„Bestand (Logistik)“ – Versionsunterschied

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Version vom 27. Mai 2022, 13:58 Uhr

In der Logistik wird unter Bestand eine Anzahl oder abzählbare Menge von Materialflussobjekten bezeichnet, die sich in einem Produktions-, Transport-, Handhabungs- oder Lagerungprozess befinden. Der Bestand ist eine wichtige Systemgröße in der Betriebswirtschaft, um logistische Prozesse zu messen und zu steuern. [1]. Materialflussobjekte sind überwiegend Waren wie Teile, Baugruppen und Produkte, es können aber auch Transportmittel oder Transporthilfsmittel wie ISO-Container, Paletten oder Gestelle sein.

Während bisher vor allem der Lagerbestand in Fokus der Bestandsbetrachtung lag, hat sich der Fokus im Rahmens des Supply Chain Management auf alle Bestände im Beschaffungs-, Produktions- und Distributionsprozess verlagert. So wird bei Just-in-time-Belieferungen der Lagerbestand quasi auf die Strasse verlegt.

Funktion von Beständen in der Logistik

Ein Bestand kann unterschiedliche Funktionen erfüllen, diese sind entweder von dem logistischen Prozess selber abhängig oder sie ergeben sich aus der Gesamtstrategie eines Unternehmens und den daraus abgeleiteten logistischen Unterzielen. Die Hauptfunktion des logistischen Bestands ist die Sicherstellung eines reibungslosen und effizienten Produktions- und Materialflusses über eine gesamte Prozesskette, die von der Beschaffung und den Transport über die verschiedenen Fertigungsstufen einer Produktion bis hin zur Auslieferung einer Ware an den Handel oder Endverbraucher reicht. Er umfasst alle Arten von Beständen in der gesamten Prozesskette und hat eine umfassendere Ausrichtung und Zielsetzung als der Lagerbestand. Der logistische Bestand ist daher vom reinen Lagerbestand, der Lagerhaltung und dem Bestandsmanagement zu unterscheiden, die in der klassischen Produktionsplanung und -steuerung und Bedarfsermittlung ein zentrale Rolle spielen [2]. Die drei wichtigsten logistischen Bestandsarten sind der Lagerbestand, der Transportbestand und der Umlaufbestand in einer geschlossenen Prozesskette.

Bestandsarten in der Logistik

Lagerbestand

Als Lagerbestand bezeichnet man den in einem Lager erfasste Anzahl/Menge an Waren bzw. Materialflussobjekte, daneben kann es auch Bestände in nicht bestandsgeführten Lager geben. Zur Lagerbestandsführung ist eine permanente Erfassung des Lagereingangs und des Lagerausgangs einer Ware erforderlich, wobei sich er der Lagerbestand aus der Differenz zwischen dem Lagereingang und Lagerausgang ergibt. Da es im Laufe der Zeit Fehler bei der Erfassung geben kann, muss der tatsächliche Lagerbestand physisch überprüft werden, wie dies bei einer vorgeschriebenen Inventur erforderlich ist.

Um einen Lagerbestand zu steuern, wird der geplante Soll-Bestand mit dem tatsächlichen Ist-Bestand regelmäßig verglichen. Bei einer Abweichung im Rahmen von definierten Zeit- und Bestandsgrenzen wird i.d.R. über ein ERP-System oder ein Warenwirtschaftssystem eine entsprechende Warnmeldungen ausgegeben und es werden Korrekturen eingeleitet. Im Rahmen der operativen Lagerhaltung spielt der Sicherheitsbestand eine besondere Rolle, dieser soll gewährleisten, dass auch bei Problemen in der Produktion oder bei Lieferengpässen immer genügend Waren im Lager vorhanden sind, um die Produktion oder die Kunden für einen bestimmten Zeitraum mit Waren so lange zu versorgen, bis wieder genügend Waren nachgeliefert worden sind.

Transportbestand

Als Transportbestand bezeichnet man die auf einem Transport befindliche Anzahl/Menge von Waren bzw. Materialflussobjekten. Der Transportbestand ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Versand einer Ware, die i.d.R. am Warenausgang eines Betriebes erfasst wird, und der Verreinahmung einer Ware, die i.d.R. am Wareneingang eines Betriebes erfasst wird. Der Transportbestand wird durch ein spezielles Transportmanagementsystem oder im Rahmen eines Supply-Chain-Management-Systems überwacht und gesteuert.

Umlaufbestand

Als Umlaufbestand bezeichnet man die Anzahl/Menge an Waren bzw. Materialflussobjekte, die ein bestandsgeführtes Lager verlassen haben und sich im Fertigungsprozess befinden, der noch nicht abgeschlossen ist und wo das Fertigungsergebnis (z. B. eine gefertigte Baugruppe oder ein Endprodukt) noch nicht erfasst wurde. Bei einem Unternehmen, das mehrere Betriebsstätten unterhält, muss auch der Transportbestand zwischen verschiedenen Fertigungsstätten desselben Unternehmens bei der Inventur erfasst werden.

siehe auch

Literatur

  • D. Arnold, H. Isermann, A. Kuhn, Horst Tempelmeier, K. Furmans (Hrsg.): Handbuch Logistik. 3. Auflage. VDI / Springer, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-72928-0.
  • Hans-Christian Pfohl: Logistiksysteme – Betriebswirtschaftliche Grundlagen. 8. Auflage. Springer, Heidelberg u. a. 2010, ISBN 978-3-642-04161-7.
  • Joachim Ihme: Logistik im Automobilbau. Hanser, München Wien 2006, ISBN 3-446-40221-7.
  • Engelbert Westkämper, Ute Mussbach-Winter, Hans-Hermann Wiendahl,: Material Requirement Planning (MRP); in: Reinhard Köther: Taschenbuch der Logistik, S. 87-97. 8. Auflage. Fachbuchverlag Leipzig im Hanser Verlag, München 2006, ISBN 3-446-40670-0.

Weblinks

Gabler Online Lexikon 'Lagerbestand' [1] Gabler Online Lexikon 'optimaler Bestand' [2] TUM Logistikkompendium 'Lagerbestand' [3]

Einzelnachweise

  1. Ihme, Joachim: Logistik im Automobilbau. 2006, S. 20 ff.
  2. E. Westkämper et al.: Material Requirement Planning (MRP). 2006, S. 95 ff.