Aeromarine Plane and Motor Company

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Aeromarine Plane and Motor Company

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Rechtsform Corp.
Gründung März 1914
Auflösung 1931
Auflösungsgrund Insolvenz
Sitz Keyport, New Jersey USA
Leitung Inglis Uppercu
Branche Flugzeughersteller

Die Aeromarine Plane and Motor Company war einer der frühen US-amerikanischen Flugzeughersteller, dessen Ursprünge auf das Jahr 1908 zurückreichen. Die Aeromarine-Flugboote zählten in den USA während des Ersten Weltkriegs zu den erfolgreichen Entwicklungen, die bei der US Navy zum Einsatz kamen. Seit 1928 firmierte das Unternehmen unter dem Namen Aeromarine-Klemm Corporation mit Sitz in Keyport.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Boland Airplane and Motor Company[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uppercu

Die Gründung des Unternehmens erfolgte 1904, als die Brüder Frank und Joseph Boland im amerikanischen Rahway einen Reparaturbetrieb für Fahrräder, Motorräder und Automobile gründeten. Mit der Unterstützung des New Yorker Automobilhändlers Ingls Uppercu entstand aus diesem Betrieb 1908 die Boland Airplane and Motor Company[1]. Im Rahmen des Unternehmens widmeten sich die Boland-Brüder der Entwicklung schwanzloser Flugzeuge. Bis 1913 entstanden zwei schwanzlose Boland-Doppeldecker und zwei schwanzlose Flugboote am Firmensitz in Nutley. Frank Boland kam einem Vorführungsflug in Trinidad am 23. Januar 1913 ums Leben. Inglis Uppercu übernahm daraufhin die Anteile der Boland-Familie und benannte das Unternehmen im März 1914 in Aeromarine Plane and Motor Company um[2].

Aeromarine Plane and Motor Company[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Aeromarine Plane and Motor Company entstanden zwischen 1914 und 1925 eine Reihe erfolgreicher Flugboote, die im Wesentlichen bei der US Navy zum Einsatz kamen. Zur erfolgreichsten Konstruktion wurde 1917 der Seetrainer Aeromarine 39 und der Flugboottrainer Aeromarine 40 aus dem Jahr 1918. Bereits 1914 nahm die Aeromarine Plane and Motor Company auch die Entwicklung und Fertigung von Flugmotoren auf.

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs brach die Nachfrage nach Flugzeugen auch in den USA massiv ein. Um neue zivile Absatzmärkte für seine Flugzeuge zu schaffen, gründete Uppercu 1919 die Aeromarine Airways als eine der frühen amerikanischen Fluggesellschaften. Bei der Aeromarine Plane and Motor Company entstanden zwischen 1919 und 1924 zahlreiche weitere Flugzeugentwürfe, die allerdings nur noch als Einzelstücke gefertigt wurden und kein Kundeninteresse fanden. Das Unternehmen stellte daraufhin 1924 den Flugzeugbau ein. Bereits 1923 stellte Uppercu die Fertigung auf die Herstellung von Bus-Chassis um. Das Unternehmen wurde später in Haeley-Aeromarine Bus Company umbenannt.

Die Fertigung von Aeromarine Flugmotoren wurde im Rahmen der Uppercu-Burnelli Corporation fortgesetzt.

Aeromarine Airways[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An Aeromarine 75 of Aeromarine Airways

Die Aeromarine Sightseeing and Navigation Company wurde 1919 als Tochterunternehmen der Aeromarine Plane and Motor Company gegründet. Bereits 1919 wurden auf dem Hudson River mit Aeromarine Flugbooten Rundflüge angeboten. Im Oktober 1920 erfolgte der Zusammenschluss mit der Florida West Indies Airways Inc. zur Aeromarine West Indies Airways. Sie nahm im November 1920 den ersten regulären Passagier- und Luftpostdienst in den USA mit Aeromarine-Flugbooten auf der Strecke von Key West in Florida nach Havanna auf Kuba auf. Ab 1921 wurde das Unternehmen in Aeromarine Airways umbenannt und ein Regionalstreckennetz in New York und Connecticut aufgenommen. Seit 1922 bediente Aeromarine Airways die Strecke von Miami nach Nassau, die später in die Karibik verlängert wurde. Auch Landstrecken, wie etwa die Route von Cleveland nach Detroit gehörten zu den frühen Strecken der Aeromarine Airways. Trotz der Streckenausweitungen und des Einsatzes von 19 Aeromarine-Flugbooten gelang es Aeromarine Airways nicht, einen eigenwirtschaftlichen Flugverkehr ohne staatliche Subventionen zu etablieren. Mit der Einstellung der Luftfahrtsparte bei der Muttergesellschaft Aeromarine Plane and Motor Company endeten 1924 auch die Aktivitäten der Aeromarine Airways.[3]

Aeromarine-Klemm Corporation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aeromarine-Klemm AKL25A-NC198M

Über Charles Lindbergh kam Inglis Uppercu mit Hanns Klemm während dessen USA-Verkaufsreise im April 1928 in Kontakt. Uppercu war an der Wiederbelebung des Aeromarine Flugzeugbaus und an einer Lizenzfertigung der Daimler L20 in den USA interessiert. Um ein für den amerikanischen Markt geeignetes Flugzeug anbieten zu können, ließ Uppercu die Konstruktion auf imperiale Maße und amerikanische Verbindungselemente umkonstruieren. Die Leichtflugzeugbau Klemm GmbH garantierte Uppercu die Vertriebsrechte auf dem amerikanischen Kontinent und in Japan. Uppercu gründete für den Lizenzbau noch 1928 in Keyport die Aeromarine-Klemm Corporation.

Statt der Daimler L20 übernahm Uppercu die weiterentwickelte Klemm Kl 25 mit dem französischen Salmson AD9 Motor als Lizenzmuster. Sie ging als Aeromarine-Klemm AKL25 ab 1929 in Serie. Um das stärkere amerikanische Interesse an leistungsstarken Sportflugzeugen abdecken zu können, übernahm Uppercu noch im gleichen Jahr die Klemm Kl 26, deren überarbeitete Konstruktion bei Aeromarine-Klemm als Aeromarine-Klemm AKL26 gebaut wurde. Auch die Klemm L27 wurde von Aeromarine-Klemm noch 1929 für den amerikanischen Markt überarbeitet. Hiervon entstand allerdings nur noch ein Einzelstück.

Neben den eigenen Lizenzbauten erfolgte über Aeromarine-Klemm auch die Auslieferung von deutschen Klemm-Flugzeugen, die von Kunden in Südamerika bevorzugt wurden.

Die Weltwirtschaftskrise von 1929 brachte die Nachfrage nach Sportflugzeugen in den USA zum Zusammenbruch. Nach etwa 90 gebauten Klemm-Flugzeugen stellte Uppercu den Lizenzbau 1930 ein. Die Aeromarine-Klemm Corporation meldete kurze Zeit später Insolvenz an.[4][5][6][7]

Aeromarine-Flugzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übersicht der Aeromarine-Flugzeuge
Typ Erstflug Stückzahl Bemerkung
Aeromarine Model B 1910 Entenflugzeug
Aeromarine Flying Boat 1914 Enten-Flugboot
Aeromarine 39 1917 150 zweisitziger Land- und Seetrainer
Aeromarine M-1 1917 6 Fortgeschrittenenausbildung
Aeromarine 700 1917 2 Torpedobomber
Aeromarine DH-4B 1917 125 Umbauprogramm Airco DH.4 für De Havilland
Aeromarine 40 1918 50 zweisitziger Flugboottrainer
Aeromarine 50 1919 Reiseflugboot
Aeromarine ML 1920 Versuchsflugzeug
Aeromarine AS 1920 3 Seejäger
Aeromarine S.S. 1920 3 Seejäger
Aeromarine NBS-1 1920 25 Lizenzfertigung Martin NBS-1 für US Army
Aeromarine 60 1920 Flugboot
Aeromarine 80 1920 1 Umbau Curtiss HS-2L
Aeromarine 85 1920 1 Umbau Curtiss HS-2L
Aeromarine WM 1922 Postflugzeug
Aeromarine Sportsman 1922 Postflugzeug
Aeromarine PG-1 1922 3 Bodenangriffsflugzeug für die US Army Engineering Division
Aeromarine 52 1922 Passagierflugzeug
Aeromarine 55 1922 Passagierflugzeug
Aeromarine L.D.B XII 1923 nicht gebaut Nachtbomber
Aeromarine L.D.B XIII 1923 nicht gebaut Nachtbomber
Aeromarine 75 1920 6–8 Umbau Felixstowe F5L für zivile Nutzung[8]
Aeromarine AM-1 1923 1 Postflugzeug
Aeromarine AM-3 1923 1 Postflugzeug, modifiziertes AM-1 Design
Aeromarine AMC 1924 1 Passagierflugboot mit Metallhülle
Aeromarine AM-2 1924 1 Postflugzeug, modifiziertes AM-1 Design
Aeromarine EO 1924 1 Sportflugzeug
Aeromarine AT 1924 0 Armeetransportflugzeug
Aeromarine ASM 1924 Sportflugzeug
Aeromarine CO-L 1924 Beobachtungsflugzeug
Aeromarine ADA 1924 Landwirtschaftsflugzeug
Aeromarine Messenger 1924 1 Versuchsflugzeug
Aeromarine BM-1 1920s nicht gebaut Postflugzeug (Entwurf)
Aeromarine-Klemm AKL25 1928 ca. 60 Leichtflugzeug Lizenzfertigung Klemm Kl 25

mit 40 PS Salmson AD9 Motor

Aeromarine-Klemm AKL26

Aeromarine-Klemm AKL60

1929 9 Leichtflugzeug Lizenzfertigung Klemm Kl 26

mit 60 PS LeBlond 5D Motor

Aeromarine-Klemm AKL26A 1929 ca. 40 AKL26 mit Zusatztank für 480 sm Reichweite

und 65 PS LeBlond 5D Motor

Aeromarine-Klemm AKL26B

Aeromarine-Klemm AKL85

1930 14 AKL26 mit Zusatztank für 385 sm Reichweite

und 85 PS LeBlond 5DF Motor

Aeromarine-Klemm AKL26X 1932 1 AKL26 Umrüstung mit 65 PS Velie MS Motor
Aeromarine-Klemm AKL27 1930 1 AKL26 mit modifiziertem Rumpfkasten

und 110 PS LeBlond 7DF Motor

weitere 4 Flugzeuge als Umbau aus AKL26B

Aeromarine-Klemm AKL70 1929 2 Trainerversion mit Doppelsteuerung auf Basis AKL26

und 70 PS LeBlond 7E Motor

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter M Bowers: The Aeromarine-Klemm Series, in: The AOPA Pilot, Okt. 1968
  • Paul Zöller: Klemm-Flugzeuge Band I, Okt. 2020, ISBN 978-3-7526-2580-6
  • Paul Zöller: Klemm-Flugzeuge Band II – Spurensuche, Juni 2021, ISBN 978-3-7543-0366-5
  • Paul Zöller: Klemm-Flugzeuge Band III – Produktion und Werknummern-Liste, Nov. 2022, ISBN 978-3-7568-6256-6
  • Angelucci, Enzo. The American Fighter: The Definitive Guide to American Fighter Aircraft From 1917 to the Present. New York: Orion Books, 1987.
  • Gunston, Bill. (1993). World Encyclopaedia of Aircraft Manufacturers. Naval Institute Press: Annapolis, Maryland. p. 13

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Aeromarine Plane and Motor Company – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Aerial Age. (Online).
  2. Angelucci, p. 35.
  3. Daniel: Aeromarine Airways – A Pioneer Airline In U.S. Aviation. In: Timetableimages.com. Timetableimages.com, Dezember 2003, abgerufen am 22. Juli 2021 (englisch).
  4. Angelucci, p. 35.
  5. Paul Zöller: Klemm-Flugzeuge Band I. BoD, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7526-2580-6.
  6. Paul Zöller: Klemm-Flugzeuge. Band III. BoD, Norderstedt 2022, ISBN 978-3-7568-6256-6.
  7. Referenz für gesamten Abschnitt „Geschichte“: Übernahme aus der amerikanischen Wikipedia und Ergänzungen
  8. "Felixstowe (NAF) F-5-L (hull only) – Long Description" (Memento des Originals vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/airandspace.si.edu Smithsonian National Air and Space Museum