Autoinjektor

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Eine Sammlung von Antidot-Autoinjektoren des US-Militärs

Als Autoinjektor bezeichnet man ein medizinisches Instrument, welches zur Verabreichung (Injektion) einer Einzeldosis eines flüssigen Medikaments dient. Er wurde insbesondere deshalb entwickelt, damit die Injektion auch durch den Patienten selbst erfolgen kann.

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Autoinjektor ohne Beschriftung. Links die verdeckte Nadel, im rechten Drittel die Feder, rechts der Auslöser
Jext300-Autoinjektor mit abgezogener Sicherheitsverriegelung; wird häufig von Allergikern als Notfallversorgung mitgeführt

Der Aufbau eines Autoinjektors ähnelt dem einer Spritze, im Transportzustand befindet sich die Injektionsnadel jedoch hinter einer Membran und damit im Inneren des Gehäuses.

Wird das enthaltene Medikament benötigt, presst man den Autoinjektor fest auf eine (inhaltsabhängige) Stelle, wodurch eine enthaltene, meist Feder-basierte Mechanik ausgelöst wird. Diese sticht die Nadel in die entsprechende Körperstelle, es wird somit das enthaltene Medikament, z. B. intramuskulär oder subkutan injiziert. Diese Funktionsweise soll die Nutzung möglichst einfach gestalten (wie z. B. mit nur einer Hand, bei Verletzungen, bei Nacht usw.) und auch die weit verbreitete Angst vor Nadeln vermeiden.

Forschende um Joshua Pearce stellten 2023 einen frei lizenzierten Autoinjektor (Open-Source-Hardware) vor, der fast vollständig mittels 3D-Druck gefertigt werden kann.[1][2]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Autoinjektoren finden hauptsächlich dort Verwendung, wo auch ungeschulte Personen schnell Injektionen verabreichen müssen. Bekannteste Beispiele sind Autoinjektoren für Adrenalin zur akuten Bekämpfung von anaphylaktischen Schocks bei Allergikern und zur Injektion von Obidoximchlorid und Atropin bei Personen, die mit chemischen Waffen in Kontakt gekommen sind. So würden Autoinjektoren z. B. im Verteidigungsfall an Soldaten ausgegeben. Truppen in einigen Auslandseinsätzen führen zudem Morphin-Autoinjektoren zur Erstversorgung Verwundeter mit sich. Weiterhin werden sie bei Migräne und Cluster-Kopfschmerz in der zeitkritischen Applikation von Triptanen an Patienten eingesetzt, bei denen die Einnahme des Wirkstoffs in Tablettenform keine zuverlässige und ausreichende Bioverfügbarkeit ermöglicht.[3]

Probleme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Autoinjektoren, die permanent z. B. durch Soldaten mitgeführt werden, sind den wechselnden Temperaturen in Einsätzen ausgesetzt, die nicht mit den vorgeschriebenen Lagerbedingungen einer Apotheke vergleichbar sind, welche der genormten Einhaltung des ermittelten Verfallsdatums dienen. Werden die Autoinjektoren in einem gewissen Zeitraum bei unkontrollierten Bedingungen mitgeführt, ist irgendwann vollkommen unklar, welchen thermischen Belastungen sie ausgesetzt waren. Hierdurch kann im Zweifelsfall keine zuverlässige Aussage über eine beschleunigte Zersetzung des Wirkstoffs und den Rest des Wirkstoffgehalts im Autoinjektor erfolgen. Weiterhin ist die Ausgabe der Autoinjektoren an die Soldaten eine rechtliche Grauzone: Die Morphin-Autoinjektoren unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz und dürften damit eigentlich nur von zugelassenen Ärzten eingesetzt werden. Die Umstände eines Auslandseinsatzes lassen jedoch die zeitnahe Behandlung durch einen Arzt nicht immer zu. Daher empfangen Soldaten die Injektoren prophylaktisch für den Einsatz gegen Unterschrift und müssen sie nach Beendigung des Einsatzes wieder zurückgeben bzw. deren Vernichtung bezeugen können.

Unbeabsichtigte Injektion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Adrenalin-Autoinjektoren, die häufig von Allergikern mit bekannter Neigung zu einer anaphylaktischen Reaktion zur Vorbeugung mitgeführt werden, besteht das Risiko einer unbeabsichtigten Injektion in einen Finger. Die möglichen Therapien eines solchen Geschehens sind warme Umschläge, topische Vasodilatatoren und injizierbare Vasodilatatoren.[4][5]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Anjutha Selvaraj, Apoorv Kulkarni, J. M. Pearce: Open-source 3-D printable autoinjector: Design, testing, and regulatory limitations. In: PLOS ONE. Band 18, Nr. 7, 14. Juli 2023, ISSN 1932-6203, S. e0288696, doi:10.1371/journal.pone.0288696, PMID 37450496, PMC 10348544 (freier Volltext) – (plos.org [abgerufen am 30. August 2023]).
  2. Jeff Renaud: Western team creates open-source medicine autoinjector. In: Western News. Western University, 14. Juli 2023, abgerufen am 30. August 2023 (kanadisches Englisch).
  3. Migränetherapie – Triptane im Vergleich. 27. August 2009, abgerufen am 19. März 2023.
  4. Alicia Pycraft: UMEM Educational Pearls – Category: Pharmacology & Therapeutics – Title: A "Stick-y" Situation: Treatment of Epinephrine Autoinjector-Induced Digital Ischemia. In: umem.org. University of Maryland School of Medicine, 12. Oktober 2023, abgerufen am 15. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  5. Sylvia S. Stefanos, Tyree H. Kiser, Robert MacLaren, Scott W. Mueller, Paul M. Reynolds: Management of noncytotoxic extravasation injuries: A focused update on medications, treatment strategies, and peripheral administration of vasopressors and hypertonic saline. In: Pharmacotherapy. Band 43, Nr. 4, April 2023, S. 321–337, doi:10.1002/phar.2794, PMID 36938775 (englisch, Review).