Cancalit

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Der Cancalit ist ein sehr seltenes magmatisches Alkaligestein mit Kaliumvormacht, das zu den Lamproiten gerechnet wird, genauer zu den Phlogopit-Lamproiten. Er tritt in der südostiberischen Vulkanprovinz auf.

Vorkommen und Erstbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Cancarix-Vulkan von Südwesten, Typlokalität des Cancalits

Die Typlokalität des Cancalits ist der Cancarix-Vulkan bei Hellín in der Provinz Albacete im Südosten Spaniens. Sein Name leitet sich von der Ortschaft Cancarix ab. Das Gestein wurde im Jahr 1967 von J. M. Fuster und Kollegen erstmals wissenschaftlich beschrieben.[1]

Mineralogie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Neudefinition der Lamproite durch Mitchell und Bergman im Jahr 1991[2] wird der Cancalit jetzt als Enstatit-Sanidin-Phlogopit-Lamproit bezeichnet. Die Definition gibt die für das Gestein entscheidende Mineralogie wieder, im Fall des Cancalits sind dies die Minerale Phlogopit, Sanidin und Enstatit (Orthopyroxen). Neben dem titanreichen Phlogopit, dem eisenreichen Sanidin und dem Enstatit erscheinen ferner die Minerale Olivin (reich an der Komponente Forsterit), Richterit (Amphibol mit Kalium und Titan), idiomorpher, prismatischer Diopsid und Leucit. Ferner nadelförmiger Apatit, seltener Ilmenit, Rutil und Geikilit sowie akzessorisch Dalyit und Ägirin.

Die spezifische mineralogische Zusammensetzung und strukturelle Ausbildung des Cancalits hängt jedoch vom Kristallisationsgrad ab. So verschwindet Olivin beispielsweise im holokristallinen Innern des Lamproits, zeigt aber örtliche Anhäufungen in mit glasigen Lavapartien (mit glasiger bis mikrokristalliner Grundmasse) im Zusammenhang stehenden porphyrischen Sektoren. Phlogopit und Diopsid kommen vorwiegend in holokristallinen Bereichen als hypidiomorphe bis idiomorphe Kristalle vor, wohingegen Amphibol und Sanidin als Zwickelfüller erscheinen, die auch poikilitisch ausgebildet sein können.

Die Kristallisation verläuft über die Frühbildungen Olivin, Diopsid, Phlogopit hin zum spät gebildeten Richterit und Sanidin, der die erstgenannten Minerale poikilitisch umschließt. In der Schlussphase kristallisierten Dalyit und Ägirin in Hohlräumen.

Der idiomorphe, blockhafte, zum Teil skelettförmige, 0,3 bis 1,0 Millimeter groß werdende Sanidin nimmt rund 50 Volumenprozent des Cancalits ein. Der xenomorphe Olivin ist korrodiert und wird von Enstatit umschlossen. Er findet sich auch in peridotischen Xenolithen. Der Phlogopit liegt ebenfalls korrodiert vor und zeigt sagenitische Entmischung (gitterförmige Verwachsung mit Rutil). Der bis zu 3 Millimeter große Richterit füllt Zwickel im Sanidingefüge. Er verdrängt außerdem frei vorkommenden Phlogopit und Diopsid und umschließt Enstatit, mit dem er auch Verwachsungen eingeht. Der seltene Ilmenit ist mit Geikilit verwachsen. Dalyit tritt in Miarolen auf, in denen er von Sanidin und Amphibol umgeben wird. Ägirin erscheint in Drusen und wird als Kristallisat der Dampfphase gedeutet.

Als kennzeichnende Normminerale fungieren Olivin (ol), Akmit (ac), Natriummetasilikat (ns) und Kaliummetasilikat (ks), wobei die drei letztgenannten typisch für peralkalische Gesteine sind. Charakteristisch ist ferner die Abwesenheit von normativem Leucit (lc).[3]

Chemische Zusammensetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haupt- und Spurenelemente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oxid
Gew. %
Cancalit
Cancarix-Vulkan
Cancalit
SP-723
Cancalit
SP-725
Spurenelemente
ppm
Cancalit
Cancarix-Vulkan
Cancalit
SP-723
Cancalit
SP-725
SiO2 56,7 57,8 55,9 Cr 1039 757 810
TiO2 1,54 1,58 1,49 Ni 151 601 470
Al2O3 9,23 9,84 9,30 Zn 83,0
Fe2O3 4,80 (tot) 4,75 (tot) 4,67 (tot) Rb 676 111 110
FeO Sr 864 746 696
MnO 0,08 0,07 0,08 Zr 768 978 962
MgO 12,1 10,2 11,8 Ba 1694 1893 1815
CaO 3,42 3,19 4,12 Ce 293 328 295
Na2O 0,78 1,02 1,08 Nd 186 214 188
K2O 9,11 9,20 8,93 Sm 34,5 40,2 35,9
P2O5 1,14 1,18 1,24 Hf 23,8 23,7 23,9
LOI 0,26 0,79 1,22 Th 128 129 117
K/Na 7,67 5,92 5,45
K/Al 1,07 1,01 1,04
(Na + K)/Al 1,21 1,18 1,23

Quelle: S. Duggen und Kollegen (2005)[4]

Der Cancalit ist ein ultrapotassisches (K/Na>3), intermediäres Alkaligestein mit peralkalischem Charakter (da (Na+K)/Al>1). Er wird durch sehr hohe Gehalte an MgO und K2O gekennzeichnet, wohingegen Na2O deutlich abgereichert ist. Bei den Spurenelementen sind wie bei allen Lamproiten die inkompatiblen Elemente angereichert, insbesondere die LILE Rubidium und Strontium, aber auch die HFSE Thorium, Cerium, Zirconium, Hafnium sowie die Seltenen Erden Neodym und Samarium. Das sechsfach koordinierte Chrom zeigt ebenfalls sehr hohe Konzentrationen.

Isotopenverhältnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Isotopen Verhältniswert
Cancalit
Cancalit
SP-723
Cancalit
SP-725
87Sr/86Sr 0,718046 0,717426 0,717311
143Nd/144Nd 0,512023 0,512014
206Pb/204Pb 18,803 18,787
207Pb/204Pb 15,689 15,710
208Pb/204Pb 39,015 39,086

Bei den sehr hohen initialen Bleiverhältnissen, die sich mit den Werten für ozeanische Sedimente (insbesondere mit den Werten atlantischer Schelfrandsedimente von Nordwestafrika) überlappen, gibt es ebenfalls Ähnlichkeiten mit Lamproiten der Toskana und lamproitischen Minetten der Westalpen. Im Diagramm 87Sr/86Sr gegenüber 206Pb/204Pb ist erneut die Ähnlichkeit mit den atlantischen Sedimenten zu erkennen, die Verwandtschaft mit Cordierit-führenden Laven Südostspaniens sowie eine Annäherung an das angereicherte Mantelreservoir EM 2.[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fuster, J. M. u. a.: Las rocas lamproíticas del S. E. de España. In: Estudios geológicos. Vol. 23. Instituto de Investigaciones Geológicos Lucas Mallada, Madrid 1967, S. 35–69.
  2. Mitchell, R. H. und Bergman, S. C.: Petrology of Lamproites. Plenum Press, New York 1991, ISBN 0-306-43556-X.
  3. Linthout, K. u. a.: First occurrence of dalyite in extrusive rock. In: Mineralogical Magazine. Band 368, 1988, S. 705–708.
  4. a b Duggen, S. u. a.: Post-collisional transition from subduction to intraplate type magmatism in the westernmost Mediterranean: Evidence for continent-edge delamination of subcontinental lithosphere. In: Journal of Petrology. Band 46, 2005, S. 1155–1201, doi:10.1093/petrology/egi013.