Anfal-Operation

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Anfal-Operation ist der Codename für einen zwischen 1988 und 1989 durchgeführten Genozid des irakischen Baath-Regimes unter Saddam Hussein gegen die kurdische Bevölkerung im Nordirak. Die kurdische Bevölkerung, die durch das Regime unterdrückt wurde, hatte sich während des Iran-Irak Krieges auf die Seite Teherans gestellt. Die Staaten Großbritannien, Schweden und Norwegen haben die Zerstörung Tausender kurdischer Dörfer, die völlige Umstrukturierung der Agrarökonomie hin zu abhängigen und unproduktiven Flüchtlingslagern und den organisierten Massenmord offiziell als Genozid entsprechend der UN-Völkermordkonvention von 1948 anerkannt.[1] Der Name Anfal, arabisch الأنفال, DMG al-anfāl, gründet sich auf die Bezeichnung der achten Sure des Korans und bedeutet „Beute“.

Anfal-Operation gegen die Kurden

Der Name der Operation weist auf die Stigmatisierung der Betroffenen als Ungläubige hin. Im Rahmen der Arabisierungspolitik stellte das Regime die Kurden außerdem als „Volksfeinde“ dar. Vermutlich lag der Grund für die Konstruktion dieses Feindbildes in einer widersprüchlichen, fehlgeschlagenen Nationalismus-Politik. Das Regime versuchte, seine Macht durch blutige Repression und totalitäre Überwachung zu festigen. In jedem Ortszentrum wurde ein Augensymbol aufgerichtet, Telefonate wurden abgehört und zahllose Personen bespitzelt.

Kurdische Quellen, internationale Beobachter so wie die UNESCO bezifferten die Zahl der in der Anfal-Operation Ermordeten mit 180.000. Das damalige irakische Regime Saddam Husseins hielt die Zahl für übertrieben und setzte 100.000 Opfer als Höchstzahl fest, von Human Rights Watch/Middle East wird die Zahl auf 50.000 - 100.000 geschätzt. Allein vom Stamm der Barzanis sind mindestens 5.000 bis 8.000 Mitglieder deportiert und ermordet worden.

Ali Hasan al-Madschid, der Leiter der Operation, erteilte während der Kampagne den Befehl, alle Männer zwischen 15 und 70 Jahren hinzurichten. Auch viele Kinder und Frauen fielen dem Vernichtungsfeldzug zum Opfer. Vom 25. bis 28. August wurden Dörfer per Hubschrauber mit Giftgas bombardiert. Im kurdischen Teil des Irak wurden dabei etwa 4.000 Dörfer zerstört.

Zahlreiche Lieferungen ausländischer Unternehmen im Bereich der chemischen Ausrüstungsanlagen-Industrie hatten den Irak zuvor in die Lage versetzt, dieses Gas selbst zu produzieren. UN-Inspektoren ermittelten, dass 52,6 % der Ausrüstung für Saddam Husseins Chemiewaffenproduktion aus Deutschland kam.[2]

Besondere Bekanntheit erlangte der Giftgasangriff auf Halabdscha, der historisch nicht als Teil der Anfal-Operation geplant war, jedoch die Durchführung begünstigte.[3] Allein bei dieser Aktion am 16. und 17. März 1988 kamen bis zu 5.000 Kurden ums Leben.

Strafverfolgung

Am 23. Juni 2007 wurden Ali Hasan al-Madschid, ehemaliger Verteidigungsminister und Militärkommandeur, sowie die zwei Mitangeklagten Sultan Haschim Ahmad al-Dschaburi, ehemaliger Verteidigungsminister, und Hussayn Raschid Muhammad, ehemaliger stellvertretender Einsatzleiter der Streitkräfte, für ihre Verwicklung in die Anfal-Operation und den damit verbundenen Massenmord zum Tod durch den Strang verurteilt. Farhan Mutlaq al-Jaburi, ehemaliger Leiter des Büros für den Militärnachrichtendienst des Ostiraks, und Sabir Abd al-Aziz al-Duri, ehemaliger Direktor des Militärnachrichtendienstes, wurden mit lebenslangem Freiheitsentzug bestraft. Der Beschuldigte Taher Tawfiq al-Ani, ehemaliger Statthalter von Mosul und Leiter des Komitees für die Belange des Nordiraks, wurde aus Mangel an Beweisen vom Anklagevorwurf freigesprochen.

Literatur

Einzelnachweise

  1. British Parliament officially recognizes 'Kurdish Genocide' In: Hürriyet Daily News. Abgerufen am 11. April 2013
  2. New York Times: The Means to Make the Poisons Came From the West, 13. April 2003
  3. [http://rudaw.net/english/kurdistan/150320141 The Gassing of Halabja Turned the Card on the Kurds in 1988] In: Rûdaw. Abgerufen am 16. März 2014.

Weblinks