Benutzer:Tolanor/Bombadil

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Tom Bombadil ist eine Figur, die in mehreren Werken des englischen Schriftstellers J. R. R. Tolkien (1892–1973) auftritt. Bekannt ist sie vor allem aus dem Roman Der Herr der Ringe, erscheint aber auch in dem kleinen Gedichtband Die Abenteuer des Tom Bombadil. Bombadil ist ein fröhlicher, alter Mann, der gemeinsam mit Goldbeere, der „Tochter des Flusses“, in einer Hütte im Wald lebt. Er trägt eine gelbe Jacke, blaue Stiefel und einen Hut mit Feder.

Seinen Ursprung hat Bombadil in einer Puppe, die Tolkiens Sohn gehörte und die Tolkien bereits in den späten 1920er und frühen 1930er Jahren zum Helden mehrerer kleiner Geschichten und Gedichte machte. 1937/38 fand die Figur schließlich ihren Weg in eine frühe Version des Herrn der Ringe, der 1954/55 veröffentlicht und in den 60er Jahren eines der populärsten Bücher der Welt wurde. Auch Tom Bombadil wurde so weltbekannt.

Entstehung und Konzeption der Figur Tom Bombadil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprung und Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name und die Figur Tom Bombadil basieren auf einer holländischen Puppe, die Tolkiens zweitältestem Sohn Michael gehörte. Sie hatte, wie der spätere Tom aus dem Herrn der Ringe, eine Feder am Hut. Michaels älterer Bruder John mochte die Puppe wohl nicht und versuchte sogar, sie in der Toilette hinunterzuspülen.[1] Von der geschmähten Puppe inspiriert, schrieb Tolkien Anfang der 1930er Jahre ein Gedicht mit dem Namen The Adventures of Tom Bombadil. Das Gedicht wurde 1934 im Oxford Magazine veröffentlicht. Ebenfalls inspiriert von der Puppe war eine Geschichte, die Tolkien wohl in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre begann, aber nie zu Ende führte. Sie gehörte zu einer Reihe von Geschichten, die Tolkien zur Unterhaltung seiner Kinder aufschrieb, und spielte „in den Tagen des Königs Bonhedig“. Darin hieß es über Tom Bombadil: „Tom Bombadil war der Name eines der ältesten Einwohner des Königreichs, aber er war ein reger und rüstiger Bursche. Vier Fuß groß war er in Stiefeln und drei Fuß breit. Er trug einen spitzen Hut mit einer blauen Feder, seine Jacke war blau, und seine Schuhe waren gelb.“[2]

Am 21. September 1937 erschien im Londoner Verlag Allen & Unwin das Kinderbuch Der Hobbit. Einen Monat später traf sich Tolkien mit seinem geschäftstüchtigen Verleger Stanley Unwin, der bereits an eine Nachfolgeveröffentlichung für das überraschend erfolgreiche Buch nachdachte. Unter den bereits geschriebenen oder angedachten Werken, die Tolkien ihm als mögliche Anschlussveröffentlichung anbot, war auch das Gedicht The Adventures of Tom Bombadil, das Tolkien Unwin am 16. Dezember 1937 gemeinsam mit anderen Manuskripten zuschickte.[3] Aus dem Brief, den Tolkien aus diesem Anlass an Stanley Unwin schrieb, geht auch hervor, wie er die Figur des Tom Bombadil zu diesem Zeitpunkt konzipiert hatte, denn er schreibt: „Meinen Sie, Tom Bombadil, der Geist der (verschwindenden) Landschaft von Oxford- und Berkshire, wäre zum Helden einer Geschichte zu machen? Oder wird ihm, wie ich vermute, in den beiliegenden Versen vollauf Genüge getan?“[4]

Konzeption im Verlaufe der Arbeit am Herrn der Ringe, dafür unbedingt History of Middle-earth checken.

Tom Bombadil im Herrn der Ringe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tom Bombadil hat seinen wichtigsten Auftritt im ersten Buch des Herrn der Ringe. Dort erscheint er als Retter der Reisegruppe um den Hobbit Frodo. Die vier Hobbits Frodo, Sam, Merry und Pippin befinden sich auf einem beschwerlichen Weg, um den „Einen Ring“ zu vernichten, den Frodo bei sich trägt, weil er eine starke böse Kraft enthält. Zu dem Zeitpunkt, als sie Tom Bombadil begegnen, sind sie aber noch nicht weit entfernt von ihrer Heimat, dem Auenland. Sie befinden sich im Alten Wald, einem dichten dunklen Wald, dessen Bäume ihnen feindselig gesinnt zu sein scheinen. Schließlich gelangen sie in das Tal der Weidenwinde, eines zäh fließenden Baches, der sich durch den Wald schlängelt. Hier werden sie vom Alten Weidenmann eingeschläfert, einem bösen Baum, der die Hobbits Merry und Pippin zwischen seinen Wurzeln einschließt.

In diesem Moment tritt nun Tom Bombadil auf den Plan, fröhlich und laut Nonsens-Lieder singend:

„Noch ein Schwall Trällergesang brach los, und dann tauchte über den Riedgräsern am Wegrand wippend und hüpfend ein alter, schäbiger Hut auf mit hoher Spitze und einer langen blauen Feder im Band. Nach dem nächsten Hüpfer kam ein Mensch in Sicht – oder wenigstens konnte man ihn für einen solchen halten. Für einen Hobbit war er zu groß und zu dick, doch nicht groß genug für einen vom Großen Volk, obwohl er nicht weniger Lärm machte. In hohen gelben Schaftstiefeln an den dicken Beinen kam er durch Ried und Rohr gepoltert wie ein durstiger Stier auf dem Weg zur Tränke. Er trug eine blaue Jacke, vor der ein langer brauner Bart herabhing; seine Augen waren blau und strahlend, das Gesicht rot wie ein reifer Apfel, doch in hundert Lachfältchen verknittert.“

Der Herr der Ringe: I/6, S. 164.[5]

Frodo und Sam berichten Tom von der Tat des Alten Weidenmanns, und er besingt und verflucht den Baum, sodass dieser die beiden gefangenen Hobbits widerwillig freigibt. Anschließend führt Tom die müden Hobbits zu seinem Haus am Rande des Waldes. Hier beginnt nun das Kapitel In Tom Bombadils Haus (I,7). Beim Eintritt in das Haus lernen die Hobbits Goldbeere kennen, die „Tochter des Flusses“, die hier gemeinsam mit Bombadil lebt. Die vier Hobbits, Goldbeere und Tom essen gemeinsam zu abend, erzählen sich anschließend Geschichten und singen gemeinsam. Schließlich werden die Hobbits zu Bett geschickt, nicht ohne dass ihnen zuvor versichert wird, dass sie nicht auf nächtliche Geräusche zu achten bräuchten, weil nichts in das Haus eindringen könne.

Tatsächlich wachen drei der Hobbits nachts auf und hören draußen furchterregende Geräusche. Doch sie erinnern sich der beruhigenden Worte der Gastgeber und schlafen weiter. Bei Sonnenaufgang werden die Hobbits von Tom geweckt. Die unheimlichen Laute der Nacht scheinen keine Spuren hinterlassen zu haben.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rezeption der Figur Tom Bombadil bei Erscheinen des Herrn der Ringe 1954/55. Tolkiens Antworten darauf:

Tolkien selbst hat zugegeben, dass Bombadil für die Handlung innerhalb des Herrn der Ringe eigentlich nicht wichtig oder zumindest nicht notwendig sei, merkte aber gleichzeitig an, dass er trotzdem eine Funktion als Allegorie habe.[6] Tolkien scheint dabei mehrere verschiedene Vorstellungen davon gehabt zu haben, wofür Bombadil letztendlich stehe. Er beschreibt Bombadil als eine Figur, dem das Verlangen nach Besitz oder Herrschaft völlig abgeht. Er sei deshalb ein überaus pazifistischer Charakter und stehe gewissermaßen als eine denkbare Alternative zu der konstruierten kriegerischen Umgebung da, die sich – vor allem auf der „dunklen Seite“ – durch das Streben nach Macht und Herrschaft definiere. Deshalb ist er auch das einzige Wesen innerhalb Mittelerdes, auf das der Eine Ring keine Wirkung hat.[7] In diesem Zusammenhang steht auch die Vorstellung, Bombadil sei „eine besondere Verkörperung der reinen (echten) Naturwissenschaft“. Er interessiert sich nur für das Wissen, nicht für das, was man eventuell damit machen und erreichen kann. Er steht, wie Tolkien schreibt, für die Wissenschaften Zoologie und Botanik im Gegensatz zu Viehzucht und Ackerbau als deren praktischer Anwendung.[8]

1961 erscheinen des Gedichtbandes

Deutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tom Bombadil ist eines der größten Rätsel in Tolkiens Werken. Fans und Wissenschaftler haben zahlreiche Theorien darüber aufgestellt, wer oder was er sei und bedeuten könnte.


Die in der Tolkien-Philologie hauptsächlich vertretene Meinung ist bis heute, Tom Bombadil sei eine Art von Naturgeist.


Dort auch (S. 253f. zu „Er ist“: Bombadil ist nicht Gott.


Tom als Ainu (-> Aule)

Tom als Tolkien selber


Feder ist hier noch eine Pfauenfeder, wird im HdR dann zur Schwanenfeder. (-> heisst was? pfauen existieren nicht in Mittelerde das ist aber nicht der grund)


Das Rätsel des Tom Bombadil wird wohl nicht mehr ganz zu klären sein. Tolkien selbst bemerkt hierzu:

„Und ein paar Rätsel muß es immer geben, sogar in einem mythischen Zeitalter. Tom Bombadil ist eines (absichtsgemäß)“.[9]

In einem anderen Brief heißt es:

„Ich glaube nicht, daß man über Tom philosophieren müßte und daß er dadurch besser wird.“[10]


https://www.academia.edu/3887314/He_Is_Tom_Bombadil_and_his_function_in_The_Lord_of_the_Rings

https://www.academia.edu/9395428/Reifying_The_Enigma_That_Is_Tom_Bombadil

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen – Werke Tolkiens
Sekundärliteratur
  • Tom Shippey: J. R. R. Tolkien. Autor des Jahrhunderts. Klett-Cotta, Stuttgart 2002, ISBN 3-608-93432-4, S. 104–107.
  • Rudolf Simek: Wer ist Tom Bombadil?. In: Rudolf Simek: Mittelerde. Tolkien und die germanische Mythologie. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52837-6, S. 85–89.
  • Humphrey Carpenter: J. R. R. Tolkien. Eine Biographie. 2. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2001, ISBN 3-608-93431-6, S. 186f., 197, 201, 215, 276.
  • Campbell, Liam: “The Enigmatic Mr. Bombadil: Tom Bombadil‟s Role as a Representation of Nature in The Lord of the Rings. In: Middle Earth and Beyond: Essays on the World of J.R.R.Tolkien. Eds. Kathleen Dubs and Janka Kasacova. New Castle upon Tyne: CambridgeScholars Publishing, 2010. 41-65.
  • Gay, David Elton. “J.R.R. Tolkien and The Kalevala: Some Thoughts on the Finnish Origins of Tom Bombadil and Treebeard”. In: Tolkien and the Invention of Myth. Lexington: TheUniversity Press of Kentucky, 2004
  • Jenike, Kinga. “Tom Bombadil—Man of Mystery.” Middle Earth and Beyond: Essays on theWorld of J.R.R. Tolkien. Eds. Kathleen Dubs and Janka Kasacova. New Castle upon Tyne:Cambridge Scholars Publishing, 2010. 67-74.
  • Lewis, Paul W. “Beorn and Bombadil: A Tale of Two Heroes.” In: Mythlore. 25.3/4 (2007):145-159.
  • Treschow, Michael and Mark Duckworth. “Bombadil‟s Role in The Lord of the Rings.” In: Mythlore. 25.1/2 (2006): 175-96.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zur Puppe Tom Bombadil vgl. Carpenter, J. R. R. Tolkien, S. 186.
  2. Zit. nach Carpenter, J. R. R. Tolkien, S. 186. Dort auch kurz zu dem Gedicht und der Geschichte.
  3. Vgl. dazu Carpenter, J. R. R. Tolkien, S. 210–212, und Briefe, S. 37–39 (Nr. 19 an Stanley Unwin vom 16. Dezember 1937).
  4. Briefe, S. 39.
  5. Im Folgenden werden bei Zitaten sowohl die Seiten nach der unten angegebenen Ausgabe (Klett-Cotta, München 2002) als auch Buch (römische Zahlen) und Kapitel (arabische Zahlen) angegeben, damit die Zitate auch in anderen Ausgaben nachvollziehbar bleiben.
  6. „Tom Bombadil ist keine wichtige Person – für die Erzählung. Ich glaube, etwas Bedeutung hat er als ‚Kommentar‘. [...] Er ist einfach so eine Erfindung [...], aber er steht für etwas ein, das ich wichtig finde [...]. Ich hätte ihn jedoch nicht dringelassen, wenn er nicht irgendeine Funktion hätte“ (Briefe, S. 236, Nr. 144 an Naomi Mitchison vom 25. April 1954) und „Historische Tatsache ist, daß ich ihn hineinbrachte, weil ich ihn schon ‚erfunden‘ hatte, unabhängig vom Übrigen (er erschien zuerst im Oxford Magazine), und unterwegs noch ein ‚Abenteuer‘ brauchte. Aber ich behielt ihn drin, so wie er war, weil er bestimmte ansonsten weggelassene Dinge repräsentiert [...]. Er ist also eine ‚Allegorie‘, oder ein Muster [...]“ (Briefe, S. 254, Nr. 153 an Peter Hastings vom September 1954).
  7. Briefe, S. 236f. (Nr. 144 an Naomi Mitchison vom 25. April 1954) und S. 254 (Nr. 153 an Peter Hastings vom September 1954).
  8. Briefe, S. 254 (Nr. 153 an Peter Hastings vom September 1954; dort auch das Zitat) und S. 237 (Nr. 144 an Naomi Mitchison vom 25. April 1954).
  9. Tolkien, Briefe, S. 231 (Nr. 144 an Naomi Mitchison vom 25. April 1954).
  10. Briefe, S. 254, Nr. 153.