Ave-Klasse

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Ave-Klasse
Das österreichische Boot 86F vor dem Linienschiff SMS Erzherzog Ferdinand Max
Das österreichische Boot 86F vor dem Linienschiff SMS Erzherzog Ferdinand Max
Schiffsdaten
Land Osterreich-Ungarn Österreich-Ungarn (1914–1920)
Portugal Portugal (1920–1940)
Schiffsart Torpedoboot
Bauwerft Danubius, Fiume und Porto Ré
Bauzeitraum 1914 bis 1916
Gebaute Einheiten 6
Dienstzeit 1920 bis 1940
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 57,76 m (Lüa)
Breite 5,84 m
Tiefgang (max.) 1,50 m
Verdrängung Standard: 244 Tonnen
Maximal: 267 Tonnen
 
Besatzung 45
Maschinenanlage
Maschine 2 × Dampfturbinen
Maschinen­leistung 5.000 PS (3.677 kW)
Höchst­geschwindigkeit 28 kn (52 km/h)
Propeller 2
Bewaffnung

Als Ave-Klasse bezeichnete die portugiesische Marine sechs Torpedoboote des österreichischen 250-t-Typs, die sie nach dem Ersten Weltkrieg als Reparation erhalten hatte. Die 1914/15 gebauten Boote setzte sie von 1921 bis 1940 ein.

Bau und technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die österreichische Marine wurde der 250-t-Typ zwischen 1913 und 1916 gebaut. Auf drei Werften wurden insgesamt 27 Boote hergestellt, wobei der Buchstabe hinter der Bootsnummer die Werft angab. Die acht Boote der T-Gruppe mit der Bezeichnung 74T bis 81T wurden von Stabilimento Tecnico Triestino mit Sitz in Triest, die sechzehn Boote der F-Gruppe, 82F bis 97F, wurden von Danubius an den beiden Standorten Fiume und Porto Ré gebaut. Die drei Boote der M-Gruppe, 98M bis 100M, wurden von Cantiere Navale Triestino in Monfalcone hergestellt.[1] Zwischen den Herstellern gab es kleine Unterschiede: So waren die F-Boote an den zwei Schornsteinen statt des einzelnen der T-Boote zu erkennen.[2]

Die Portugal zugewiesenen Boote der F-Gruppe waren 57,76 Meter lang, 5,84 Meter breit und wiesen einen Tiefgang von 1,50 Meter auf. Die Konstruktionsverdrängung betrug 244 Tonnen, die maximale 267 Tonnen. Als Antrieb dienten zwei AEG-Curtis-Dampfturbinen mit 5000 PS, die auf zwei Schrauben wirkten. Damit erreichten die Schiffe eine Geschwindigkeit von bis zu 28,6 Knoten. Bei einer Geschwindigkeit von 16 Knoten hatten sie eine Reichweite von 1200 Seemeilen. Als Bewaffnung trugen sie in der portugiesischen Marine ein 57-mm-Geschütz sowie zwei 45-cm-Torpedorohrzwillinge bzw. nach abweichenden Angaben auch noch ein 76-mm-Geschütz. Die Besatzung bestand aus 45 Mann.[3][4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Österreich-Ungarische Kriegsmarine aufgelöst. Die Boote des 250-t-Typs mussten an die Siegermächte ausgeliefert werden. Gemäß den Bedingungen des Vertrages von Saint-Germain erhielt Portugal sechs Boote, daneben gingen sieben an Rumänien, sechs an Griechenland und acht an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Für Portugal waren die sechs Boote neben dem deutschen Minensuchboot FM-19 – der späteren Raúl Cascais – die einzigen Marineeinheiten, die das Land als Entschädigung erhielt.

Alle Portugal zugewiesenen Boote gehörten zur F-Gruppe der Danubius-Werften aus Fiume und Porto Ré. Sie erhielten die Namen Zêzere (ex 85F), Ave (ex 86F), Cávado (ex 88F), Sado (ex 89F), Liz (ex 90F) und Mondego (ex 91F). 1921 wurden die Boote von der Patrão Lopes in Zweiergruppen von Venedig nach Portugal geschleppt. Dabei geriet die letzte Gruppe mit der Zêzere und der Cávado vor der Küste Marokkos in einen Sturm und ging am 29. Dezember 1921 durch Strandung verloren.[5][4] Die vier verbleibenden Boote ersetzten die alten und noch aus den 1880er Jahren stammenden ersten Torpedoboote der portugiesischen Marine Espardarte, Número 2, Número 3 und Número 4.[6]

In Portugal wurden die Boote zwar weiterhin als Torpedoboote klassifiziert, jedoch für nachrangige Aufgaben eingesetzt. Die Artillerie-Bewaffnung der Boote wurde auf ein 57-mm-Geschütz reduziert, was für Sicherungsaufgaben oder als Zollboote in den Kolonien als ausreichend betrachtet wurde. Später wurden die Boote als Schulschiffe verwendet und dienten zur Ausbildung von Heizern und der Bedienungsmannschaften für die Torpedobewaffnung. Als erstes der Boote wurde 1934 die Liz aus dem Flottenregister gestrichen, 1938 gefolgt von der Mondego und zuletzt 1940 der Ave und der Sado.[7]

Einheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name
(Kennung)
ex Name Bauwerft Stapellauf Indienststellung Dienstzeit Portugal Anmerkungen, Verbleib
Zêzere (Z) 85F Danubius,
Porto Ré
5. Dezember 1914 1. Dezember 1915 nicht in Dienst auf Überführungsfahrt von Italien nach Portugal am 29. Dezember 1921 gesunken;
Ave (A) 86F 10. Dezember 1914 10. Mai 1916 1921–30. Juli 1940
Cávado (C) 88F Danubius,
Fiume
24. April 1915 5. November 1915 nicht in Dienst auf Überführungsfahrt von Italien nach Portugal am 29. Dezember 1921 gesunken;
Sado (S) 89F 12. Mai 1915 6. Februar 1916 1921–30. Juli 1940
Liz (L) 90F 28. Mai 1915 24. Juni 1916 1921–6. April 1934
Mondego (M) 91F 21. Juni 1915 28. Juni 1916 1921–14. Januar 1938

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zvonimir Freivogel, Österreichisch-Ungarische Hochseetorpedoboote und ihre Schicksale (= Österreichs Schiffahrt in alten Ansichten. Album 5). NMW – Neuer Wissenschaftlicher Verlag, Wien 2002, ISBN 3-7083-0044-0.
  • Franz F. Bilzer: Die Torpedoboote der k.u.k. Kriegsmarine 1875–1918. 2. Auflage. Weishaupt, Gnas (Steiermark), 1996, ISBN 3-900310-16-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erwin Sieche: "Die Aufteilung und der Verbleib der Einheiten der Österreichisch-Ungarischen Kriegsmarine nach 1918". Archiviert vom Original; abgerufen am 26. Dezember 2008.
  • Classe Ave bei forumdefesa.com (portugiesisch), abgerufen am 15. Oktober 2021
  • Fotos als portugiesische Boote bei osrikinhus.blogspot.com (portugiesisch), abgerufen am 15. Oktober 2021
  • Österreichisch-ungarische Torpedoboote und Zerstörer bei navyworld.narod.ru (russisch), abgerufen am 15. Oktober 2021

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freivogel, S. 15f.
  2. Freivogel, S. 19
  3. Freivogel, S. 19, S. 26, S. 64
  4. a b Classe Ave bei forumdefesa.com
  5. Harald Fock: Flottenchronik. Die an beiden Weltkriegen beteiligten aktiven Kriegsschiffe und ihr Verbleib. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2000, ISBN 3-7822-0788-2, S. 112
  6. Robert Gardiner, Randal Gray (Hrsg.): Conway’s All the World’s Fighting Ships. 1906–1921. Naval Institute Press, Annapolis 1985, ISBN 978-0-87021-907-8, S. 372
  7. Freivogel, S. 63ff.