Die Glut

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Die Glut (ungar. A gyertyák csonkig égnek, wörtlich: „Kerzen brennen bis zum Ende“) ist ein Roman von Sándor Márai aus dem Jahr 1942, der 1990 im Original und 1998 in deutscher Übersetzung neu herausgegeben wurde.

Inhalt

Der Roman spielt im Jahr 1941 auf einem Jagdschloss am Rande der Karpaten. Während er den Besuch seines Jugendfreundes Konrád erwartet, blickt der alte ungarische General Henrik zurück auf sein Leben. Henrik und Konrád waren in ihrer Jugend gute Freunde, obwohl Henrik aus einer reichen Familie des Hochadels stammt, während Konrád der Sohn eines verarmten Barons ist. Auf einer Jagd aber legte Konrád mit dem Gewehr auf Henrik an. Er zögerte jedoch zu schießen, verpasste den Moment und verschwand anschließend "in die Tropen". Am anderen Tag, nach Konráds Abreise, besuchte Henrik dessen Zimmer, in das Konrád ihn nie hineingelassen hatte, und war überrascht von der geschmackvollen Ausstattung. Henriks Frau Krisztina schaute sich ebenfalls in dem Zimmer um; aus ihrem Verhalten schloss Henrik, dass ihr das Zimmer vertraut war und dass sie ein Liebesverhältnis mit Konrád hatte.

Nach diesem Vorfall wechseln Henrik und Krisztina kein Wort mehr miteinander. Sie beziehen weit voneinander entfernt liegende Gebäude auf Henriks weitläufigem Besitz. Acht Jahre später stirbt sie.

Henrik versucht jahrelang, sich diesen Vorfall zu erklären, das Wesen seiner Beziehung zu Krisztina und seiner Freundschaft zu Konrád zu ergründen, und die Motive für dessen vermuteten doppelten Treuebruch herauszufinden.

Konráds Rückkehr scheint dem General die Möglichkeit zu geben, diese Fragen zu klären. Das sehr einseitige Gespräch dauert die ganze Nacht. In einem langen Monolog rollt Henrik die Ereignisse und seine Folgerungen daraus auf. Mit seinen kurzen Antworten und Einwürfen bekundet Konrád nur sein Interesse und ermuntert Henrik, weiterzumachen. Er widerspricht Henriks Interpretation der Ereignisse an keiner Stelle. Eine Antwort auf zwei Fragen, auf die Henrik die ganze Nacht lang hinarbeitet, bleibt jedoch aus. Kurz vor der Auflösung zerstört Henrik selbst das entscheidende Beweismittel, ein Tagebuch seiner Frau. Konrád verweigert daraufhin die Antwort, die er als einziger kennt. Die zweite Frage stellt Henrik erst gar nicht, da ihm bereits die Antwort auf die erste Frage verweigert wurde.

Im Morgengrauen verabschiedet sich Konrád, den Henrik trotz der zurückliegenden Ereignisse im Lauf des Gesprächs als seinen Freund bezeichnet hat, von Henrik. Die beiden Männer trennen sich mit allen Anzeichen freundschaftlichen Respekts voneinander.

Veröffentlichungen

Der Roman erschien auf Deutsch erstmals 1950 unter dem originalgetreuen Titel Die Kerzen brennen ab in einer Übersetzung von Eugen Görcz. Nach dem großen Erfolg einer französischen Neuübersetzung durch Albin Michel im Jahr 1995, brachte der Piper Verlag das Werk 1999 in Deutschland in einer neuen Übersetzung Christina Viraghs heraus. Beim Titel lehnte man sich an Michels Übersetzung ins Französische an, der das Werk als Les Braises (dt. „Die Gluten“) publizierte, und benannte die Neuübersetzung mit Die Glut. Die Neuauflage war für den Piper Verlag ein finanzieller Erfolg. Es wurden 200.000 Exemplare innerhalb eines Jahres verkauft.[1]

Verfilmungen

Das Buch wurde zweimal verfilmt: 1967 in der Bundesrepublik Deutschland unter der Regie Korbinian Köberles als 40-minütiger Fernsehfilm mit dem Titel Asche und Glut[2] und 2006 in Ungarn als Direct-to-DVD-Film unter der Regie István Iglódis.[3]

Theater

Am 16. Oktober 2002 fand in einer Fassung von Knut Boeser die deutschsprachige Erstaufführung am Schauspielhaus Düsseldorf in der Regie von Ingo Brux mit Ernst Alisch und Peter Harting (Bühne: Gerhard Benz, Kostüm: Elisabeth Strauss) statt.[4] Christopher Hampton adaptierte den Roman in englischer Sprache für die Bühne. Diese Fassung wurde 2006 in London uraufgeführt. Am 4. Dezember 2009 fand die deutschsprachige Aufführung dieser Fassung am Schauspielhaus Graz mit Helmuth Lohner in der Rolle des Henrik statt, die ab April 2010 auch im Theater in der Josefstadt aufgeführt wurde.[5][6]

Einzelnachweise

  1. Text auf dem Rückencover von Himmel und Erde, ISBN 978-3492237147
  2. Asche und Glut (1967) in der Internet Movie Database
  3. A Gyertyák csonkig égnek (2006) in der Internet Movie Database
  4. Pitt Hermann: Die Glut, Sonntagsnachrichten, abgerufen am 20. April 2012
  5. Pressestimmen zu Die Glut, Schauspielhaus Graz, abgerufen am 20. April 2012
  6. http://josefstadt.org/Theater/Stuecke/Archiv/Josefstadt/DieGlut.html