„Harpegnathos“ – Versionsunterschied

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== Multifunktionale Unterkiefer ==
== Multifunktionale Unterkiefer ==
Der Unterkiefer der Ameise weist eine räumlich abhängige Morphologie und eine biaxiale Kinematik<!-- diese beiden Eigenschaften bitte angemessen übersetzen, so unverständlich--> auf, die es der Ameise ermöglichen, verschiedene Arbeiten auszuführen, von Angriff und Jagd bis hin zur sorgfältigen Pflege der Eier. Was die räumlich abhängige Morphologie betrifft, so verfügt der Unterkiefer im distalen bis mittleren Teil über doppelreihige, nicht parallele Zähne, die ein kräftiges Festhalten ermöglichen. Im proximalen Teil hat der Unterkiefer eine glatte Einbuchtung, die ausschließlich zum sanften Greifen der Ameiseneier dient. Andererseits dreht sich der Unterkiefer um zwei orthogonale Achsen, wodurch sich der Abstand und die Konfiguration des Unterkiefers gleichzeitig ändern.
Die Unterkiefer der Ameise sind in mehrere Segmente unterteilt, die sich in ihrer Struktur unterscheiden. So verfügt der Unterkiefer im distalen bis mittleren Teil über doppelreihige, nicht parallele Zähne, die ein kräftiges Festhalten ermöglichen. Im proximalen Teil hat der Unterkiefer eine glatte Einbuchtung, die ausschließlich zum sanften Greifen der Ameiseneier dient. Weiterhin kann der Unterkiefer um zwei orthogonale Achsen gedreht werden, wodurch sich der Abstand und die Konfiguration des Unterkiefers gleichzeitig ändern. Dies ermöglicht es der Ameise, ihn für verschiedene Zwecke von Angriff und Jagd bis hin zur sorgfältigen Pflege der Eier zu verwenden.<ref>{{cite journal |last1=Wei |first1=Zhang |title=Multifunctional mandibles of ants: Variation in gripping behavior facilitated by specific microstructures and kinematics |journal=Journal of Insect Physiology |date=2020 |volume=120 |pages=103993 |doi=10.1016/j.jinsphys.2019.103993 |pmid=31836493 |s2cid=209358666 |url=https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022191019302136 |language=en}}</ref>


== Jagdverhalten ==
== Jagdverhalten ==
''Harpegnathos'' ist vom Aussehen her eine äußerst markante Gattung, die sehr an die in Australien vorkommenden ''Myrmecia'' erinnert. Wie ''Myrmecia'' hat ''Harpegnathos'' sehr große Augen, da beide hauptsächlich durch ihr Sehvermögen jagen und nicht wie die meisten anderen Ameisen Pheromonspuren legen. Ebenso wie ''Myrmecia'' haben sie große Kiefer, da die Arbeiterinnen aufgrund des Fehlens von Pheromonsignalen als Einzelgängerinnen jagen und die Nahrung in ihren Kiefern zum Nest zurücktragen müssen, da ihnen auch ein sozialer Magen fehlt.
''Harpegnathos'' ist vom Aussehen her eine äußerst markante Gattung, die sehr an die in Australien vorkommenden ''[[Myrmecia]]'' erinnert. Wie ''Myrmecia'' hat ''Harpegnathos'' sehr große Augen, da sich beide bei der Jagd hauptsächlich auf ihr Sehvermögen verlassen und nicht wie die meisten anderen Ameisen [[Insektenpheromone#Spurpheromone|Pheromonspuren]] legen. Ebenso wie ''Myrmecia'' haben sie große Kiefer, da die Arbeiterinnen aufgrund des Fehlens von Pheromonsignalen als Einzelgängerinnen jagen und die Nahrung in ihren Kiefern zum Nest zurücktragen müssen, da ihnen auch ein [[Trophallaxis|sozialer Magen]] fehlt.<ref>{{Literatur |Titel=Smaller Brains and Optic Lobes in Reproductive Workers of the Ant Harpegnathos |Autor=W. Gronenberg, J. Liebig, |Sammelwerk=Naturwissenschaften |Band=86 |Seiten=343–345 |Datum=1999 |DOI=10.1007/s001140050631 |Sprache=en}}</ref>


== Koloniestruktur ==
== Koloniestruktur ==
''Harpegnathos'' hat eine komplexe Koloniestruktur, die sich von der anderer Gattungen unterscheidet. Eine Kolonie produziert einerseits Königinnen, die aus ihrer Geburtskolonie ausfliegen, sich mit fremden Männchen paaren und und neue Kolonien gründen. Im Unterschied zu anderen Ameisenarten können jedoch auch manche Arbeiterinnen (die als [[Gamergate]]n bezeichnet werden) befruchtet werden und Eier zu legen. Im Fall von ''H. saltator'' werden die Gamergaten meist von Männchen aus derselben Kolonie (ihren Brüdern) befruchtet. Nach dem Tod der Königin, können ein oder mehrere Gamergaten an ihre Stelle treten und sich in der Kolonie fortpflanzen. Es werden auch dann weiterhin Königinnen produziert, die ausfliegen und neue Kolonien gründen. Die Kombination aus Königinnen- und Gamergaten-Fortpflanzung führt zu einer verlängerten Lebensdauer der Kolonien und macht sie theoretisch unsterblich.<ref name="Peeters&Liebig&Holldobler_2000">{{cite journal |author1=Peeters, C. |author2=Liebig, J. |author3=[[Bert Hölldobler|Hölldobler, B.]] |year=2000 |title=Sexual reproduction by both queens and workers in the ponerine ant ''Harpegnathos saltator'' |journal=[[Insectes Sociaux]] |volume=47 |pages=325–332 |doi=10.1007/PL00001724 |issue=4 |s2cid=8728206 |language=en}}</ref> Insbesondere erlaubt dieser Mechanismus den Erhalt des wertvollen Nests auch nach dem Tod der Königin. <ref>{{Literatur |Titel=Reproductive Cooperation Between Queens and Their Mated Workers: The Complex Life History of an ant With a Valuable Nest |Autor=Christian Peeters, Bert Hölldobler |Sammelwerk=Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America |Band=92 |Nummer=24 |Datum=1995 |Seiten=10977-10979 |DOI= |JSTOR=2368727}}</ref>
''Harpegnathos'' hat eine komplexe Koloniestruktur, die sich von der anderer Gattungen unterscheidet. Zu Beginn fliegen junge geflügelte Königinnen aus ihrer Geburtskolonie aus, paaren sich mit fremden Männchen und gründen selbstständig neue Kolonien. Der Unterschied zu anderen Ameisenarten besteht darin, dass nach dem Tod der kurzlebigen Gründungskönigin mehrere Arbeitertöchter an ihre Stelle treten und sich in der Kolonie fortpflanzen. Charakteristisch für mehrere Ponerina-Arten ist, dass sich die Arbeiterinnen paaren können (fast immer mit fremden Männchen) und ihr Sperma in der Samentasche speichern.

Bei ''H. saltator'' vermehren sich viele junge Arbeiterinnen mit Männchen aus derselben Kolonie (ihren Brüdern). Sie kämpfen um die Etablierung einer Dominanzhierarchie, und einige hochrangige Arbeiterinnen werden fortpflanzungsfähig und legen Eier, sogenannte Gamergates. Jedes Jahr werden neue geflügelte Königinnen gezüchtet, die sich dann ausbreiten und den Prozess von Neuem beginnen. Die Kombination aus Königinnen- und Gamergate-Fortpflanzung führt zu einer verlängerten Lebensdauer der Kolonien und macht sie theoretisch unsterblich.


== Arten ==
== Arten ==
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== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 16. August 2023, 00:08 Uhr

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Harpegnathos

Harpegnathos saltator

Systematik
Unterordnung: Taillenwespen (Apocrita)
Teilordnung: Stechimmen (Aculeata)
Überfamilie: Vespoidea
Familie: Ameisen (Formicidae)
Unterfamilie: Urameisen (Ponerinae)
Gattung: Harpegnathos
Wissenschaftlicher Name
Harpegnathos
Jerdon, 1851

Harpegnathos ist eine kleine Ameisengattung der Urameisen, die in Süd- und Südostasien vorkommt. Sie zeichnen sich durch ihre Sprungkraft, eine komplexe Koloniestruktur und große bis sehr große Arbeiterinnen aus, die leicht an ihren langen Mandibeln und großen Augen zu erkennen sind.

Taxonomie

Kopfansicht einer Arbeiterin von Harpegnathos saltator, die die charakteristischen langen, sensenförmigen Mandibeln zeigt

Die Gattung wurde 1851 von Thomas C. Jerdon etabliert,[1] um die Art Harpegnathos saltator aufzunehmen, die in Indien gefunden worden war. In dem Glauben, dass der Name aufgrund von Homonymie nicht mehr verfügbar wäre, stellte Frederick Smith (1858)[2] den unnötigen Ersatznamen Drepanognathus auf (heute ein Synonym von Harpegnathos). Eine Zeit lang wurden beide Namen in Veröffentlichungen anderer Autoren verwendet, bis der ursprüngliche Name wiederhergestellt wurde. Eine neue Art wurde zuletzt 1963 beschrieben, so dass heute insgesamt sieben Harpegnathos-Arten und vier weitere Unterarten beschrieben sind. Die Gattung gehört zur Unterfamilie der Urameisen und ist eng mit den anderen Gattungen ihrer Unterfamilie, den Ponerini, verwandt und ist wahrscheinlich eine Schwestergattung aller Ponerini.

Multifunktionale Unterkiefer

Die Unterkiefer der Ameise sind in mehrere Segmente unterteilt, die sich in ihrer Struktur unterscheiden. So verfügt der Unterkiefer im distalen bis mittleren Teil über doppelreihige, nicht parallele Zähne, die ein kräftiges Festhalten ermöglichen. Im proximalen Teil hat der Unterkiefer eine glatte Einbuchtung, die ausschließlich zum sanften Greifen der Ameiseneier dient. Weiterhin kann der Unterkiefer um zwei orthogonale Achsen gedreht werden, wodurch sich der Abstand und die Konfiguration des Unterkiefers gleichzeitig ändern. Dies ermöglicht es der Ameise, ihn für verschiedene Zwecke von Angriff und Jagd bis hin zur sorgfältigen Pflege der Eier zu verwenden.[3]

Jagdverhalten

Harpegnathos ist vom Aussehen her eine äußerst markante Gattung, die sehr an die in Australien vorkommenden Myrmecia erinnert. Wie Myrmecia hat Harpegnathos sehr große Augen, da sich beide bei der Jagd hauptsächlich auf ihr Sehvermögen verlassen und nicht wie die meisten anderen Ameisen Pheromonspuren legen. Ebenso wie Myrmecia haben sie große Kiefer, da die Arbeiterinnen aufgrund des Fehlens von Pheromonsignalen als Einzelgängerinnen jagen und die Nahrung in ihren Kiefern zum Nest zurücktragen müssen, da ihnen auch ein sozialer Magen fehlt.[4]

Koloniestruktur

Harpegnathos hat eine komplexe Koloniestruktur, die sich von der anderer Gattungen unterscheidet. Eine Kolonie produziert einerseits Königinnen, die aus ihrer Geburtskolonie ausfliegen, sich mit fremden Männchen paaren und und neue Kolonien gründen. Im Unterschied zu anderen Ameisenarten können jedoch auch manche Arbeiterinnen (die als Gamergaten bezeichnet werden) befruchtet werden und Eier zu legen. Im Fall von H. saltator werden die Gamergaten meist von Männchen aus derselben Kolonie (ihren Brüdern) befruchtet. Nach dem Tod der Königin, können ein oder mehrere Gamergaten an ihre Stelle treten und sich in der Kolonie fortpflanzen. Es werden auch dann weiterhin Königinnen produziert, die ausfliegen und neue Kolonien gründen. Die Kombination aus Königinnen- und Gamergaten-Fortpflanzung führt zu einer verlängerten Lebensdauer der Kolonien und macht sie theoretisch unsterblich.[5] Insbesondere erlaubt dieser Mechanismus den Erhalt des wertvollen Nests auch nach dem Tod der Königin. [6]

Arten

Weblinks

Commons: Harpegnathos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. T. C. Jerdon: A catalogue of the species of ants found in Southern India. In: Madras Journal of Literature and Science. 17. Jahrgang, 1851, S. 103–127 (englisch).
  2. Smith, F. (1858). Catalogue of hymenopterous insects in the collection of the British Museum. Part VI. Formicidae. London: British Museum, 216 pp.
  3. Zhang Wei: Multifunctional mandibles of ants: Variation in gripping behavior facilitated by specific microstructures and kinematics. In: Journal of Insect Physiology. 120. Jahrgang, 2020, S. 103993, doi:10.1016/j.jinsphys.2019.103993, PMID 31836493 (englisch, sciencedirect.com).
  4. W. Gronenberg, J. Liebig,: Smaller Brains and Optic Lobes in Reproductive Workers of the Ant Harpegnathos. In: Naturwissenschaften. Band 86, 1999, S. 343–345, doi:10.1007/s001140050631 (englisch).
  5. Peeters, C., Liebig, J., Hölldobler, B.: Sexual reproduction by both queens and workers in the ponerine ant Harpegnathos saltator. In: Insectes Sociaux. 47. Jahrgang, Nr. 4, 2000, S. 325–332, doi:10.1007/PL00001724 (englisch).
  6. Christian Peeters, Bert Hölldobler: Reproductive Cooperation Between Queens and Their Mated Workers: The Complex Life History of an ant With a Valuable Nest. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Band 92, Nr. 24, 1995, S. 10977–10979, JSTOR:2368727.