Aron Elias Seligmann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. November 2012 um 09:56 Uhr durch Reinhardhauke (Diskussion | Beiträge) (→‎Die Familie: Formalie). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Aron Elias Seligmann (1747–1824), Gemälde von Johann Peter Langer.

Aron Elias Seligmann (* 26. April 1747 in Leimen; † 11. Januar 1824 in München) war ein jüdischer Hoffaktor. Er ließ sich später christlich taufen und wurde 1814 als Freiherr von Eichthal in den bayerischen Adelsstand erhoben.[1]

Leben

Im 18. Jahrhundert waren die Hoffaktoren die Finanziers der Fürsten und ihrer prachtliebenden Höfe. Eine merkantile Wirtschaftshaltung beherrschte die Regierungspolitik der Fürstenhöfe. Zu den größten Finanziers deutscher Fürstenhöfe zählte Aron Elias Seligmann, dem der Aufstieg vom kurpfälzischen Hoffaktor unter Carl Theodor zum bayerischen Oberhoffaktor und bayerisch-königlichen Bankier gelang. Im Jahre 1799 sah sich der Nachfolger von Carl Theodor Kurfürst Maximilian Joseph genötigt, den Hoffaktor Aron Elias Seligmann nach München zu beordern, um „unverzügliche Ökonomie in alle Zweige der Staatsverwaltung zu bringen“.

Am 16. Juni 1799 erklärte Maximilian Joseph öffentlich in einem Rescript, dass er „die bayrischen Finanzen in großer Unordnung, alle Staatskassen ausgeleert und selbe überdies noch mit unerschwinglichen Rückständen belastet angetroffen habe.“ In den bayerischen Regierungskreisen erinnerte man sich an den umtriebigen jüdischen Leimener Finanzier Aron Elias Seligmann. Ihm erteilte man schon am 28. Juni 1799 „und dessen sämtliche Kinder sowohl Söhne als Tochtermännern das vollkommene Bürgerrecht nebst der Befugnis, dass sie in Churpfalz allenthalben sich niederzulassen, liegende Güter an sich zu bringen und überhaupt alle Gewerbe, die sonst ein Christlicher Unterthan nur zu unternehmen befähiget , nach ihrem gutfinden ebenfalls zu treiben befugt und ermächtigt seyn sollen.“ Damit war die Voraussetzung geschaffen, dass der Hoffaktor auch in München das Bürgerrecht besaß. Einem Umzug von Leimen nach München stand nun nichts mehr im Wege. Seligmann rettete den bayerischen Staat vor dem Ruin und besorgte weitere Darlehensgeber. Auch der rheinpfälzische Hausschatz samt Hof- und Kirchensilber wurde ihm 1799 zum Verkauf und zur Vermünzung übergeben. Es gelang ihm, Bayerns Finanznöte zu mildern und die Regierung zu stabilisieren. Er wurde daher vom bayerischen König Maximilian I. Joseph am 22. September 1814 in den Adelsstand zum Freiherrn von Eichthal erhoben.

Familie

Aus der Ehe des Aron Elias Seligmann mit der Hindele Levi, die aus einer bekannten Sigmaringer Hoffaktorenfamilie stammt, gingen fünf Töchter und fünf Söhne hervor. Caroline (1767–1836), Friederike Marie (* 1771), Fanny (1774–1854), David (1775–1850), Bernhard Aron ( (1784–1830), Louis Aron (1786–1840), Simon Aron (1787–1854), Rebeka Caroline (1788–1836) und Rachel (1790–1861, spätere Julia Sophia von Eichthal).

Die älteste Tochter Chaila (Caroline) heiratete 1785 den Mannheimer Hoffaktor Ignatz Mayer. Friederike heiratete den hannoveraner Hofagenten Philipp Salomon David, nach der Konversion nehmen sie den Familiennamen Philipp an. Die jüngste Rachel feierte am 22. August 1815 mit großem Pomp in Leimen die Hochzeit und ehelichte den k. u. k. Hoffaktor Leopold von Lämel, Direktor der Österreichischen Nationalbank in Prag und Mitglied des Böhmischen Landtags. Die Söhne Seligmanns heirateten ebenfalls Töchter bekannter Hoffaktoren und schufen damit die Voraussetzung für die Abwicklung von Geldtransaktionen im ganzen Reich. Unter ihnen ragen besonders zwei heraus, die den unternehmerischen Geist des Vaters zeigen. Der ältere Sohn David und der jüngste Sohn Simon (Aron), der am 11. August 1787 in Leimen das Licht der Welt erblickte.

Der jüngste Sohn führte das vom Vater in München gegründete Bankhaus von Eichthal in der Theatinerstraße nach dessen Tod weiter. Er war es auch, der in Leimen 1832 das Palais „samt Orangerie und Gemälden“ für 9.000 Gulden an den Karlsruher Wirt Peter Mathäus Müller verkaufte.

David Freiherr von Eichthal zählte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den führenden Industriellen Badens. Sein Bruder Simon Freiherr von Eichthal betätigte sich von Anfang an im väterlichen Bankhaus zu München. 1832 übernahm er die Vermittlung einer Staatsanleihe von 60 Millionen Franken an Griechenland, das ihm den Titel eines königlichen griechischen Staatsrates einbrachte. Bekannt wurde er als Unternehmer und Mitbegründer der Bayerischen Hypotheken und Wechselbank. Freiherr Simon von Eichthal wurde der erste Direktor der Bank, die gemäß den Statuten neben Kreditgeschäften auch Feuer- und Lebensmittelversicherungen abschloss. Sie ist die erste Bank in Deutschland, die in der Rechtsreform der Aktiengesellschaft betrieben wurde. Mit dieser Bankgründung wurde in Bayern erstmals eine kapitalkräftige Sammelstelle für Privatgelder geschaffen, die sich günstig auf Landbau, Handel und einsetzende Industrialisierung auswirkte. Sie wurde zum Vorbild einer ersten deutschen Bankgründungswelle in den Jahren 1848 und 1856. Sein Sohn Carl von Eichthal, ein Enkel des Aron Elias Seligmann, war Mitbegründer der Bayerischen Vereinsbank und schlägt damit nicht aus der Reihe der Eichthalschen Bankiers. Er gehörte dem Verwaltungsrat dieser Bank an. Nachdem 1998 die Bayerische Hypotheken und Wechselbank mit der Bayrischen Vereinsbank zur HypoVereinsbank fusionierte, könnte man meinen, dass sich die ehemaligen Gründungsgelder der Familie Eichthal wieder auf ihren ursprünglichen Besitz besonnen hätten.

Einzelnachweise

  1. Bayerischer Adels- und Freiherrnstand als „von Eichthal“ mit Verleihung des Wappens der Familie „von Thalmann“ am 22. September 1814 in München und Immatrikulation bei der Freiherrnklasse am 10. Dezember 1814 für Simons Vater, den königlich bayerischen Hofbankier Aron Elias Seligmann. - Quelle: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band III, Seite 106, Band 61 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1975.

Weblinks

Literatur

  • Annette Weber: Das Palais Seligmann in Leimen - oder wie man das Angenehme mit dem Nützlichen verbindet, in: Jüdisches Leben in Baden 1809 bis 2009. 200 Jahre Oberrat der Israeliten Badens, Ostfildern 2009 (ISBN 978-3-7995-0827-8), S. 57-63