August Ullrich

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Fresko an Eckhaus der Ullrichstraße in Kempten

August Ullrich (* 22. Januar 1857 in Kempten (Allgäu); † 15. März 1928 ebenda) war Kaufmann und Heimatforscher in seiner Heimatstadt Kempten. Er gilt als Entdecker des römischen Cambodunum.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Kempten herrschte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Bürgertum eine Epoche des Geschichtsbewusstseins, auch die „Ära Horchler“ genannt[2], dessen Kommunikations- und Wirkungszirkel der 1884 gegründete Altertumsverein (heute Heimatverein Kempten) war. Der Vereinsmitbegründer Adolf Horchler war in dieser Zeit langjähriger Bürgermeister der Stadt und ebenso interessiert an der Heimatforschung wie der archäologische Autodidakt August Ullrich.

Eine erste Geländebegehung fand zusammen mit Johannes Ranke, dem Gründer der Prähistorischen Staatssammlung in München, und dem Stabs-Auditor Wilhelm Sand statt. Ullrich begann am 19. September 1885 mit zwei Arbeitern von seiner Wohnung an der Klosterstiege aus mit der Grabung. Dass sie auf historische Funde stoßen würden, war von vornherein klar, förderten die Bauern beim Pflügen und sogar die Maulwürfe auf ihren Haufen römische Münzen und Scherben zutage. Innerhalb weniger Wochen legte Ullrich die Grundmauern etlicher Gebäude frei und konnte so den Grundriss der antiken Stadt kartografieren. In einer ersten Phase dauerten die Ausgrabungen bis 1892 und dann nochmals von 1909 bis 1911.[3] Das seit 1888 erschienene Vereinsheft Allgäuer Geschichtsfreund berichtete von seiner ersten Ausgabe an regelmäßig über die Arbeiten.[4]

August Ullrich starb im März 1928 im Alter von 71 Jahren. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Katholischen Friedhof Kempten.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Kemptener Lindenberg ist die August-Ullrich-Straße nach ihm benannt.[1]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erster Bericht über die vom Alterthumsverein Kempten (a. V.) vorgenommenen Ausgrabungen römischer Baureste auf dem Lindenberge bei Kempten. Alterthumsverein Kempten, 1888.
  • Der frühere Lauf der Iller in Kempten und die denselben bestätigenden Funde in der Gerbergasse in Kempten. In: Allgäuer Geschichtsfreund, 2. Jg., 1889, H. 2, S. 18–20.
  • Das Bauernhaus im Allgäu und seine Entwicklung: Heimatstudie. J. Kösel'sche Buchh., München 1916.
  • mit Josef Rottenkolber: Geschichte der Reichsritter von Werdenstein. (= Reihe Allgäuer Heimatbücher, Band 3). F. Öchelhäuser, Kempten 1927.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Heinrich Hacker: August Ullrich, dem Ehrenmitglied des Historischen Vereins Allgäu zum Gedächtnis. In: Heimatverein Kempten (Hrsg.): Allgäuer Geschichtsfreund. Nf. Nr. 028. Kempten 1928. S. 21.
  • Gerhard Weber (Hrsg.) und Andrea Faber: Cambodunum - Kempten.: Erste Hauptstadt der römischen Provinz Raetien?. Sonderbände der Antiken Welt, Zaberns Bildbände zur Archäologie, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2000, ISBN 978-3-8053-2691-9, S. 5 und S. 8–9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Birgit Kata: "Mehr als 1000 Jahre--": das Stift Kempten zwischen Gründung und Auflassung 752 bis 1802. (Allgäuer Forschungen zur Archäologie und Geschichte, Band 1), Verlag Likias, Friedberg 2006, ISBN 978-3-9807628-6-1, S. 43.
  2. Karl Filser: Industrialisierung und Urbanisierung. Kempten 1850 bis 1914. In: Geschichte der Stadt Kempten. Dannheimer, Kempten 1989, ISBN 3-88881-011-6, S. 386.
  3. August Ullrich entdeckte das alte Cambodunum. In: all-in.de. 27. September 2010, abgerufen am 2. März 2023.
  4. Gerhard Weber, Andrea Faber: Cambodunum - Kempten.: Erste Hauptstadt der römischen Provinz Raetien? Sonderbände der Antiken Welt, Zaberns Bildbände zur Archäologie, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2000, ISBN 978-3-8053-2691-9, S. 5.