„White-Nose-Syndrom“ – Versionsunterschied
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Die Krankheit befällt mehrere in Höhlen überwinternde Fledermausarten (Vertreter der Gattungen ''[[Myotis]]'' und ''[[Pipistrellus]]''). Tote oder sterbende Tiere zeigen vielfach weißen Pilzbewuchs vor allem in der Nasenregion, zuweilen auch an anderen Körperteilen wie den Ohren oder den [[Flughaut|Flughäuten]]. Da die erkrankten Tiere untergewichtig sind, fehlen ihnen die für den Winterschlaf und das Überleben danach erforderlichen Fettreserven. |
Die Krankheit befällt mehrere in Höhlen überwinternde Fledermausarten (Vertreter der Gattungen ''[[Myotis]]'' und ''[[Pipistrellus]]''). Tote oder sterbende Tiere zeigen vielfach weißen Pilzbewuchs vor allem in der Nasenregion, zuweilen auch an anderen Körperteilen wie den Ohren oder den [[Flughaut|Flughäuten]]. Da die erkrankten Tiere untergewichtig sind, fehlen ihnen die für den Winterschlaf und das Überleben danach erforderlichen Fettreserven. |
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In engem Zusammenhang mit der Krankheit steht die zu einer Gattung bodenbewohnender Pilze gehörende, 2008 neu beschriebene Art ''[[Geomyces destructans]]''<ref>[http://www.sciencedaily.com/releases/2008/10/081030144613.htm Science Daily, 31. Oktober 2008]</ref>. Diese Art ist durch Anpassung an kühle Verhältnisse ([[Psychrophilie]]) gekennzeichnet. Da in den betroffenen Höhlen aufgefundene tote Tiere jedoch nicht immer Zeichen von Pilzbefall tragen, ist der Pilz möglicherweise nicht Primärursache, sondern Symptom einer anderen (bislang ungeklärten) Ursache des Massensterbens. In den Höhlen, in denen die Krankheit zuerst festgestellt wurde, hat die Fledermauspopulation seitdem über 90 % abgenommen. Besonders gefährdet durch die Ausbreitung des White-Nose-Syndroms erscheint derzeit die Art ''[[Myotis sodalis]]'', deren wenige Hauptüberwinterungsquartiere bereits befallen sind. |
In engem Zusammenhang mit der Krankheit steht die zu einer Gattung bodenbewohnender Pilze gehörende, 2008 neu beschriebene Art ''[[Geomyces destructans]]''<ref>[http://www.sciencedaily.com/releases/2008/10/081030144613.htm Science Daily, 31. Oktober 2008]</ref>. Diese Art ist durch Anpassung an kühle Verhältnisse ([[Psychrophilie]]) gekennzeichnet. Da in den betroffenen Höhlen aufgefundene tote Tiere jedoch nicht immer Zeichen von Pilzbefall tragen, ist der Pilz möglicherweise nicht Primärursache, sondern Symptom einer anderen (bislang ungeklärten) Ursache des Massensterbens. In den Höhlen, in denen die Krankheit zuerst festgestellt wurde, hat die Fledermauspopulation seitdem über 90 % abgenommen. Besonders gefährdet durch die Ausbreitung des White-Nose-Syndroms erscheint derzeit die Art ''[[Myotis sodalis]]'', deren wenige Hauptüberwinterungsquartiere bereits befallen sind. Es wird allerdings befürchtet, dass selbst häufige Arten, wie das Kleine Braune Mausohr (''[[Myotis lucifugus]]''), regional komplett verschwinden werden<ref>{{cite journal |
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| pages=679-682 |
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| doi=10.1126/science.1188594 |
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2009 |
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* ''Geomyces destructans'' wurde inzwischen von Amerika nach Europa eingeschleppt. |
* ''Geomyces destructans'' wurde inzwischen von Amerika nach Europa eingeschleppt. |
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* ''Geomyces destructans'' ist in Europa heimisch, führt dort aber zu keinen Massensterben, da dortige Fledermausarten – anders als in Nordamerika, wohin der Pilz aus Europa verschleppt wurde, – immun sind. |
* ''Geomyces destructans'' ist in Europa heimisch, führt dort aber zu keinen Massensterben, da dortige Fledermausarten – anders als in Nordamerika, wohin der Pilz aus Europa verschleppt wurde, – immun sind. |
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* ''Geomyces destructans'' ist ein [[opportunistischer Erreger]] und befällt bereits durch andere Ursachen geschwächte Tiere (vgl. auch weiter oben). |
* ''Geomyces destructans'' ist ein [[opportunistischer Erreger]] und befällt bereits durch andere Ursachen geschwächte Tiere (vgl. auch weiter oben). |
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wurde mit den aktuellen Erkenntnissen das erste Szenario widerlegt und das zweite bestätigt. |
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Während die Suche nach Klärung der Ursachen andauert, fordert der [[United States Fish and Wildlife Service]] alle Höhlenforscher auf, auf das Begehen von Höhlen in den betroffenen und angrenzenden US-Bundesstaaten zu verzichten, um die Krankheitsübertragung nicht zu fördern und die Fledermäuse nicht zusätzlich zu stören. |
Während die Suche nach Klärung der Ursachen andauert, fordert der [[United States Fish and Wildlife Service]] alle Höhlenforscher auf, auf das Begehen von Höhlen in den betroffenen und angrenzenden US-Bundesstaaten zu verzichten, um die Krankheitsübertragung nicht zu fördern und die Fledermäuse nicht zusätzlich zu stören. |
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== Literatur == |
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* [http://www.cdc.gov/eid/content/16/2/pdfs/09-1391.pdf Puechmaille SJ, Verdeyroux P, Fuller H, Ar Gouilh M, Bekaert M, Teeling EC: ''White-nose syndrome fungus (Geomyces destructans) in bat, France''. Emerg Infect Dis. 2010 Feb] |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
Version vom 7. August 2010, 00:02 Uhr
Das White-Nose-Syndrom (WNS; deutsch auch als „Weißnasen-Syndrom“ oder „Weißnasenkrankheit“ bezeichnet) ist eine offenbar eng mit einem Pilz in Zusammenhang stehende Erkrankung, die mehrere Arten von Fledermäusen befällt und zu Massensterben führt. Sie wurde 2006 erstmals in den nordöstlichen USA festgestellt und breitet sich dort seitdem aus. Bis Ende 2009 fielen ihr bereits über eine Million Tiere zum Opfer.
Erste Beobachtungen des White-Nose-Syndroms stammen vom Februar 2006. Befallene Tiere wurden in als Überwinterungsquartier genutzten Höhlen westlich von Albany (New York) gefunden. In den folgenden Wintern vergrößerte sich das betroffene Areal; derzeit (März 2010) reicht es von New Hampshire bis Tennessee, hauptsächlich westlich des Hauptkammes der Allegheny Mountains. Im März 2010 wurde außerdem ein erster Bericht aus Kanada über eine betroffene Fledermauskolonie im Raum Bancroft (Ontario) bekannt.[1]
Die Krankheit befällt mehrere in Höhlen überwinternde Fledermausarten (Vertreter der Gattungen Myotis und Pipistrellus). Tote oder sterbende Tiere zeigen vielfach weißen Pilzbewuchs vor allem in der Nasenregion, zuweilen auch an anderen Körperteilen wie den Ohren oder den Flughäuten. Da die erkrankten Tiere untergewichtig sind, fehlen ihnen die für den Winterschlaf und das Überleben danach erforderlichen Fettreserven.
In engem Zusammenhang mit der Krankheit steht die zu einer Gattung bodenbewohnender Pilze gehörende, 2008 neu beschriebene Art Geomyces destructans[2]. Diese Art ist durch Anpassung an kühle Verhältnisse (Psychrophilie) gekennzeichnet. Da in den betroffenen Höhlen aufgefundene tote Tiere jedoch nicht immer Zeichen von Pilzbefall tragen, ist der Pilz möglicherweise nicht Primärursache, sondern Symptom einer anderen (bislang ungeklärten) Ursache des Massensterbens. In den Höhlen, in denen die Krankheit zuerst festgestellt wurde, hat die Fledermauspopulation seitdem über 90 % abgenommen. Besonders gefährdet durch die Ausbreitung des White-Nose-Syndroms erscheint derzeit die Art Myotis sodalis, deren wenige Hauptüberwinterungsquartiere bereits befallen sind. Es wird allerdings befürchtet, dass selbst häufige Arten, wie das Kleine Braune Mausohr (Myotis lucifugus), regional komplett verschwinden werden[3].
Durch die Infektion in Nordamerika sensibilisiert, wurden seit 2009 auch in etlichen europäischen Ländern (Deutschland, Österreich, Ungarn, Frankreich) eindeutig mit Geomyces destructans infizierte Fledermäuse gefunden[4]. Diese lebten jedoch und wiesen kein Untergewicht auf. Aus dem weiten Verbreitungsgebiet des Pilzes in Europa wird geschlußfolgert, daß der Pilz hier schon länger verbreitet ist und für die europäischen Fledermäuse offenbar keine Gefahr darstellt. Von den bisher diskutierten drei Szenarien:
- Geomyces destructans wurde inzwischen von Amerika nach Europa eingeschleppt.
- Geomyces destructans ist in Europa heimisch, führt dort aber zu keinen Massensterben, da dortige Fledermausarten – anders als in Nordamerika, wohin der Pilz aus Europa verschleppt wurde, – immun sind.
- Geomyces destructans ist ein opportunistischer Erreger und befällt bereits durch andere Ursachen geschwächte Tiere (vgl. auch weiter oben).
wurde mit den aktuellen Erkenntnissen das erste Szenario widerlegt und das zweite bestätigt.
Während die Suche nach Klärung der Ursachen andauert, fordert der United States Fish and Wildlife Service alle Höhlenforscher auf, auf das Begehen von Höhlen in den betroffenen und angrenzenden US-Bundesstaaten zu verzichten, um die Krankheitsübertragung nicht zu fördern und die Fledermäuse nicht zusätzlich zu stören.
Weblinks
- Informationsseite von Bat Conservation and Management (englisch)
- Aktuelle Informationen der National Speleological Society zur WNS-Ausbreitung (englisch)
- Tom Volk - Fungus of the month (englisch)
- Tödliche Pilzkrankheit rafft Fledermäuse dahin (Meldung Spiegel Online 3. August 2010)
Einzelnachweise
- ↑ Ottawa Citizen, 21. März 2010
- ↑ Science Daily, 31. Oktober 2008
- ↑ Winifred F. Frick,1,2,* Jacob F. Pollock,3 Alan C. Hicks,4 Kate E. Langwig,4,1 D. Scott Reynolds,5,1 Gregory G. Turner,6 Calvin M. Butchkoski,6 Thomas H. Kunz1: An Emerging Disease Causes Regional Population Collapse of a Common North American Bat Species. In: Science. 329. Jahrgang, 2010, S. 679–682, doi:10.1126/science.1188594 (sciencemag.org).
- ↑ Sébastien J. Puechmaille, Pascal Verdeyroux, Hubert Fuller, Meriadeg Ar Gouilh, Michaël Bekaert, Emma C. Teeling: White-Nose Syndrome Fungus (Geomyces destructans) in Bat, France. In: Emerging Infectious Diseases. 16. Jahrgang, 2010, S. 290–293, doi:10.3201/eid1602.091391 (cdc.gov).Gudrun Wibbelt, Andreas Kurth, David Hellmann, Manfred Weishaar, Alex Barlow, Michael Veith, Julia Prüger, Tamás Görföl, Lena Grosche, Fabio Bontadina, Ulrich Zöphel, Hans-Peter Seidl, Paul M. Cryan, David S. Blehert: White-Nose Syndrome Fungus (Geomyces destructans) in Bats, Europe. In: Emerging Infectious Diseases. 16. Jahrgang, 2010, S. 1237–1242, doi:10.3201/eid1608.100002 (cdc.gov).