Benutzer:Marcus Schätzle/Testdrive

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Die Vereniging tegen de Kwakzalverij (VtdK, Vereinigung gegen die Quacksalberei) ist eine niederländische Organisation, die sich kritisch mit der Alternativmedizin auseinandersetzt und ihrem Namen getreu gegen das wendet, was sie als Quacksalberei ansieht. Sie wurde 1880 durch die Brüder Gerardus und Vitus Bruinsma gegründet. Ersterer war bis dahin als Arzt, letzterer als Chemielehrer tätig.

Unter Quacksalberei versteht die Organisation Behandlungsmethoden, die aus ihrer Sicht nicht wissenschaftlich fundiert sind und Untersuchungsmethoden, deren Nutzen sie nicht bestätigt sieht. Unterschieden wird hierbei eine Quacksalberei im engeren Sinn durch Personen, die keine Ärzte sind, und eine medizinische Quacksalberei, die als Anwendung von wertlosen Therapien seitens Ärzten definiert wird. Letztere verdiene eine noch entschiedenere Bekämpfung als die erstere, da sie durch Ärzte erfolge, die damit ihre wissenschaftliche Ausbildung missachten würden.

Struktur und Wirkungsrahmen

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Die Mitgliedschaft in der VtdK steht jedem (auch Nicht-Akademikern) offen, der ihre Grundsätze teilt. Nach eigenen Angaben hatte die Vereinigung im Jahr 2006 ungefähr 1.500 Mitglieder.[1], von denen nach einer internen Befragung des Jahres 2002 etwas mehr als 50% Mediziner sind, davon lediglich 0,5% Frauen. Die VtdK ist als Verein organisiert, der sich hauptsächlich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert. Der Sitz der Vereinigung bedindet sich in Amsterdam.[2] Vorsitzender ist der Frauenarzt Cees Renckens (Stand Februar 2008).

Die VtdK gibt alle drei Monate eine Zeitschrift mit dem Titel Nederlands Tijdschrift tegen de Kwakzalverij (NTtdK) heraus, die an die Mitglieder versandt wird und Beiträge von Mitgliedern und Gastautoren enthält. Neben Artikeln in Tageszeitungen und Fachzeitschriften tritt die Vereinigung auch im Radio und Fernsehen auf. Während der Jahresversammlung des Jahres 2000 stellte die Vereinigung eine Top 20-Liste der Quacksalber des 20. Jahrhunderts auf.

Im Jahr 1865 wurde in den Niederlanden ein Gesetz verabschiedet, das die Ausübung eines Arztberufes von einer akademischen Ausbildung abhängig machte. Dies war eine der Hauptforderungen der 1839 gegründeten Niederländischen Gesellschaft zur Förderung der Medizin gewesen. Gesetzliche Strafmaßnahmen gegen Unbefugte wurde jedoch kaum angewandt, da dies dem liberalen Rechtsempfinden des 19. und 20. Jahrhunderts zuwiderlief,[3] und es sollte bis zum letztgenannten Jahrhundert dauern, bis die Schulmediziner eine allgemeine Anerkennung in der niederländischen Bevölkerung fanden.[4] Aus Zorn über häufige Umgehungsversuche des Gesetzes verfassten die Gebrüder Bruinsma eine Broschüre mit dem Titel „Die Quacksalberei mit Arzneimitteln und die Mittel diese zu bekämpfen. Ein Buch für alle, denen etwas an ihrer Gesundheit und Geldbörse liegt.“. Zum 1. Januar 1881 erfolgte schließlich die offizielle Gründung des Vereins, erster Vorsitzender wurde Gerardus Bruinsma. Am 15. Januar jenes Jahres erschien auch das erste Mal die Vereinszeitschrift der VtdK, die auch an öffentliche Bibliotheken, Polizisten und andere gratis verschickt und in Wartezimmern ausgelegt wurde. Nach fünf Jahren hatte die Gesellschaft mehr als 1.000 Mitglieder.

Die Vereinigung untersuchte die chemische Wirkung von angeblichen Heilmitteln und veröffentlichte anschließend ihre Resultate. Sie verklagte eine Reihe von Personen, die sie als Quacksalber sah, und nahm am politischen Diskurs teil, bei dem sie auf reformierte Politiker wie Abraham Kuyper und Alexander de Savornin Lohman traf, die mit der Homöopathie und Naturheilkunde sympathisierten.

In den 1950er und 60er Jahen wandte sich die Vereinigung vehement gegen die zunehmende Verbreitung der Parawissenschaften. Die VtdK begann sich anschließend umzuorientieren, erhielt 1979 eine neue Satzung und konzentrierte sich von da an auf die Frage der Wirksamkeit der Alternativmedizin. Im Jahr 1993 wurde die alte Approbationsverordnung durch eine neue ersetzt, die die Bestimmungen lockerte und von der Vereinigung als Grundstein für eine gefährliche Entwicklung gesehen wird, da es unwissenschaftliche Methoden salonfähig mache.

1991 konnte die Vereinigung einen Erfolg erringen, als die Rundfunkanstalten AVRO und NCRV wegen unzulässiger Werbung für Hersteller homöopathischer Arzneien zu einem Bußgeld verurteilt wurden. Im folgenden Jahr wurde sie vom parlamentarischen Gesundheitsausschuss zum Thema Alternativmedizin angehört und organisierte in Amsterdam einen Kongress zum Thema alternative Heilungsmethoden bei Krebserkrankungen. 1992 und 1993 scheiterte die VtdK allerdings mit ihrem Protest über die Weiterführung einer Privatdozentenschaft zur Homöopathie an der von Abraham Kuyper gegründeten Freien Universität Amsterdam. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wandte sich die VtdK auch gegen die zunehmende Verbreitung von Gesundheitspräparaten.

Im Zuge des anlässlich des 50jährigen Bestehens abgehaltenen Jubiläumskongresses des „Koningin Wilhelmina Fonds“ (KWF), einer Wohltätigkeitsorganisation zur Krebsbekämpfung, kam es zu einer Beschwerde von seiten der VtdK, als der KWF den Vorsitzenden der Moermanvereinigung einlud - der 1988 verstorbene Cornelis Moerman nimmt auf der von der VtdK aufgestellten Liste der größten Quacksalber des 20. Jahrhunderts den ersten Platz ein - und auch Moermans gleichgesinnten Freund Hans Houtsmuller. Houtsmuller, von Beruf Internist, wurde wegen seiner Thesen zu einer alternativen Krebstherapie von dem VtdK-Vorsitzenden Reenckens als Quacksalber bezeichnet, worauf ersterer versuchte eine Einstweilige Verfügung zu erreichen, die zunächst abgelehnt wurde, im darauffolgenden Berufungsverfahren konnte Houtsmuller sich allerdings vor Gericht durchsetzen.

2007 wurde die VtdK in einem Berufungsverfahren dazu verurteilt, in De Telegraaf und dem NRC Handelsblad einen Widerruf zu publizieren, dass die Ärztin Maria Sickesz mit ihrer Anwendung der Manuellen Therapie nicht als Quacksalberin einzustufen sei. Der VtdK-Vorsitzende Renckens schätzte die Kosten hierfür auf 30.000 Euro, die seine Vereinigung nicht aufbringen könne.[5]

Einzelnachweise

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  1. Fachzeitschrift „Artsassistent“, Ausgabe Juni/Juli 2006, S. 13 (niederländisch, PDF)
  2. Statuten der VtdK (niederländisch, PDF
  3. Van Vegchel, S. 3
  4. Gründe hierfür waren eine verbesserte Unterweisung in medizinischen Belangen und ein Wissensanstieg in der Bevölkerung, wie auch die Einführung der Krankenversicherung, der Bedeutungsverfall der traditionellen Gesundheitsversorgung und Veränderungen im Lay Referral-System (Van Vegchel, S. 5)
  5. De Volkskrant: „Hof tikt Vereniging tegen Kwakzalverij op de vingers“, 5. Juni 2007 (niederländisch)