Bhaktivinoda Thakura

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Bhaktivinoda Thakura

Bhaktivinoda Thakura (* 1838; † 1914) war ein Gelehrter und Heiliger des Hinduismus vishnuitischer Prägung, der die Religion von Krishna verbreitete, und zwar in der Gaudiya-Vaishnava-Lehre, der spezifischen Weise, wie sie in den Lehren des Mystikers Chaitanya und im Bhagavatam dargestellt wird.

Konflikt von Hinduismus und Christentum

Um Bhaktivinoda Thakura zu verstehen, muss man berücksichtigen, dass sein Wirken die Reaktion auf einen „Zusammenprall der Kulturen“ im 19. Jahrhundert ist. Die Briten regieren Indien, die Einheimischen werden gedemütigt und auch wegen ihrer andersartigen Religion von den protestantischen Kolonialherren als „Heiden“ angesehen. Beide Seiten begegnen einander mit Feindseligkeit und Intoleranz. Die Europäer halten die indische Religion für „Aberglauben“, und für die Inder selbst ist die komplexe, weit verbreitete Vishnu-Frömmigkeit zu leerem Gepräge verkommen. Wer etwas auf sich hält, studiert europäische Philosophie und beschäftigt sich nicht mit „alten Fabeln“, insbesondere nicht mit dem weit verbreiteten Andachtsbuch Bhagavatam.

Auch Bhaktivinoda Thakura beschäftigt sich zunächst intensiv mit dem Christentum und den Tiefen abendländischer Philosophie, für das Bhagavatam hat er nur Verachtung übrig. Aber dann fällt ihm Lektüre über den vergöttlichten Mystiker Chaitanya in die Hände, und über diese Lektüre findet er neuen Zugang zu seiner eigenen Religion und Philosophie.

Bhaktivinoda Thakura steht in der spirituellen Tradition des Chaitanya und seiner Schüler, insbesondere der „sechs Gosvamis“, deren Lehren er vertieft und erneuert. Wegen seiner spirituellen Verdienste wird er auch manchmal der „siebente Gosvami“ genannt.

Wiederaufgreifen der Lehren Chaitanyas

Nach Chaitanya sind alle Beziehungen und Gefühle nur verzerrte Widerspiegelungen spiritueller Gefühle in einer von spirituellen Lebewesen belebten und bevölkerten spirituellen Welt.

  • Da das gefallene Lebewesen das natürliche Streben nach Beziehungen und Gefühlen hat, möchte es in die spirituelle Welt (das Reich Krishnas) zurückkehren, wo es mit Krishna diese Beziehung in einer von fünf vorgegebenen Beziehungen (wohlwollend-neutral, unterwürfig, freundschaftlich, elterlich-fürsorglich und in spiritueller Leidenschaft) ausleben kann.
  • Die Menschen, die zu oft wiedergeboren wurden, haben durch ihre übergroße Identifikation mit der Welt ihre spirituelle Bindung zu Krishna „vergessen“, so dass durch Missionare und insbesondere durch das Singen des Hare Krishna-Mantras ihr „Krishna-Bewusstsein“ wiedererweckt werden muss.

Bhaktivinoda Thakura greift diese Lehren wieder auf; sein großes Verdienst ist es, sie einem englischsprachigen Publikum (missionarisch) nähergebracht zu haben. Seine Auffassung ist unbestreitbar vom Christentum mitbeeinflusst worden. So nennt er Krishna den „himmlischen Vater“ und misst Chaitanya die Rolle eines „Messias“ zu. Möglicherweise liegt hierin ein Grund, warum christlich vorgeprägte Menschen zur von ihm und seinen Schülern vertretenen Krishna-Religiosität (die sich von der religiösen Auffassung der meisten Hindus, dem Advaita Vedanta, in wichtigen Punkten unterscheidet) einen relativ leichten Zugang finden können.

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