzlarven, am Grund seichter Gewässer zu leben.

=== Salzfliegen ===
Das Atemrohr der [[Salzfliegen]] ähnelt dem der Rattenschwanzlarven, es ist jedoch kürzer, als ihre Körperlänge.<ref>A. Sundermann, S. Lohse, L. A. Beck, P. Haase: ''Key to the larval stages of aquatic true flies (Diptera), based on the operational taxa list for running waters in Germany''. In: ''Annales de Limnologie - International Journal of Limnology'', Band 43, Nr. 1, 2007, S. 61–74.</ref>

=== Skorpionswanzen ===
[[Datei:Ranatra elongata.png|mini|''Ranatra elongata'']] mit einem Paar zweier langer Halbröhren als Atemrohr]]
Die [[Skorpionswanzen]] tragen als [[Adult]]tiere ein langes Atemrohr an ihrem Hinterende, welches aus einem Paar Halbröhren besteht, die zu einem Siphon gebündelt werden können. Die Larven besitzen kein Atemrohr, sondern seitliche Tracheenöffnungen.<ref>Jonathan Wright: ''[http://www.northern.edu/natsource/INVERT1/Waters1.htm Water Scorpions]'', 1997, {{webarchive|url=https://web.archive.org/web/20071126052513/http://www.northern.edu/natsource/INVERT1/Waters1.htm |date=2007-11-26}} Northern State University, South Dakota.</ref><ref>{{Citation|last=Richards|first=O. W.|title=The Respiratory System|date=1977|url=https://doi.org/10.1007/978-94-011-6514-3_13|work=IMMS’ General Textbook of Entomology: Volume I: Structure, Physiology and Development|pages=209–233|editor-last=Richards|editor-first=O. W.|publisher=Springer Netherlands|language=en|doi=10.1007/978-94-011-6514-3_13|isbn=978-94-011-6514-3|access-date=2020-02-02|last2=Davies|first2=R. G.|editor2-last=Davies|editor2-first=R. G.}}</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 23. September 2021, 16:19 Uhr

Anatomie der Larve der Culex-Mücke mit Atemrohr (Siphon)

Ein Atemrohr oder Siphon dient aquatisch lebenden Insekten oder ihren Larven dem Gasaustausch, es wird am Wasserspiegel als Schnorchel benützt. Das Atemrohr bildet einen Teil des Tracheensystems.

Larven der Culex-Mücke. Wie auf dem Bild zu sehen, bilden die Larven dichte Gruppen an der Oberfläche stehender Gewässer. Die dunklere Struktur in der oberen Bildmitte ist wahrscheinlich eine Puppe

Viele aquatisch lebende Insektenlarven besitzen kein Atemrohr, sondern innenliegende oder äußere verästelte oder unverzweigte Tracheenkiemen oder Blutkiemen oder Analkiemen oder Kombinationen davon.[1][2]

Anatomie

Die anatomischen Formen und Funktionen von Atemrohren können unterschiedlich sein.

Culex

Das Atemrohr der Culex-Larven bildet einen Teil des Tracheensystems, es entspringt dem letzten (8.) Segment des Hinterleibes und ragt nach hinten. Die Larve hängt kopfüber mit dem Atemrohr an der Wasseroberfläche, sodass das obere Ende den Luftraum erreicht. An seinem Ende beherbergt das Atemrohr zwei runde Öffnungen. Sie sind von 5 dreieckigen Spitzen umgeben, die unter Wasser zusammenklappen und als Verschluss dienen.[3][4]

Chitin-Borstenbüschel am Ende des Analsegments erhöhen die Adhäsion und helfen, an der Grenzflächenschicht zu haften.[5]

Zusätzlich sind bei Culex-Larven Analkiemen vorhanden, die jedoch weniger zum Gasaustausch beitragen.

Rattenschwanzlarven

Larve von Eristalis tenax mit körperlangem Atemrohr

Rattenschwanzlarven wie die die Larven der Mistbiene tragen an ihrem Hinterende einen röhrenförmigen, teleskopartig ausfahrbarer Atemsiphon.[6] Dieses Atemrohr kann mindestens Körperlänge erreichen, oft kann es noch länger ausgefahren werden. Diese Länge erlaubt es Rattenschwanzlarven, am Grund seichter Gewässer zu leben.

Salzfliegen

Das Atemrohr der Salzfliegen ähnelt dem der Rattenschwanzlarven, es ist jedoch kürzer, als ihre Körperlänge.[7]

Skorpionswanzen

Ranatra elongata

mit einem Paar zweier langer Halbröhren als Atemrohr]]

Die Skorpionswanzen tragen als Adulttiere ein langes Atemrohr an ihrem Hinterende, welches aus einem Paar Halbröhren besteht, die zu einem Siphon gebündelt werden können. Die Larven besitzen kein Atemrohr, sondern seitliche Tracheenöffnungen.[8][9]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. W. H. Thorpe: Tracheal and blood gills in aquatic insect larvæ. In: Nature, Band 131, 1933, S. 549–550.
  2. Ann H. Morgan, Helen D. O'Neil: The function of the tracheal gills in larvae of the caddis fly, Macronema zebratum Hagen. In: Physiological Zoology, Band 4, Nr. 3, 1931, S. 361–379 (PDF).
  3. Peter J. Bosak, Wayne J. Crans: The structure and function of the larval siphon and spiracular apparatus of Coquillettidia perturbans. In: Journal of the American Mosquito Control Association-Mosquito News, Band 18, Nr. 4, 2002, S. 280–283 (PDF).
  4. Marie A. Badalamente, Caryn L. Kozenko, Milton B. Flemings: Ultrastructural observations of the respiratory siphon of the fourth instar Culex pipiens pipiens larva subjected to chemical monolayers. In: Annals of the Entomological Society of America, Band 69, Nr. 1, Januar 1976, S. 114–116, doi:10.1093/aesa/69.1.114.
  5. S. N. Gorb (Hrsg.): Functional Surfaces in Biology - Adhesion Related Phenomena. Springer, Heidelberg 2009,doi:10.1007/978-1-4020-6695-5.
  6. A. Aguilera, A. Cid, B. J. Regueiro, J. M. Prieto, M. Noya: Intestinal myiasis caused by Eristalis tenax. In: J. Clin. Microbiol. 37. Jahrgang, Nr. 9, September 1999, S. 3082, PMID 10475752, PMC 85471 (freier Volltext) – (asm.org).
  7. A. Sundermann, S. Lohse, L. A. Beck, P. Haase: Key to the larval stages of aquatic true flies (Diptera), based on the operational taxa list for running waters in Germany. In: Annales de Limnologie - International Journal of Limnology, Band 43, Nr. 1, 2007, S. 61–74.
  8. Jonathan Wright: Water Scorpions, 1997, web.archive.org Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:Webarchiv): "date"Vorlage:Webarchiv/Wartung/Parameter Fehler bei Vorlage:Webarchiv: Genau einer der Parameter 'wayback', 'webciteID', 'archive-today', 'archive-is' oder 'archiv-url' muss angegeben werden.Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehltVorlage:Webarchiv/Wartung/URL Fehler bei Vorlage:Webarchiv: enWP-Wert im Parameter 'url'. Northern State University, South Dakota.
  9. Vorlage:Citation