Antiochos VII.

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Münze des Antiochos VII.

Antiochos VII. Euergetes, auch genannt Sidetes („aus Side“), regierte von 138 bis 129 v. Chr. und gilt als der letzte bedeutende Seleukidenherrscher. Als Bruder Demetrios’ II. wurde Antiochos VII. nach dessen Gefangennahme durch die Parther auf den Thron gesetzt, wobei er bei dieser Gelegenheit auch Demetrios' Frau Kleopatra Thea heiratete. Ihr gemeinsamer Sohn war Antiochos IX., gleichzeitig Halbbruder und Vetter von Seleukos V. und Antiochos VIII.

Nach jahrelangen inneren Wirren und schweren außenpolitischen Rückschlägen – insbesondere die Eroberung des reichen Mesopotamien 141 v. Chr. durch die Parther war eine Katastrophe für die Seleukiden gewesen – versuchte der neue König, den Ereignissen eine neue Wendung zu geben. Zunächst war der charismatische Herrscher dabei durchaus erfolgreich: Antiochos schlug den Usurpator Diodotos Tryphon und belagerte Jerusalem, wo sich der Legende nach die Hasmonäer freikauften, indem sie den Schatz in König Salomons Grab hoben; fest steht nur, dass sie hohe Tribute an den Seleukiden entrichten und ihre Oberhoheit anerkennen mussten.

Antiochos griff anschließend mit einem sehr großen Heer (dem letzten bedeutenden Heeresaufgebot der Seleukiden) die Parther an, schlug den parthischen General Indates und gewann so kurzzeitig Mesopotamien zurück. In Babylon nahm er den Titel „Großkönig“ an und drang 130 v. Chr. bis Medien vor. Den verhandlungsbereiten Partherkönig Phraates II. konfrontierte der siegesgewisse Antiochos mit unannehmbaren Forderungen, so dass der Krieg weiter ging, bis er mit seinem Heer 129 v. Chr. in eine Falle gelockt und von den Parthern zusammen mit den meisten seiner Soldaten getötet wurde.

Durch diese vernichtende Niederlage gingen den Seleukiden Mesopotamien, Iran und das Hasmonäerreich endgültig verloren, und das einstige Großreich wurde zu einer zusehends bedeutungslosen Mittelmacht degradiert. Die folgenden Jahrzehnte bis zur Annexion durch die Römer (63 v. Chr.) waren zudem von endlosen inneren Wirren und Thronstreitigkeiten geprägt, die das Reich außenpolitisch handlungsunfähig machten.

Antiochos’ Bruder Demetrios II. war von den Parthern bereits 130 v. Chr. freigelassen worden, um Antiochos mit seinem Thronanspruch unter Druck zu setzen; er übernahm nun erneut die Regierung.

Literatur

  • Edward Dąbrowa: Könige Syriens in der Gefangenschaft der Parther. In: Tyche, Band 7, 1992, S. 45–54. Nachdruck in ders.: Studia Graeco-Parthica. Political and Cultural Relations between Greeks and Parthians (= Philippika. Band 49). Otto Harrassowitz, Wiesbaden 2011, S. 15–25.
  • Kay Ehling: Die Nachfolgeregelung des Antiochos VII. vor seinem Aufbruch in den Partherkrieg (131 v. Chr.). In: Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte, Band 46, 1996, S. 31–37.
  • Kay Ehling: Probleme der seleukidischen Chronologie und Geschichte der Jahre zwischen 139 und 131 v. Chr. In: Ulrike Peter: stephanos nomismatikos. Edith Schönert-Geiss zum 65. Geburtstag (Griechisches Münzwerk). Akademie, Berlin 1998, S. 227–242.
  • Kay Ehling: Seleukidische Geschichte zwischen 130 und 121 v. Chr.. In: Historia, Band 47, 1998, S. 141–151.
  • Kay Ehling: Untersuchungen zur Geschichte der späten Seleukiden (164-63 v. Chr.). Vom Tode des Antiochos IV. bis zur Einrichtung der Provinz Syria unter Pompeius (= Historia Einzelschriften. Band 196). Franz Steiner, Stuttgart 2008, bes. S. 186–205.
  • Thomas Fischer: Untersuchungen zum Partherkrieg Antiochos’ VII. im Rahmen der Seleukidengeschichte. Dissertation, München 1970.
  • Thomas Fischer: Silber aus dem Grab Davids? Jüdisches und Hellenistisches auf Münzen des Seleukidenkönigs Antiochos’ VII. 132-130 v. Chr. (= Kleine Hefte der Münzsammlung an der Ruhr-Universität Bochum. Nummer 7). Studienverlag Dr. Norbert Brockmeyer, Bochum 1983.
VorgängerAmtNachfolger
Diodotos TryphonKönig des Seleukidenreiches
138–129 v. Chr.
Demetrios II.