Benutzer:PasseVivant/San Pietro al Monte

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Beschreibung der Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Basilika von San Pietro al Monte ist die umfangreiche und komplexe romanische Dekoration noch erhalten. Die Stuckaturen und Fresken folgen derselben sich an der kirchlichen Doktrin orientierenden ausgefeilten Symbolik, so dass ein theologisch sehr geschulter Kopf hinter den Entwürfen vermutet wird.[1]
Wenn man die Kirche von der Treppe aus betritt, steht man in einem Vorraum, der die südliche Abside umfasst und auf diese Weise quasi einen äußeren Umgang bildet. Über dem Durchgang zum Kirchenraum ist ein Fresko angebracht, das die Traditio Legis et Clavis zeigt (Übergabe der Gesetze und der Schlüssel an Petrus und Paulus) zeigt, und damit die Begründung der Kirche und der Autorität des Papstes.
Im Inneren ist dem Kirchenschiff eine Art Narthex vorangestellt, der durch vier bogenüberwölbte Säulen in drei Bereiche geteilt wird. Im Türbogenfeld innerhalb des Eingangsbereiches ist eine Szene abgebildet, die zeigt, wie Abraham sein Volk umarmt (Abrahams Schoß). An den Wänden des Eingangskorridors sind Szenen dargestellt, die die heiligen Päpste Marcellus I. und Gregor den Großen zeigen, wie sie Gruppen von Gläubigen in Empfang nehmen. Unter den beiden Szenen befinden sich Faszien mit Darstellungen eines christlichen Symbols, des Fisches.
Auf dem im darüberliegenden Bogen angebrachten Fresko ist das himmlische Jerusalem mit den entsprechenden ikonografischen Elementen zu sehen: In der Mitte sitzt Christus auf einer Weltkugel, mit dem Lamm zu seinen Füßen. Unter diesem entspringt ein Fluss, der sich sofort in vier Wasserläufe teilt, während sich auf der Innenseite der umlaufenden Stadtmauer zwölf Pforten öffnen, aus denen die Köpfe von Engeln hervorschauen. Die Szene setzt sich im folgenden Kreuzgewölbe fort, in dessen Feldern sich eine allgorische Darstellung der ‘’vier Flüsse des irdischen Paradieses’’ befindet. In den unteren Abschnitten sind die Säulenpaare durch zwei Mauern miteinander verbunden, welche einen aus Stuck gearbeiteten Greif und eine Schimäre zeigen, beides Symbole des Bösen, abgebildet in dem Moment, in dem sie aus der Kirche fliehen.
In den zwei kleinen Absiden, die sich auf den beiden Seiten des Eingangskorridors befinden, ist jeweils die Hierarchie der Engel (in der südlichen Abside) und das Volk der Erwählten zu sehen (nördliche Abside). Über den drei Arkaden des inneren Nartex, die durch dekorative Stuckarbeiten verziert sind, ist ein großes Fresko angebracht, das den Sinn des ganzen Cyclus zusammenfasst: Die dargestellte Szene gibt sehr genau den Beginn des zwöften Kapitels der Apokalypse des Johannes wieder. Zur Linken sieht man “eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen”[2]. Sie hat gerade einen Sohn geboren, der sofort zum Zentrum der Szene, zum Thron Gottes gebracht wird, damit er nicht von dem riesigen Drachen verschlungen wird, welcher sich im ganzen unteren Bereich des Freskos ausbreitet. Die Bedrohung wird durch den Erzengel Michael und seine Helfer abgewendet, die den Drachen mit ihren Lanzen durchbohren und ihn so auf die Erde hinabwerfen.
Der Altar, der sich vor der südlichen Abside befindet, wird von einem Ziborium überfangen, dessen architektonische Struktur stark an die der Basilika St. Ambrosius in Mailand erinnert. Das Ziborium besteht aus vier Säulen mit Kapitellen, die in Stuck gearbeitete Hochreliefs mit den Symbolen der vier Evangelisten tragen. In den vier übergiebelten Feldern, die die Säulen verbinden, befinden sich Stuckreliefs der Kreuzigung, des Besuchs Marias am Grab Jesu, der Himmelfahrt und der Übergabe der Gesetzesrollen und Schlüssel. Alle Szenen sind mit weiteren dekorativen Elementen versehen. Das Kuppelinnere des Ziboriums wird durch ein Fresko ausgefüllt, das wiederum das Lamm Gottes ins Zentrum rückt. Dieses ist von zehn Männern und acht Frauen umgeben - alle mit einem Nimbus versehen - die möglicherweise mit der Apokalypse in Zusammenhang stehen, über ihre Interpretation ist sich die Forschung jedoch uneins.[3]
Auch am Geländer der Treppe, die zur Krypta führt, sind drei Stuckreliefs angebracht, die innerhalb eines Geflechts von Weinranken einen Greif und einen Löwen zeigen, dann zwei Löwen, sowie zwei Löwen, die sich in Fische verwandeln. Diese Abbildungen sind wohl als Hinweis auf den Heilsweg des Menschen zu lesen.[4]
Die Ausschmückung in der Krypta soll v.a. die Mutter Gottes ehren. Die Krypta ist durch zwei Säulenreihen in drei Schiffe aufgeteilt. Am Ende des mittleren Schiffes befindet sich ein bescheidener gemauerter Altar, an dessen Seiten in Stuck gefertigte Szenen aus dem Marienleben angebracht sind: Die Präsentation Jesu im Tempel, die - gerade renovierte - Kreuzigung, sowie das Sterben Marias.
Unter den in der Krypta noch erhaltenen Darstellungen ist die der heiligen Agnes bemerkenswert, die eine Fackel trägt, an der ein Behälter für Öl befestigt ist. Möglicherweise handelt es sich hier um einen Hinweis auf das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen. Die innere Ausgestaltung der Kirche wird zeitlich im Allgemeinen in den letzten des 11. Jahrhunderts sowie den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts angesetzt. In der Forschung besteht keine Einigkeit über die Anzahl oder die Herkunft der ausführenden Künstler.
Es lassen sich erhebliche stilistische Unterschiede zwischen dem Schöpfer des Himmlischen Jerusalem mit seinen Einflüssen nordeuropäischer, ottonischer Kunst erkennen, und dem Meister der Apokalypse, in dessen Werk byzantinische Einflüsse der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts sichtbar sind.[5]

  1. Alessandra Guiglia Guidobaldi: Artikel „Civate“, online abrufbar: Civate in “Enciclopedia dell' Arte Medievale” – Treccani, 1994
  2. http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/offb12.html
  3. Carlo Castagna: Un monastero sulla montagna, Riga 2007, S. 108-110
  4. Carlo Castagna: Un monastero sulla montagna, Riga 2007, S. 124
  5. Alessandra Guiglia Guidobaldi: Artikel „Civate“, online abrufbar: Civate in “Enciclopedia dell' Arte Medievale” – Treccani, 1994