Der wiedergefundene Freund

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Der wiedergefundene Freund (im Deutschen auch unter dem Originaltitel Reunion und als Versöhnung aufgelegt) ist eine Erzählung des deutschen Schriftstellers Fred Uhlman. Das Buch erschien zum ersten Mal 1971 in London. Die Geschichte handelt von zwei 16-jährigen Jungen, deren Freundschaft am Nationalsozialismus scheitert.

Im September 1997 wurde Der wiedergefundene Freund von der Deutschen Akademie für Kinder- u. Jugendliteratur zum Buch des Monats gewählt.

Handlung

Der 16-jährige Schüler Hans Schwarz, Sohn eines erfolgreichen jüdischen Arztes, besucht ein exklusives Elite-Gymnasium in Stuttgart (Vorbild für die fiktive Schule des Buches ist das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium, das der Verfasser besuchte). Er ist ein „normaler“ Schüler, schreibt durchschnittliche Noten. Hans und seine Familie gehören der Mittelschicht an. Er passt nicht recht in die Klasse und hat keine richtigen Freunde.

Im Januar 1932, ein Jahr vor der Machtübernahme durch die Nazis, erscheint ein neuer Schüler in der Klasse – „Graf von Hohenfels, Konradin, geboren am 19. Januar 1916, Burg Hohenfels“ stellt er sich vor. Hans Schwarz erkennt, dass er mit niemand anderem als mit diesem faszinierenden Neuling befreundet sein möchte. Erfreut beobachtet er, wie von Hohenfels Avancen anderer Mitschüler zurückweist. Hans beginnt sich im Unterricht als Literaturkenner zu produzieren und beeindruckt Konradin mit einer schwierigen Übung am Reck. Mittels einer korinthischen Silberdrachme aus seiner Münzsammlung erweckt er Konradins Interesse, sie kommen ins Gespräch und werden Freunde.

Die beiden entwickeln eine tiefe Zuneigung zueinander, sie diskutieren über deutsche Literatur im Allgemeinen, Hans’ Lieblingsdichter Friedrich Hölderlin im Speziellen und weitere Themen. Dennoch – obwohl die beiden sich tiefe Geheimnisse offenbaren – bleibt eine Distanz, da Konradin zwar mehrmals in der Woche Gast bei Hans ist und seine Eltern kennenlernt, Hans aber lange Zeit nicht von Konradin nach Hause eingeladen wird und dort dessen Eltern nie antrifft.

Auf Dauer lässt sich die Politik auch unter den Schülern nicht ignorieren und treibt einen Keil zwischen die beiden. Konradin zeigt sich begeistert von Hitler, verteidigt Hans nicht gegen die auch in der Schule aufkommende antisemitische Hetze und vermeidet schließlich weitere Treffen mit ihm. Hans erfährt, dass der Antisemitismus von Konradins Mutter der Grund dafür war, dass Hans nie in ihrer Gegenwart nach Hause eingeladen wurde. So wird allmählich eine echte Freundschaft – stellvertretend für viele Millionen anderer – unwiederbringlich zerstört.

Auf Initiative seiner Eltern emigriert Hans alleine nach New York. In einem Abschiedsbrief wünscht Konradin ihm alles Gute, er hoffe, dass er in einigen Jahren wieder zurückkommen könne, der Kontakt zwischen den beiden reißt aber ab. Die Eltern bleiben zurück, werden zunehmend entrechtet und begehen schließlich Suizid.

Die Erzählung endet etwa 30 Jahre später: Hans erhält in New York eine Bitte seiner ehemaligen Schule, für eine Tafel zum Gedenken an die Kriegsopfer dieser Schule zu spenden. Unter dem Buchstaben „H“ findet er den Eintrag „Hohenfels, Konradin, beteiligt am Attentat auf Hitler. Hingerichtet“.

Biografischer Hintergrund

Der 19. Januar 1916 ist das Geburtsdatum sowohl von Hans Schwarz als auch von Konradin von Hohenfels. Der 19. Januar 1901 ist das Geburtsdatum des Autors, der die beiden Protagonisten also exakt um 15 Jahre verjüngt hat. In Uhlmans bereits 1960 erschienener Autobiografie heißt es:

„Zwei andere Jungen, die in die gleiche Schule gingen, waren die Brüder Stauffenberg. Einem von ihnen gelang es fast, Hitler zu töten. Er wurde dafür hingerichtet.“

Fred Uhlman: The Making of an Englishman[1]

Auf diesen Sätzen beruht die Vermutung, Uhlman habe mit von Hohenfels Claus Graf Schenk von Stauffenberg gemeint. Von den drei Stauffenberg-Brüdern war freilich keiner mit Uhlman befreundet, sie gehörten auch jüngeren Jahrgängen an. Während des Studiums von Uhlman in Tübingen setzt sich einmal ein junger Mann in der Vorlesung neben ihn:

„Er war sehr ruhig, aber er hob sich von der schäbig gekleideten Menge ab: Er war äußerst gut gekleidet und trug einen Diamantring an der linken Hand. Er sprach nicht mit mir und zeigte wenig Interesse an der Vorlesung.“

Fred Uhlman: The Making of an Englishman[2]

Es erweist sich später, dass dieser junge Mann Philipp Albrecht Herzog von Württemberg war, der älteste Sohn des Herzogs und Enkel des letzten Königs von Württemberg. Auch zu ihm ergab sich keine persönliche Beziehung.

Text

Literatur

  • Fred Uhlman: The Making of an Englishman. Hrsg.: Manfred Schmid. Diogenes, Zürich 1998, ISBN 3-257-23018-4 (englisch: The Making of an Englishman. Übersetzt von Manfred Schmid).

Film

Einzelnachweise

  1. The Making of an Englishman, Diogenes, Zürich 1998, S. 40.
  2. The Making of an Englishman, Diogenes, Zürich 1998, S. 113

Weblinks