Abteilung Fremde Heere
Die Abteilung Fremde Heere war eine im Großen Generalstab des deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg eingerichtete Dienststelle zur Bewertung der Feindlage. Diese Stelle wertete in erster Linie Informationen aus, die durch Feindlageoffiziere an den Fronten und die Abteilung III b geliefert wurden. Sie ging im Mai 1917 aus der bisherigen „Nachrichtenabteilung“ hervor.
Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Abteilung formell aufgelöst (wie viele offiziell wegen der Bestimmungen des Versailler Vertrages aufgelöste Dienststellen), aber unter dem Tarnnamen „Heeresstatistische Abteilung“ als „Abteilung T 3“ des Truppenamtes der Reichswehr weiterbetrieben. Dieser Abteilung war bis 1928 die „Gruppe Abwehr“ angegliedert, die anschließend als eigenständige Abteilung direkt dem Reichswehrminister unterstellt wurde. Diese Umstellung wurde zur Trennung von Nachrichtenbeschaffung und -auswertung vorgenommen.
1931 erfolgte die offizielle Rückbenennung in Abteilung Fremde Heere. 1938 kam es zu internen Umstrukturierungen, die zur Aufteilung in zwei getrennte Abteilungen des Generalstabs, nämlich Fremde Heere West (3. Abteilung) und Fremde Heere Ost (12. Abteilung) führten. Beide Abteilungen standen zusammen mit der Attaché-Gruppe unter der Leitung des Oberquartiermeisters IV (O Qu IV) im Generalstab des Heeres.
Die Abteilung Fremde Heere Ost wurde von 1942 bis April 1945 von Reinhard Gehlen geleitet, der zuletzt den Rang eines Generalmajors bekleidete. Gehlen übernahm nach Kriegsende von den Besatzungsbehörden in der Amerikanischen Besatzungszone den Auftrag, einen Geheimdienst nach amerikanischen Vorbild mit deutschem Personal – die später so genannte Organisation Gehlen – aufzubauen. In dieser Eigenschaft gewann er eine namhafte Zahl seiner früheren Mitarbeiter dafür, nunmehr für diesen neuen Dienst zu arbeiten. Durch Übernahme der nichtstaatlichen Organisation Gehlen in die bundesdeutsche Verwaltung entstand 1956 der Bundesnachrichtendienst.
Leiter der Abteilung T 3/Fremde Heere
- Friedrich von Boetticher (1920–1924)
- Curt Liebmann (1924–1928)
- Erich Kühlenthal (1928–1930)
- Herbert Fischer (1930–1933)
- Carl-Heinrich von Stülpnagel (1933–1936)
- Kurt von Tippelskirch (1936–1938)
Leiter der FHO
- 1. März 1939 bis 31. März 1942 Eberhard Kinzel
- 1. April 1942 bis 10. April 1945 Reinhard Gehlen
- 10. April bis Mai 1945 Gerhard Wessel (beauftragt)
Leiter der FHW
- 1938 bis 1. März 1943 Ulrich Liss
- 1. März 1943 bis Juli 1944 Alexis Freiherr von Roenne
- 1944 bis Mai 1945 Willi Bürklein
Literatur
- David Thomas: Foreign Armies East and German Military Intelligence in Russia 1941–45. In: Journal of Contemporary History Vol. 22, Nr. 2, 1987, ZDB-ID 790667-5, S. 261–301.
- Reinhard Gehlen: Der Dienst. Erinnerungen 1942–1971. von Hase & Köhler, Mainz u. a. 1971, ISBN 3-920324-01-3.
- Magnus Pahl: Fremde Heere Ost. Hitlers militärische Feindaufklärung, Ch. Links Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86153-694-9.