„Gender Accounting“ – Versionsunterschied

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Es gibt verschiedene Ansätze, um Kennzahlen im Rahmen des Gender Accounting zu entwickeln und umzusetzen. Hierzu zählen beispielsweise Kennzahlen wie der [[Gender-Pay-Gap]] („Lohnlücke“) oder der [[Gender-Pension-Gap]] („Rentenlücke“).
Es gibt verschiedene Ansätze, um Kennzahlen im Rahmen des Gender Accounting zu entwickeln und umzusetzen. Hierzu zählen beispielsweise Kennzahlen wie der [[Gender-Pay-Gap]] („Lohnlücke“) oder der [[Gender-Pension-Gap]] („Rentenlücke“).


=== Volkswirtschaftliche Kennzahl bezahlter und unbezahlter Arbeit ===
{{Anker|Volkswirtschaftliche Kennzahl bezahlter und unbezahlter Arbeit}} '''Volkswirtschaftliche Kennzahl bezahlter und unbezahlter Arbeit'''

Im Rahmen des ersten [[Gleichstellungsbericht der Bundesregierung|Gleichstellungsberichts der Bundesregierung]] wurde am [[Harriet Taylor Mill-Institut]] der [[Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin]] ein Gender Accounting-Konzept zur ökonomischen [[Bilanz]]ierung eines durchschnittlichen [[Frau]]en- und [[Mann|Männerlebens]] in Bezug auf bezahlte und unbezahlte Arbeit entwickelt.<ref>{{Internetquelle |autor=Julia Schneider, Miriam Beblo, Friederike Maier |url=https://www.kfd-bundesverband.de/fileadmin/Bilder/Publikationen/kfd-direkt/Newsletter-Downloads/Gender%20Accounting_DiscPap15-1.pdf |titel=Gender Accounting – Eine methodisch-empirische Bestandsaufnahme und konzeptionelle Annährung |datum=2011 |format=PDF |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120526021515/http://www.kfd-bundesverband.de/fileadmin/Bilder/Publikationen/kfd-direkt/Newsletter-Downloads/Gender%20Accounting_DiscPap15-1.pdf |archiv-datum=2012-05-26 |archiv-bot=2019-04-13 03:54:08 InternetArchiveBot |abruf=2017-03-14}}</ref><ref name="SchneiderBebloMaie" /> Gerade in [[Deutschland]] ist Transparenz in diesem Bereich ein wichtiges Anliegen, da im internationalen Vergleich in etlichen Aspekten besonders große Geschlechterunterschiede vorhanden sind (siehe [[Gender-Pay-Gap]], [[Gender-Pension-Gap]] und [[Frauenquote|Frauenanteil in Führungspositionen]]).
Im Rahmen des ersten [[Gleichstellungsbericht der Bundesregierung|Gleichstellungsberichts der Bundesregierung]] wurde am [[Harriet Taylor Mill-Institut]] der [[Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin]] ein Gender Accounting-Konzept zur ökonomischen [[Bilanz]]ierung eines durchschnittlichen [[Frau]]en- und [[Mann|Männerlebens]] in Bezug auf bezahlte und unbezahlte Arbeit entwickelt.<ref>Julia Schneider, [[Miriam Beblo]], [[Friederike Maier]]: ''Gender Accounting – Eine methodisch-empirische Bestandsaufnahme und konzeptionelle Annährung.'' Herausgegeben vom Harriet Taylor Mill-Institut der [[Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin]]. Berlin 2011 (Diskussionspaper #15, 09/2011; {{Webarchiv |url=https://www.kfd-bundesverband.de/fileadmin/Bilder/Publikationen/kfd-direkt/Newsletter-Downloads/Gender%20Accounting_DiscPap15-1.pdf |text=PDF: 526&nbsp;kB, 46&nbsp;Seiten auf kfd-bundesverband.de |wayback=20120526021515}}).</ref><ref name="SchneiderBebloMaie" /> Gerade in [[Deutschland]] ist Transparenz in diesem Bereich ein wichtiges Anliegen, da im internationalen Vergleich in etlichen Aspekten besonders große Geschlechterunterschiede vorhanden sind (siehe [[Gender-Pay-Gap]], [[Gender-Pension-Gap]] und [[Frauenquote|Frauenanteil in Führungspositionen]]).


Ziel dieser Bilanzierung ist die [[Markttransparenz|volkswirtschaftliche Transparenz]] erbrachter Leistungen und Zahlungsströme als Grundlage für eine geschlechterdifferenzierende [[Evaluation]] einzelner sozialpolitischer Leistungen ''(gender impact assessments)''. Ein solches Instrument ermöglicht es, [[Verantwortung|gesellschaftliche Verantwortung]] für bestehende [[Gender|Geschlechterunterschiede]] zu übernehmen und diese in der Haushaltsplanung und der Planung sozialpolitischer Maßnahmen angemessen zu berücksichtigen.
Ziel dieser Bilanzierung ist die [[Markttransparenz|volkswirtschaftliche Transparenz]] erbrachter Leistungen und Zahlungsströme als Grundlage für eine geschlechterdifferenzierende [[Evaluation]] einzelner sozialpolitischer Leistungen ''(gender impact assessments)''. Ein solches Instrument ermöglicht es, [[Verantwortung|gesellschaftliche Verantwortung]] für bestehende [[Gender|Geschlechterunterschiede]] zu übernehmen und diese in der Haushaltsplanung und der Planung sozialpolitischer Maßnahmen angemessen zu berücksichtigen.


Das Konzept basiert auf den Ideen betrieblichen [[Rechnungswesen|Accountings]] und [[Controlling]]s<ref>{{Literatur |Autor=Albrecht Becker |Hrsg=Gertraude Krell |Titel=Accountingforschung, Controlling und Gender. Bestandsaufnahme und Perspektiven |Sammelwerk=Betriebswirtschaftslehre und Gender Studies: Analysen aus Organisation, Personal, Marketing und Controlling |Datum= |ISBN= |Seiten=62 ff.}}</ref> und weitet den Ansatz des [[Gender Budgeting]] aus. Einbezogen werden dabei gesellschaftliche Wohlfahrtsproduktion, private Haushaltsführung sowie Generationenkonten (Generational Accounts).
Das Konzept basiert auf den Ideen betrieblichen [[Rechnungswesen|Accountings]] und [[Controlling]]s<ref>{{Literatur |Autor=Albrecht Becker |Hrsg=[[Gertraude Krell]] |Titel=Accountingforschung, Controlling und Gender: Bestandsaufnahme und Perspektiven |Sammelwerk=Betriebswirtschaftslehre und Gender Studies: Analysen aus Organisation, Personal, Marketing und Controlling |Verlag=Springer-VS |Ort=Wiesbaden |Datum=2005 |ISBN=978-3-322-90234-4 |Seiten=62&nbsp;ff. |Online={{Google Buch |BuchID=i02CBwAAQBAJ |Seite=62 |Linktext=Seitenvorschauen}}}}</ref> und weitet den Ansatz des [[Gender Budgeting]] aus. Einbezogen werden dabei gesellschaftliche Wohlfahrtsproduktion, private Haushaltsführung sowie Generationenkonten (Generational Accounts).


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Version vom 19. März 2022, 21:05 Uhr

Gender Accounting ist ein wissenschaftlicher und politischer Fachbegriff für die „systematische und regelmäßige Sammlung und Aufbereitung von Daten, die aufgrund ihrer Geschlechterdifferenzierung dazu geeignet sind, Unterschiede zwischen Männern und Frauen“ (Gender) in verschiedenen betriebs- und volkswirtschaftlichen Kontexten abzubilden[1]. Die Notwendigkeit geschlechterdifferenzierender Kennzahlen wurde insbesondere von der feministischen Wirtschaftswissenschaft seit den 1990er-Jahren aufgezeigt und ist heute in den Wirtschaftswissenschaften allgemein anerkannt, da sich Geschlecht als eine bedeutsame wirtschaftliche Kategorie erwiesen hat.[2][3][4][5][6][7][8][9][10][11]

Ein wichtiges Ziel des Gender Accounting ist es, die „ökonomische Unsichtbarkeit von Frauen“ zu beseitigen.[12] Wie bedeutsam dies ist, zeigt sich volkswirtschaftlich beispielsweise an der ungleichen Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit: In den OECD-Staaten leisteten Frauen im Jahr 2016 rund zwei Drittel der unbezahlten Arbeit (67 %) sowie insgesamt mehr Arbeit als Männer (487 gegenüber 466 Minuten täglich). Obwohl unbezahlte Arbeit einen erheblichen Anteil an der Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft hat, wird sie bislang in den zentralen Kennzahlen wie etwa dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) nicht abgebildet.[13]

Umsetzung

Es gibt verschiedene Ansätze, um Kennzahlen im Rahmen des Gender Accounting zu entwickeln und umzusetzen. Hierzu zählen beispielsweise Kennzahlen wie der Gender-Pay-Gap („Lohnlücke“) oder der Gender-Pension-Gap („Rentenlücke“).

Volkswirtschaftliche Kennzahl bezahlter und unbezahlter Arbeit

Im Rahmen des ersten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung wurde am Harriet Taylor Mill-Institut der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin ein Gender Accounting-Konzept zur ökonomischen Bilanzierung eines durchschnittlichen Frauen- und Männerlebens in Bezug auf bezahlte und unbezahlte Arbeit entwickelt.[14][1] Gerade in Deutschland ist Transparenz in diesem Bereich ein wichtiges Anliegen, da im internationalen Vergleich in etlichen Aspekten besonders große Geschlechterunterschiede vorhanden sind (siehe Gender-Pay-Gap, Gender-Pension-Gap und Frauenanteil in Führungspositionen).

Ziel dieser Bilanzierung ist die volkswirtschaftliche Transparenz erbrachter Leistungen und Zahlungsströme als Grundlage für eine geschlechterdifferenzierende Evaluation einzelner sozialpolitischer Leistungen (gender impact assessments). Ein solches Instrument ermöglicht es, gesellschaftliche Verantwortung für bestehende Geschlechterunterschiede zu übernehmen und diese in der Haushaltsplanung und der Planung sozialpolitischer Maßnahmen angemessen zu berücksichtigen.

Das Konzept basiert auf den Ideen betrieblichen Accountings und Controllings[15] und weitet den Ansatz des Gender Budgeting aus. Einbezogen werden dabei gesellschaftliche Wohlfahrtsproduktion, private Haushaltsführung sowie Generationenkonten (Generational Accounts).

Folgende Faktoren fließen ein:

Literatur

  • Albrecht Becker: Accountingforschung, Controlling und Gender: Bestandsaufnahmen und Perspektiven. In: Gertraude Krell (Hrsg.): Betriebswirtschaftslehre und Gender Studies: Analysen aus Organisation, Personal, Marketing und Controlling. Gabler, Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-409-12640-3, S. 59–82.
  • Maurizio Bussolo, Rafael E. De Hoyos: Gender aspects of the trade and poverty nexus: A macro-micro approach. The World Bank, Washington 2009, ISBN 978-0-8213-7762-8 (englisch).
  • Rihab Khalifa, Linda M. Kirkham: Gender. In: John Richard Edwards, Stephen P. Walker (Hrsg.): The Routledge Companion to Accounting History. Routledge, London 2010, ISBN 978-0-415-41094-6, S. 433–450 (englisch).
  • Cheryl R. Lehman: Accounting in Conflict: Globalization, Gender, Race and Class. Emerald Group, Hempstead 2017, ISBN 978-1-78560-976-3 (englisch).
  • Julia Schneider, Miriam Beblo, Friederike Maier: „Gender Accounting“: Eine kurze Bestandsaufnahme und konzeptionelle Annäherung. In: Sozialer Fortschritt. Band 63, Nr. 7, Juli 2014, S. 156–162.

Einzelnachweise

  1. a b Julia Schneider, Miriam Beblo, Friederike Maie: „Gender Accounting“ – Eine kurze Bestandsaufnahme und konzeptionelle Annäherung. (PDF) 2014, abgerufen am 14. März 2017.
  2. Albrecht Becker: Accountingforschung, Controlling und Gender. Bestandsaufnahmen und Perspektiven. In: Gertraude Krell (Hrsg.): Betriebswirtschaftslehre und Gender Studies: Analysen aus Organisation, Personal, Marketing und Controlling. Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-409-12640-3, S. 59–82.
  3. Cheryl R. Lehman: Accounting in Conflict: Globalization, Gender, Race and Class. Hempstead NY 2017, ISBN 978-1-78560-976-3.
  4. Rihab Khalifa, Linda M. Kirkham: Gender. In: John Richard Edwards,Stephen P. Walker (Hrsg.): The Routledge Companion to Accounting History. New York 2010, ISBN 978-0-415-41094-6, S. 433–450.
  5. Jemimah Njuki,John R. Parkins,Amy Kaler: Transforming Gender and Food Security in the Global South. New York 2016.
  6. Iiris Aaltio, Albert J. Mills: Gender, Identity and the Culture of Organizations. London 2002.
  7. Patricia M. Flynn, Kathryn Haynes, Maureen A. Kilgour: Integrating Gender Equality into Business and Management Education: Lessons Learned and Challenges Remaining. Sheffield, UK 2015.
  8. Jorge Saba Arbache, Alexandre Kolev, Ewa Filipiak: Gender Disparities in Africa’s Labor Market. Washington DC 2010, ISBN 978-0-8213-8066-6.
  9. Bernd Raffelhüschen: A note on intertemporal and gender specific redistribution in generational accounting. Diskussionsbeiträge / Institut für Finanzwissenschaft der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Freiburg im Breisgau 1995.
  10. Maurizio Bussolo, Rafael E. De Hoyos: Gender aspects of the trade and poverty nexus: a macro-micro approach. Washington D.C. 2009.
  11. L.M. Kirkham, A. Loft: Gender and the construction of the professional accountant. In: John Richard Edwards (Hrsg.): The history of accounting: critical perspectives on business and management / 4: Professionalisation of accounting. S. 270–343.
  12. Regnath, R. Johanna: Frauen und Geld: Wider die ökonomische Unsichtbarkeit von Frauen. Königstein/Taunus 2008.
  13. Männer-Wirtschaft. In: Süddeutsche Zeitung. 28. April 2016, abgerufen am 28. März 2017.
  14. Julia Schneider, Miriam Beblo, Friederike Maier: Gender Accounting – Eine methodisch-empirische Bestandsaufnahme und konzeptionelle Annährung. Herausgegeben vom Harriet Taylor Mill-Institut der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Berlin 2011 (Diskussionspaper #15, 09/2011; PDF: 526 kB, 46 Seiten auf kfd-bundesverband.de (Memento vom 26. Mai 2012 im Internet Archive)).
  15. Albrecht Becker: Accountingforschung, Controlling und Gender: Bestandsaufnahme und Perspektiven. In: Gertraude Krell (Hrsg.): Betriebswirtschaftslehre und Gender Studies: Analysen aus Organisation, Personal, Marketing und Controlling. Springer-VS, Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-322-90234-4, S. 62 ff. (Seitenvorschauen in der Google-Buchsuche).