Ambigramm

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Rotierendes Ambigramm (engl.) „ambigram“

Als Ambigramm (von lateinisch ambo ‚beide‘ und griechisch gramma ‚Schrift‘) bezeichnet man gemeinhin einen Schriftzug oder ein symmetrisches Symbol, der bzw. das um einen bestimmten Winkel (meist 180°) gedreht wiederum den gleichen Schriftzug oder das gleiche Symbol ergibt. Im wörtlichen Sinne handelt es sich also um Schrift, die von beiden vorgegebenen Blickwinkeln aus gelesen werden kann.

Definition

Die gesamte Bedeutung des Begriffs Ambigramm geht über die allgemeine Bezeichnung hinaus, so definierte Douglas Hofstadter 1987 wie folgt:

“An ambigram is a visual pun of a special kind: a calligraphic design having two or more (clear) interpretations as written words. One can voluntarily jump back and forth between the rival readings usually by shifting one’s physical point of view (moving the design in some way) but sometimes by simply altering one’s perceptual bias towards a design (clicking an internal mental switch, so to speak). Sometimes the readings will say identical things, sometimes they will say different things.”

„Ein Ambigramm ist ein visuelles Wortspiel besonderer Art: eine kalligraphische Arbeit hat zwei oder mehr (klare) Lesarten. Dabei kann zwischen den verschiedenen Interpretationen durch Änderung des physikalischen Blickwinkels (Bewegung der Kalligraphie) gewechselt werden, jedoch reicht manchmal ein Umdenken (sozusagen einen inneren, mentalen Schalter umlegen). Dabei sind die Lesarten entweder identisch oder enthalten unterschiedliche Aussagen.“

Douglas Hofstadter

Bei Ambigrammen, bei denen ein ’mentaler Schalter’ umgelegt werden muss, um eine andere Lesart zu ermöglichen, handelt es sich um das kalligraphische Pendant zur Kippfigur.

Ambigramm kann auch als eine typographische Schöpfung definiert werden, die zwei oder mehr Interpretationen eines Schriftzuges ermöglicht.[1]

Eine Sonderform ist das Spinonym (abgeleitet von englisch (to) spin ‚drehen‘), bei dem die einzelnen Schriftzeichen gedreht werden.

Einordnung und Aufbau

Ein Ambigramm kann, muss aber nicht zugleich ein Palindrom sein. Es gibt grafisch angepasste Ambigramme oder echte Schriftambigramme. Mit einer grafischen Änderung der Schriftart lässt sich fast aus jedem Wort ein Ambigramm formen. Es gibt aber auch Ambigramme, bei denen eine grafische Anpassung der Schriftart nicht erforderlich ist. Beispiele hierzu sind Wörter wie opodo, pod, nuonu, NOON oder SOS, XOX und WM. Oft ergeben diese Phantasienamen keinen oder wenig Sinn, werden aber gerne als Marken oder Firmennamen genutzt. Um einen echten Ambigramm-Ausdruck nutzen zu können, ist meist auf Groß- und Kleinschreibung sowie geeignete Schriftarten zu achten. Geeignete Buchstaben sind: b, d, l, m, n, o, p, q, s, u, w, x, y, z, H, I, N, M, O, P, S, U, W, X, Y und Z.

Aber auch mit Zahlen lässt sich ein Ambigramm gestalten. Hier eignen sich: 0, 1 (ohne Aufstrich und Serife), 8, 6 und 9. Beispiele für drehbare Zahlen sind 0, 1, 8, 11, 69, 88, 96, 101, 111, 181, 609, 619, 689, 808, 818, 888, 906, 916, 986, 1001 usw. (siehe Folge A000787 in OEIS)

Geschichte

Peter Newells Ambigramm THE END / PUZZLE

Peter Newell veröffentlichte 1893 das erste bekannte Ambigramm THE END / PUZZLE.[2]

Der Begriff „ambigram“ wurde zuerst von Douglas Hofstadter gebraucht, der ihn einem seiner Freunde zuschreibt (Buch: Metamagical Themas, 1985).

Beispiele

Ambigramme besitzen eine erhöhte Werbewirkung, da Produkte von unterschiedlichen Seiten gleich gelesen werden können. Ambigramme spielen eine große Rolle im Roman Illuminati von Dan Brown. Der Nachname der Gestalt Emma Zunz in Jorge Luis Borges’ gleichnamiger Erzählung ist ein Ambigramm. Auch viele Logos sind als Ambigramme gestaltet, etwa das Logo von SUN, oder das Logo des amerikanischen Hip-Hop-Labels Blacksmith Records.

Siehe auch

Literatur

  • Scott Kim: Inversions: A Catalog of Calligraphic Cartwheels. Byte Books, 1981, ISBN 0-262-61041-8.
  • Douglas R. Hofstadter: Ambigrammi: Un microcosmo ideale per lo studio della creativita. Hopefulmonster Editore Firenze, 1987 (italienisch).
  • Douglas R. Hofstadter: Metafont, Metamathematics, and Metaphysics: Comments on Donald Knuth‘s Article „The Concept of a Meta-Font“. In: Metamagical Themas. S. 260–296.
    Artikelserie aus Scientific American, veröffentlicht als Buch unter: Douglas R. Hofstadter: Metamagical Themas. Questing for the Essence of Mind and Pattern. Basic Books, 1996, ISBN 0-465-04566-9.; deutsch als: Metamagicum. Fragen nach der Essenz von Geist und Struktur. Klett-Cotta, Stuttgart 1988, ISBN 3-608-93089-2.
  • Burkard Polster: Mathemagical Ambigrams. (qedcat.com [PDF; 839 kB]).

Einzelnachweise

  1. http://www.ambigram.com/ambigram-definition
  2. http://www.ambigram.com/ambigram-history

Weblinks

Commons: Ambigramme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien