„Kalkmörtel“ – Versionsunterschied

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Luftkalkmörtel ist weniger druckfest als hydraulisch abbindender Mörtel. Er eignet sich als [[Mauermörtel]], wenn keine allzu hohe Druckfestigkeit benötigt wird. Kalkmörtel (ohne Zementzusatz) wirken [[feuchtigkeit]]sregulierend und werden seit Jahrhunderten als [[Putz (Werkstoff)|Innenputz]] eingesetzt.
Luftkalkmörtel ist weniger druckfest als hydraulisch abbindender Mörtel.<ref>{{Literatur |Autor=A. Agatz, K. Beyer, R. Bloß, P. Böß, F. Dischinger, W. Flügge, J. Göderitz, O. Graf, E. Marquardt, W. Müller, R. Niemeyer, W. Paxmann |Titel=Taschenbuch für Bauingenieure |Verlag=Springer-Verlag |Ort= |Datum=1943 |ISBN=978-3-642-99707-5 |Seiten=372 |Online=[https://books.google.com/books?id=VOHLBgAAQBAJ&newbks=0&printsec=frontcover&pg=PA372&hl=de books.google.com]}}</ref> Er eignet sich als [[Mauermörtel]], wenn keine allzu hohe Druckfestigkeit benötigt wird. Kalkmörtel (ohne Zementzusatz) wirken [[feuchtigkeit]]sregulierend und werden seit Jahrhunderten als [[Putz (Werkstoff)|Innenputz]] eingesetzt.


Je nach Ausgangsmaterial erreichen Kalkputze einen höheren [[Weißgrad]] als andere Wandputze. Die Helligkeit wird von verschiedenen Faktoren, aber insbesondere der Geschwindigkeit der Abtrocknung des frischen Putzmörtels beeinflusst, die wiederum von der Saugfähigkeit des Untergrundes abhängig ist. Kalkputze entwickeln oft eine lebendige und leuchtende Oberfläche. Dunkel gefärbter Kalkputz kann eine wolkige Struktur annehmen. [[Kalkglättetechniken|Geglätteter Kalkputz]] hat oft eine schimmernde, samtige Oberfläche.
Je nach Ausgangsmaterial erreichen Kalkputze einen höheren [[Weißgrad]] als andere Wandputze. Die Helligkeit wird von verschiedenen Faktoren, aber insbesondere der Geschwindigkeit der Abtrocknung des frischen Putzmörtels beeinflusst, die wiederum von der Saugfähigkeit des Untergrundes abhängig ist. Kalkputze entwickeln oft eine lebendige und leuchtende Oberfläche. Dunkel gefärbter Kalkputz kann eine wolkige Struktur annehmen. [[Kalkglättetechniken|Geglätteter Kalkputz]] hat oft eine schimmernde, samtige Oberfläche.

Version vom 13. März 2024, 14:50 Uhr

Kalkmörtel ist als Baustoff eine Mischung aus gelöschtem Kalk und Sand und wird je nach Zusammensetzung in verschiedene Mörtelgruppen (MG) eingeteilt.

Dieser Artikel beschäftigt sich vornehmlich mit Luftkalkmörtel (kurz Luftkalk), bei dem die Erhärtung des Kalkes durch Bildung von kohlensaurem Kalk durch Aufnahme von Kohlendioxid aus der Luft erfolgt.[1] Kalkmörtel mit hydraulischen Anteilen wie Puzzolanen werden auch als Wasserkalkmörtel bezeichnet.

Geschichte

Die Herstellung von Luftkalkmörtel ist schon seit frühester Zeit bekannt.[1] Im Jahr 2016 wurde die traditionelle Herstellung von Kalkmörtel von der deutschen UNESCO-Kommission in das bundesweite Verzeichnis immateriellen Kulturerbes aufgenommen.[2]

Zusammensetzung

Verarbeitungsfähiger Luftkalkmörtel (MG 1) enthält gelöschten Kalk (, Calciumhydroxid; im Handel auch als Weißkalkhydrat), der beim Abbinden in Calciumcarbonat (, Kalkstein) umgesetzt wird.

Wird der Begriff Kalkmörtel nicht weiter spezifiziert, ist meist ein Putz- oder Mauermörtel der Mörtelgruppe MG 2a „Kalkmörtel / hydraulischer Mörtel“ (Druckfestigkeit 2,5 MN/m²) nach DIN 1053 (Mauerwerks-DIN) mit hydraulischen Bestandteilen und Kunstharz-Zusätzen gemeint.

Bei Zugabe von einem Raumteil Zement zu zwei Raumteilen Kalk erhält man „Kalkzementmörtel“ (Gruppe MG 2b, bis 5 MN/m²).

Schon die Zugabe einer geringe Menge des hydraulisch abbindenden Zement erhöht die Festigkeit von Kalkmörtel und verringert seine Elastizität.

Gips wird in beliebigen Mengenverhältnissen mit Kalkputz vermischt, um zwischen den Eigenschaften beider Bindemittel zu vermitteln. Gips härtet deutlich schneller ab, so dass eine Oberflächenbearbeitung oft unmittelbar nach dem Auftragen möglich ist. Gips vergrößert beim Abbinden sein Volumen und kann so das Schwinden von Kalkmörtel mit geringem Sandanteil ausgleichen.

Mörtel-Fertigmischungen enthalten häufig Anteile von Kunstharz-Bindemitteln, seltener auch Mauerbinder.

Insbesondere in der Denkmalpflege wird heute auch noch Heißkalkmörtel eingesetzt, bei dem Branntkalk erst beim Mischen des Mörtels abgelöscht wird.

Um eine rissfreie Oberfläche bei ungleichmäßigem oder problematischem Untergrund zu erreichen, wurde früher Haarkalk verwendet, dem Tierhaare zugesetzt waren. Haarkalk wurde auch über an die Unterseite von Holzbalkendecken genagelte Trapezleisten gestrichen. Die dabei durch die Abstände zwischen den Leisten gedrückten Haare dienten als Putzträger für den anschließend an der Deckenunterseite aufgetragenen Putz.[3]

Mauermörtel wird typischerweise aus einem Raumteil (RT) Baukalk und drei Raumteilen Sand hergestellt. Um Risse auszuschließen, werden Putzmörteln bis zu vier RT Sand beigemischt. In Sonderfällen, wie etwa bei sehr feinem Sand zur Herstellung von dünnschichtigem Schlämm-, Schweiß- oder Spachtelputz, können 2 Teile Sand ausreichen. Bei Verwendung von grobem Sand, etwa zur Herstellung von haufwerksporigem Mörtel, können demgegenüber auch bis zu fünf Teile Sand eingesetzt werden.

Durch eine Erhöhung des Wasseranteils erhöht sich der Porenanteil des Putzes. Dies kann unter Umständen erwünscht sein. Es erhöht sich dadurch aber auch die Gefahr von Trocknungsrissen. Alternativ kann zur Erhöhung der Porosität Aluminiumpulver beigemischt werden, das zur Bildung von Wasserstoff führt.[4]

Essigsaure Tonerde kann beigemischt werden, um die Haftung von neuem Kalkmörtel auf alten Kalkputzuntergründen mit Sinterhaut[5][6][7] oder mit Salzbelastung[8] zu verbessern. Verwendet wird typischerweise eine 1-prozentige Lösung, deren pH-Wert etwa 4 beträgt.

Abbindevorgang

Nach Auftragen des breiigen, mit Wasser versetzten Mörtels bindet er allmählich ab. Das Calciumhydroxid () geht dabei mit Kohlenstoffdioxid () der Luft, welches mit Wasser zu Kohlensäure reagiert, zu Kalk () über:



(Teilreaktion des technischen Kalkkreislaufs)

Luftkalkmörtel ohne hydraulische Bestandteile bindet also nur bei Zutritt des in der Luft enthaltenen Kohlendioxids ab. Solange frischer Kalkmörtel von einer Schicht Wasser bedeckt ist, kann er über längere Zeit gelagert werden, ohne auszuhärten.

Zur Karbonatisierung ist andererseits auch die Anwesenheit von Wasser erforderlich. Trocknet der Mörtel aus, verlangsamt sich der Prozess des Abbindens, kommt jedoch nicht vollständig zum Erliegen, da in der Regel die Hygroskopie des Mörtels und die Luftfeuchtigkeit ein Fortschreiten der Reaktion erlaubt.[9] Der vollständige Abschluss des Prozesses kann viele Jahre dauern. Er kann durch wiederholtes Anfeuchten des Mörtels sowie die Erhöhung der Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Umgebungsluft beschleunigt werden. Früher war es üblich, nach dem Aufbringen von Kalkmörtel Holz- oder Kohlefeuer im Gebäude zu entzünden. In einigen besonders dicken Mauern alter Burgen ist der Mörtel teilweise heute noch nicht abgebunden. Das Abbinden verzögert sich insbesondere auch dadurch, dass sich auf der Oberfläche eine transparente Sinterschicht von einigen Mikrometern Dicke bildet, die aus hochkristallinem, reinem Calcit besteht, und die Diffusion von in das Innere, und daher das Auskarbonatisieren behindert.

Kalkmörtel sollte nicht bei Temperaturen von unter 5 °C verarbeitet werden.

Die sich bildenden feinen, nadelartigen Kalkkristalle verzahnen sich mit dem zugemischten Sand. Gesteinskörnungen aus Kalkstein oder Dolomit gehen mit den Calcit-Kristallen des Mörtels auch eine chemische Bindung ein.

Wenn der Mörtel zu schnell abtrocknet, spricht man vom Aufbrennen. Der Mörtel härtet dann nicht ausreichend oder zu langsam aus. Meist zieht ein allzu saugfähiger Untergrundes die Feuchtigkeit an sich. Um dies zu verhindern, sollte ein stark saugfähiger Untergrund ausreichend vorgenässt oder vorbehandelt werden (z. B. mit Tiefgrund). Alternativ kann der bereits aufgetragene Putz durch mehrfaches Besprühen mit Wasser feucht gehalten werden. Auch feuchtigkeitsbindende Zusatzstoffe wie Zellulose verlangsamen den Wasserentzug und die Abtrocknung und verlängern die Zeit, in der die Mörtelöberfläche noch bearbeitet werden kann.

Eigenschaften und Verwendung

Luftkalkmörtel ist weniger druckfest als hydraulisch abbindender Mörtel.[10] Er eignet sich als Mauermörtel, wenn keine allzu hohe Druckfestigkeit benötigt wird. Kalkmörtel (ohne Zementzusatz) wirken feuchtigkeitsregulierend und werden seit Jahrhunderten als Innenputz eingesetzt.

Je nach Ausgangsmaterial erreichen Kalkputze einen höheren Weißgrad als andere Wandputze. Die Helligkeit wird von verschiedenen Faktoren, aber insbesondere der Geschwindigkeit der Abtrocknung des frischen Putzmörtels beeinflusst, die wiederum von der Saugfähigkeit des Untergrundes abhängig ist. Kalkputze entwickeln oft eine lebendige und leuchtende Oberfläche. Dunkel gefärbter Kalkputz kann eine wolkige Struktur annehmen. Geglätteter Kalkputz hat oft eine schimmernde, samtige Oberfläche.

Neben den raumklimatischen Vorteilen haben Kalkputze und -mörtel gegenüber Zementputzen auch noch ökologische Vorteile. Das bei der Herstellung von Branntkalk aus Kalkstein ausgetriebene wird beim Abbindeprozess wieder aufgenommen. Bei Zementmörteln, die ebenfalls überwiegend aus Kalkstein hergestellt werden, findet keine -Aufnahme statt. Bedeutende -Emissionen entstehen meist auch bei der Erzeugung der Prozesswärme zum Brennen des Kalksteins.

In Rüdersdorf bei Berlin (Landkreis Märkisch-Oderland) wird seit mehr als 200 Jahren Kalkmörtel in Handarbeit hergestellt. Die traditionelle Herstellungsmethode wurde im Jahr 2016 von der deutschen UNESCO-Kommission in das bundesweite Verzeichnis immateriellen Kulturerbes aufgenommen.[2]

Normen und Standards

Literatur

  • H. Künzel, G. Riedl: Werk-Trockenmörtel. Kalkputze in der Denkmalpflege. In: Bautenschutz und Bausanierung, 2/1996.
  • Wilhelm Michaelis d. Ä.: Der Kalkmörtel. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 17, 1908, S. 120–122 (zlb.de).

Einzelnachweise

  1. a b Mohammad Nodoushani: Handbuch Instandsetzung und Sicherung von Bauwerken: Verfahren, Baustoffe, Qualitätssicherung und rechtliche Aspekte ; mit 3 Tabellen. expert verlag, 1996, ISBN 978-3-8169-1307-8 (books.google.com).
  2. a b UNESCO erklärt Rüdersdorfer Kalkmörtel zum Kulturerbe (Memento vom 20. Dezember 2016 im Internet Archive). In: RBB Online, 9. Dezember 2016.
  3. Decke. [1]. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 4: Chemnitzer–Differenz. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1906, S. 604 (Digitalisat. zeno.org – Fig. 5).
  4. Erwin Emmerling, Stefanie Correll, Andreas Grüner, Ralf Kilian (Hrsg.): Firmitas et Splendor. Vitruv und die Techniken des Wanddekors (Memento vom 23. November 2021 im Internet Archive; PDF; 17 MB) ar.tum.de, S. 174: „Versuch 5 [Porosität, Aluminium]“. Studien aus dem Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft, Technische Hochschule München, Fakultät für Architektur.
  5. RÖFIX Tonerdelösung – Technisches Merkblatt, Stand 21. Mai 2021 (Memento vom 6. Dezember 2021 im Internet Archive; PDF; 231 kB) Fixit-Gruppe.
  6. HASIT Tonerdelösung, Haftverbesserer – Technisches Merkblatt, Stand 31. März2022 (Memento vom 9. Juli 2023 im Internet Archive; PDF; 693 kB) Fixit-Gruppe.
  7. SinterFluid Essigsaure Tonerdelösung – Technisches Merkblatt, Stand 2. März2023 (PDF; 118 kB) Baumit GmbH.
  8. Konrad Fischer: Feuchte und Salz am Altbau – Faktensammlung und Tips 2, Zu Mauerfeuchte, Salzschäden und aufsteigender Feuchte, Sanierung mit Sanierputz, Denkmalschutz und Denkmalpflege. konrad-fischer-info.de, Abschnitt „Maßnahmen zur Verminderung bauschädlicher Salze / Allgemeine Verfahrenshinweise“; abgerufen im August 2019.
  9. Erwin Emmerling, Stefanie Correll, Andreas Grüner, Ralf Kilian (Hrsg.): Firmitas et Splendor. Vitruv und die Techniken des Wanddekors (Memento vom 23. November 2021 im Internet Archive; PDF; 17 MB) ar.tum.de, S. 172: „Versuchsreihe 3 [Trockengelöschter Kalk]“. Studien aus dem Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft, Technische Hochschule München, Fakultät für Architektur
  10. A. Agatz, K. Beyer, R. Bloß, P. Böß, F. Dischinger, W. Flügge, J. Göderitz, O. Graf, E. Marquardt, W. Müller, R. Niemeyer, W. Paxmann: Taschenbuch für Bauingenieure. Springer-Verlag, 1943, ISBN 978-3-642-99707-5, S. 372 (books.google.com).