Blaueis

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Blaueisgletscher vom Hochkalter-Aufstieg über den Schönen Fleck um das Jahr 1985

Koordinaten: 47° 34′ 25″ N, 12° 51′ 56″ O

Das Blaueis ist der nördlichste Gletscher der Alpen und liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Ramsau im bayerischen Teil der Berchtesgadener Alpen. Der Gletscher liegt nordseitig exponiert im oberen Blaueiskar, eingebettet zwischen den Wänden von Blaueisspitze (2480 m), Hoch- (2607 m) und Kleinkalter (2513 m), die den Gletscher hufeisenförmig umstehen. Gespeist wird der Kargletscher vom abrutschenden Schnee aus den umgebenden Steilwänden.

Gletscherschwund

Wegen seiner verhältnismäßig geringen Höhenlage ist das Blaueis besonders vom Rückgang der Alpengletscher betroffen. Um das Jahr 1820 ergaben die ersten Kartenaufnahmen eine Gesamtfläche von 25 ha. 1884 wurde eine Fläche von 19,6 ha vermessen; 1953 war das Blaueis auf 13,1 ha geschrumpft. Seit Mitte der 1980er Jahre sind inmitten des Blaueises zunehmend Felsen ausgeapert, die den oberen Teil des Gletschers inzwischen völlig vom unteren Toteisfeld, der früheren Gletscherzunge, abgetrennt haben. Dabei ist der Rückgang der Eismasse im unteren Feld besonders stark, weil es wegen der Trennung keinen Nachschub mehr aus dem höheren Gletscherbereich erhält. Beide Eisfelder zusammen maßen 2009 nur noch 7,5 ha. Die mit Georadar ermittelte Mächtigkeit des Eises betrug im Jahr 2007 (nur noch) bis zu 13 Meter, die mittlere Eisdicke weniger als vier Meter; das Volumen wird mit rund 400.000 m³ angegeben.[1][2] Damit ist die Resteismenge kleiner als der Massenverlust im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.[Anm. 1]

Tourenmöglichkeiten

Stützpunkt für Begehungen des Gletschers ist die 1651 m hoch im Blaueiskar unterhalb des Gletschers gelegene Blaueishütte, die von Ramsau oder Hintersee in gut drei Stunden Gehzeit erreicht werden kann.

Über den in seinem oberen Teil bis zu 55° steilen Gletscher führt ein Anstieg zur Blaueisscharte (ca. 2400 m), von der man in leichter Kletterei (Schwierigkeit UIAA II) zum Hochkaltergipfel ansteigen kann. Diese Route wurde zuerst vom Ramsauer Bergführer Johann Grill (genannt Kederbacher) 1874 mit E. Richter begangen. Günstigste Jahreszeit ist in der Regel die zweite Junihälfte, wenn noch eine Schneeauflage das Steigen erleichtert und oft noch Schneebrücken eine einfache Überquerung der Randkluft unterhalb der Scharte erlauben. Im Spätsommer und Herbst ist die Kluft breit und oft nur schwierig zu passieren. Zu dieser Jahreszeit waren in der Vergangenheit durch das zu Tage tretende Blankeis teils tödliche Abstürze zu verzeichnen.

Eine beliebte lange Gratkletterei ist „Blaueisumrahmung“. Sie führt ohne Gletscherberührung von der Blaueishütte über Schärtenspitze, Blaueisspitze, Hochkalter, Kleinkalter und Rotpalfen zurück zum Ausgangspunkt. Die Hauptschwierigkeiten liegen in der Überwindung des Blaueisnordgrats, einer Kletterei im Schwierigkeitsgrad IV der UIAA-Skala.

Weblinks

Commons: Blaueis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Archiv der Bayerischen Gletscher
  2. Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit (Hrsg.): Bayerische Gletscher im Klimawandel. Ein Statusbericht. München 2012, S. 15, 20. Volltext online (PDF; 3,2 MB), abgerufen am 6. Juli 2013.

Anmerkungen

  1. 1925 war durch Friedrich Thiersch (1876–1951), Sohn von August Thiersch und Schüler Sebastian Finsterwalders, erstmals eine genaue photogrammetrische Aufnahme vom Blaueis gemacht worden. Lag das Zungenende des Gletschers in jenem Jahr noch auf 1920 m Seehöhe, so betrug der Höhenwert 1949/50 bereits 2140 m. – Siehe: Richard Finsterwalder: Das Blaueis am Hochkalter. Aus: —: Die Gletscher der Bayerischen Alpen. In: Jahrbuch des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (Überbrückungsband der Alpenvereinszeitschrift 1943–1951). Schmitt, München 1951, S. 61. (Online bei ALO).
    Gemäß Höhentabelle im bayerischen Gletscherarchiv ist der 1949/50 genannte Wert schwer verständlich. Grund dafür könnte sein, dass durch die in jener Zeit aperungsbedingt erfolgte Teilung des Gletschers in ein oberes und unteres Feld der Bezugswert Zungenende nicht eindeutig definiert wurde.