Diskussion:Frühmittelalter

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Was mir bei der Lektüre aufgefallen ist[Quelltext bearbeiten]

Der Artikel ist recht lang – so lang, dass mancher Leser wegen Ermüdung unterwegs aussteigt. Dennoch wüsste ich nicht, was man weglassen könnte. Gekürzt werden könnte vielleicht der Abschnitt über die ottonischen Kaiser; aber das sollen die Historiker unter den Verfassern entscheiden. Störend ist aber eine Wiederholung, die dem Leser nicht verborgen bleibt: Manche Sätze im 4. Absatz von "die islamische Welt" wiederholen sich fast wörtlich im 10. Absatz von "Christentum". Es gibt also Kürzungsbedarf (allerdings nicht viel). --Sprachfreund49 (Diskussion) 01:03, 30. Jan. 2013 (CET)[Beantworten]

Danke für die Politur. Ich habe den Artikel über den Zeitraum von fast einem Jahr verfasst, da ich die Lit dazu auch aufbereiten musste. Bei der Konzeption habe ich schon darauf geachtet, dass der Artikel in fast jedem Abschnitt für sich steht. Die angesprochene Wiederholung ist beabsichtigt, weil ich nicht voraussetzen kann, dass jemand den gesamten Artikel liest. Da es ein Überblicksartikel ist, wird das m. E. nicht jeder tun und sich eher die relevanten Punkte suchen. Insofern stehe ich auch zur Länge: manche wollten es kürzer, andere hingegen noch mehr Text zu bestimmten Punkten. Da kann man es nie jedem Recht machen. Insofern behalte ich mir Kürzungen in Zukunft zwar vor, aber es wird wenn ein Satz hier und dort sein, kaum mehr. Nacht --Benowar 01:13, 30. Jan. 2013 (CET)[Beantworten]

Mehr Gliederung?![Quelltext bearbeiten]

Wie wäre es, den Artikel mit mehr Überschriften zu versehen, sodass eine intensivere Gliederung entsteht? Teilweise sind die Texte unterhalb einer Überschrift so lang, dass man vergisst, wo genau man ist, bzw. das Inhaltsverzeichnis nicht genug Infos liefert, wo man denn hin muss. --5156246 (Diskussion) 13:57, 22. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]

Die politische Geschichte und Literatur sind angemessen untergliedert. Bei Herrschaft und Wirtschaft und Gesellschaft werde ich mal schauen, sehe aber offen gesagt keinen zwingenden Handlungsbedarf. --Benowar 14:32, 22. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]
Ich habe jetzt teils Zwischenüberschriften eingefügt, das sollte aber m. E. ausreichen. --Benowar 14:45, 22. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]
Ich hatte einen Anfang bei "Christentum" gemacht, und das schaut nun letztlich doch gut aus. Bei "Kunst" könnten noch mindestens zwei Sektionen kommen. Bei der "politischen Geschichte" könnte man für die Sektionen ab einschließlich 2.4 eine eigene Obersektion einrichten, also nicht unter "politische Geschichte", sondern z.B. "einzelne Regionen". Ansonsten sind einige Absätze noch sehr, sehr lang. Ich mache mal einen Anfang - sollte ich Zusammenhänge zerschneiden, bitte ich das freiherzig zu reparieren. :-) Z. (Diskussion) 15:34, 23. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]
Bitte nicht mit Absätzen übertreiben, ich habe mir schon was dabei gedacht. Ich bin gegen eine Trennung ab 2.4 und werde das auch nicht durchführen, denn es ist immer noch politische Geschichte, freilich spreche ich auch wirtschaftliche und kulturelle Fragen an. Einiges habe ich daher rückgängig gemacht, man wird den Text wohl auch so lesen können. Schönes Wochenende... --Benowar 16:49, 23. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]
Zwischen "lesen können" und "Lesbarkeit" ist noch ein deutlicher Unterschied. Z. (Diskussion) 17:30, 23. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]
Ja, auch zwischen nötigen und unnötigen Änderungen, aber sei es drum. Die Lesbarkeit ist denke ich auch so gegeben. Ich persönlich halte nicht sehr viel von einem zerstückelten Text, man kann freilich auch anderes bevorzugen. Hier wurden nur auch teilweise Sachzusammenhänge zerrissen, an anderen Stellen habe ich es ja auch so belassen. Meinerseits war es dazu auch, der Artikeltext hat mir genug Arbeit gemacht. Ich werde daher nur sehr behutsam Eingriffe in die Textsubstanz vornehmen. ciao --Benowar 17:33, 23. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]

Gehts noch? Du nimmst 17 (!) Kleinstbearbeitungen vor und nur um überall einen Ansatz rein zu setzen? Der Artikel ist von einer Vielzahl an usern SO also mit diesen Absätzen als exzellent vor wenigen Wochen befunden worden. Das schließt Änderungen natürlich nicht aus. Aber in exzellenten Artikeln wird grundsätzlich restriktiv editiert. Für deine massenhafen Absatzänderngen bedarf es also besonderer Gründe. Ich werde das jetzt revertieren. --Armin (Diskussion) 19:26, 23. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]

Was soll der Tonfall? Z. (Diskussion) 20:04, 23. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]
Was soll dein Editierverhalten? --Armin (Diskussion) 20:05, 23. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]
Du bist wirklich der Meinung, dass Wikipedianer so miteinander umgehen sollen? Die Bearbeitungen sind pro Absatz, falls jemand anders den Artikel bearbeitet, und beinhalten mal einen Neuabsatz, mal mehrere, mal andere Änderungen. Je größer ein Textblock, desto unübersichtlicher für den Leser. hier Benowar hat ja zurückgesetz, was seiner Meinung nach zu weit ging. Z. (Diskussion) 20:10, 23. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]
Die Frage würde ich eher dir stellen? Du bist der Meinung Zusammenarbeit läuft so: X arbeitet ein Jahr an einem Artikel um ihm exzellent zu machen, unzählige user/Votanten reviewen und dann kommt nach der Einstufung zu exzellent Y an und meint massenhaft Umänderungen, Absätze am besagten Artikel vorzunehmen, weil ihm die Lesbarkeit/Übersicht nicht gefällt? Komisch das dies sonst niemand kritisiert hat. Aber du weißt es sicherlich besser als alle anderen hier. So wie du agierst stelle ich mir jedenfalls keine Zusammenarbeit vor. Oder ist dir einfach nur langweilig? Gibt es keine anderen Artikel, die Verbesserungen dringender nötg haben? --Armin (Diskussion) 20:19, 23. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]
Ich verstehe nicht, warum eine solche Lappalie so viel Hass bei dir losweckt. Der Artikel ist gut, aber viele Absätze sind sehr lang, wie man auch im Vergleich mit anderen Artikeln sieht. Ich sehe keine Argumente, warum sie so lang sein sollen. Ansonsten habe ich 2-3 einleitende Sätze abgeändert. Ich kann keine "massenhaften Umänderungen" entdecken. Z. (Diskussion) 20:24, 23. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]
Ich habe keinen Hass gegen dich und auch gegen niemanden sonst in wp. Ich finde dein Editierverhalten vom heutigen Tag bloß ziemlich daneben und ich sage miene Meinung immer offen heraus. Ich habe auf deine Version dennoch revertiert. Soll der Hauptautor Benowar das in Ruhe entscheiden. Ich bin jedenfalls gegen diesen Absatzunsinn. --Armin (Diskussion) 20:44, 23. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]
Ich sehe das eigentlich wie Armin. Ich bin nun aber noch einmal den Text durchgegangen und habe dort, wo der Sinnzusammenhang besser passte, die Absätze aufgehoben. An anderen Stellen habe ich so belassen, wenngleich das m. E. nicht immer einen Mehrwert hat und auch keine Argumente zwingend dafür sprechen. Das Thema dürfte damit aber erledigt sein und wir alle können uns der Artikelarbeit widmen, die ja nicht ganz unwichtig ist. ciao --Benowar 21:45, 23. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]

Hallo, liebe Kollegen. Ich würde mich freuen, wenn Ihr Euch bei Änderungen genauer überlegen würdet, wie viel Arbeitskraft Ihr jedesmal auf der anderen Seite bindet. Benowar, der, wenn ich mich recht erinnere, eigentlich auch noch das Hochmittelalter abfassen wollte, wird hier viel zu langwierig beschäftigt, wobei der Ertrag doch vergleichsweise gering ist. Gebt ihm die Chance, sich Wichtigerem zuzuwenden, und lasst die Finger wegen Lappalien von der Tastatur. Für solcherlei Feinst-Tuning liegt hier noch viel zu viel im Argen. Ich habe mir jedenfalls Restriktionen auferlegt, denn mir fehlt natürlich auch noch das ein' oder andere. Gruß in die Runde --Hans-Jürgen Hübner (Diskussion) 08:58, 24. Feb. 2013 (CET)[Beantworten]

Kommentar zum Artikel[Quelltext bearbeiten]

Hallo Benowar,

du hattest meinen Eintrag gelöscht, weil hier nur der Artikel diskutiert werden soll, keine Meinungen zum Thema ("keine Theoriefindung").

Ich wollte aber eigentlich den Text kritisieren: Er bringt eine möglichst vollständige Sammlung von Stichworten, die dann durch mehr oder weniger abstrakte Aussagen zu ganzen Sätzen verbunden werden. Der Text redet über Wissen, er erwähnt es, aber er vermittelt mir keins: kein Verständnis, keine Zusammenhänge, keinen Überblick außer über meine Wissenslücken. Beispiel:

"Eine möglichst große Nähe des Königs zu seinen Untertanen war ein wichtiger Faktor hinsichtlich der Intensivierung der Königsherrschaft. Die frühmittelalterlichen Könige, speziell im Karolingerreich und seinen Nachfolgereichen, waren oft Reisekönige, die von Pfalz zu Pfalz reisten und unterwegs die notwendigen Regierungsgeschäfte regelten. Dies war in einer zunehmend oralen, „archaischen“ Gesellschaft essentiell, in der die Schriftlichkeit im Verwaltungsbereich nach der frühen Karolingerzeit regional unterschiedlich zurückging (speziell im 10. Jahrhundert);  ..."

Ich wünsche mir stattdessen etwas in der folgenden Art; ich überzeichne jetzt stark:

In den Machtkämpfen zu Beginn des Mittelalters waren persönliche Beziehungen nicht nur deshalb wichtig, weil es keinen Schriftverkehr gab. Vor allem gab es noch kein staatliches Gewaltmonopol, das die auf den Thing-Versammlungen ausgehandelten Gerichtsbeschlüsse auch durchsetzte. Wer einen Gerichtsprozess gewinnen wollte, brauchte möglichst starke Unterstützer. Der Verlierer gab auf, bevor es zu einer bewaffneten Auseinandersetzung kam, weil abzusehen war, wie die ausgehen würde. Juristische Argumente dienten nur zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Es war also viel Diplomatie nötig.
Die stärksten Unterstützer waren diejenigen, die sich als Anführer profilieren konnten. Die Häuptlinge wetteiferten um die besten Gefolgsleute, indem sie spektakuläre Aktionen durchzogen. Sie beeindruckten mit frechem Auftreten. Sie hatten typischerweise zwölf Gefolgsleute, mit denen sie auf gemeinsamen Raubzügen, Strafaktionen und Jagdausflügen zu einer eingeschworenen Gemeinschaft zusammenwuchsen. Sie veranstalteten Feste mit bis zu tausend Gästen und verabschiedeten sie mit kostbaren Geschenken. Und sie waren die gefeierten Stars der Wettkämpfe, Vorläufern der Turniere, auf denen die Leute ihre Kräfte maßen. Bei einem Gerichtsprozess konnte man deshalb ganz gut einschätzen, wie stark der Gegner war.
Je erfolgreicher ein Häuptling andere Leute bei Gerichtsprozessen unterstützte, desto mehr Leute gab es, auf deren Unterstützung er selbst rechnen konnte, und zwar nicht nur, wenn er auf einem Gerichtsprozess Partei ergriff, sondern auch bei Racheakten und Strafaktionen. Ein Häuptling brachte typischer Weise 30‒60 Mann zusammen. Das genügte, um den Wohnsitz eines größeren Häuptlings zu umstellen und jeden, der darin war, umzubringen.
Wenn zwei größere Häuptlinge einen Rechtsstreit miteinander hatten, gab es einen Wettlauf darum, möglichst viele Männer zusammenzubringen. Das konnten etliche hundert werden, weil sich kleinere Häuptlinge anschlossen. Bei Racheakten hatte man allerdings den Ehrgeiz, mit möglichst wenig Männern auszukommen, denn das brachte mehr Ruhm ein. Der berühmteste Häuptling wurde zum König gewählt.
Erst dort, wo es dem König gelang, eine Hierarchie aufzubauen, in der man nach oben buckeln musste und nach unten treten konnte, wurde Diplomatie überflüssig und damit auch persönliche Beziehungen. Dafür bekam man einen Staatsapparat, der bedingungslos funktionierte. Solch einen Staatsapparat gab es zuerst in der Verwaltung der Königsgüter. Über seine leibeigenen Untertanen konnte der König zu Gericht sitzen, wie er wollte. So wie jeder andere Bauer auch. Auf ihren eigenen Landgütern besaßen sie das Gewaltmonopol.
Was den fränkischen König aus der Masse der freien Franken heraushob, war die schiere Größe seiner Landgüter. Bei der Eroberung Frankreichs, waren ihm die ehemaligen römischen Staatsgüter zugefallen und er hatte auch deren Verwaltungsstrukturen übernommen. Mit diesem Reichtum konnte er jeden anderen Häuptling in den Schatten stellen. Er organisierte nicht nur Raubzüge, sondern richtige Eroberungsfeldzüge.
Auf die Idee, einige seiner Millionen von Leibeigenen zu bewaffnen, kam der König in den ersten fünf Jahrhunderten noch nicht. Er machte nicht den Versuch, seine Macht auf ein leibeigenes Heer zu stützten. Stattdessen verließ er sich auf ein Gefolge aus freien Franken. Die Adligen hielten zusammen, um ihre Leibeigenen in Schach zu halten ...

Wer sich als Laie ein Bild vom Frühmittelalter machen will, gerät ständig in irgendwelche Denkfallen. Das liegt an solchen Wörtern wie "König", "Adliger", "Gefolge", "Bauer" und "Knecht", die heutzutage etwas völlig anderes bedeuten als im Frühmittelalter. Der Wikipedia-Artikel muss auf solche Denkfallen aufmerksam machen.

Was mir die Augen geöffnet hat, war ein wissenschaftliches Buch, dass mir vor zwanzig Jahren in einer öffentlichen Bibliothek in die Hände fiel. Anscheinend waren auch die Historiker-Kollegen der Autorin in solche Denkfallen getappt. (Leider habe ich mir Titel und Autorin nicht gemerkt.)

1.Denkfalle:

Als 14-Jähriger interessierte ich mich für die Völkerwanderung und für die Wikinger. Ich hatte also ein Bild von der germanischen Gesellschaft. Als wir in der Schule die mittelalterlichen Stände durchnahmen, begriff ich nicht, dass sie aus Bevölkerungsgruppen stammten, die es auch in germanischer Zeit schon gab. Nur nennt man sie dort anders: Adlige heißen dort "Bauern" und leibeigene Bauern heißen "Knechte" oder "Unfreie".

2.Denkfalle:

Wir sind so sehr an das Leben und Denken in Hierarchien gewöhnt, dass wir unwillkürlich auch in nicht-hierarchischen Gesellschaften danach suchen. Wenn wir etwas entdecken, was nach "Hierarchie" aussieht, bekommen wir das Gefühl, die Sache verstanden zu haben.
Es gab zwar "kleine" und "große" Häuptlinge und einen "König". Trotzdem war die Hierarchie flach, weil es keine Möglichkeit gab, sich vor Blutrache zu schützen. Man durfte niemandem einen Anlass zur Rache geben, auch dem ärmsten Bauern nicht.

3.Denkfalle:

Der "ärmste Bauer" und der "größte König", das weckt völlig falsche Vorstellungen. Gesellschaftliches Ansehen hing von der Familienzugehörigkeit ab. Und das Ansehen der Familie beruhte nicht auf ihrem Reichtum, sondern auf der Blutrache. Eine Anekdote lautet:
Nachdem ein Mann Blutrache geübt hatte, wischte er seinen blutigen Spieß in der Schürze der Ehefrau des Ermordeten ab. Sein Bruder sagt, er solle sowas nicht machen, das sei unanständig. Darauf tätschelt der Mann der Schwangeren den Bauch und sagt: "Wieso? Unter dieser Schürze reift mein Mörder heran!"
Wer Rache nahm, konnte sicher sein, dass er selbst irgendwann ermordet wurde. Er durfte sich davon nicht schrecken lassen. Sühnegeld wurde praktisch nur für Leibeigene oder Freigelassene bezahlt. Wer Sühne-Zahlungen für einen Verwandten annahm, um keine Blutrache üben zu müssen, leitete den sozialen Abstieg der Familie ein. Sozialer Abstieg beruhte auf Respekt-Verlust, nicht auf Verarmung.

4.Denkfalle:

Selbst der ärmste Bauer konnte also an dem größten König Blutrache üben. Das zog zwar den sofortigen Tod des Bauern nach sich, weil der König ständig von zahlreichen Gästen umgeben war. Doch das nahm der Bauer in Kauf (siehe 3.Denkfalle). Deshalb behandelte der König auch den ärmsten Bauern mit Respekt.
Das klingt sehr egalitär und so kam das auch in meinen Büchern rüber. Dabei fiel aber unter den Tisch, dass 94% der Bevölkerung aus Knechten und Mägden bestand (vgl.8.Denkfalle). Und die wurden von ihren Herren verachtet, weil ihnen der Stolz fehlte, für ihre eigenen Interessen zu kämpfen.

5.Denkfalle:

Es überrascht, dass der grenzenlose Reichtum des fränkischen Königs ihn nicht automatisch zu einem mächtigen Mann machte. Umgekehrt wundert man sich darüber, wie "freigebig" die Häuptlinge ihre Schätze, kostbare Waffen und Zuchtpferde verschenkten. Und wenn einer tagelang tausend Gäste bewirtet hatte, brauchte er ein Jahrzehnt, um sich davon zu erholen.
Reichtum diente zur Werbung und zur Pflege sozialer Beziehungen. Wochenlange Besuche mitsamt Gefolge waren üblich, weil die Bauern auf weit verstreuten Gehöften wohnten. (In diesen Kontext gehört auch das "Reisekönigtum".)
Doch darüber hinaus war Reichtum kein Machtfaktor. Niemand war gezwungen, seine Dienste zu verkaufen, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Es konnten sich ja alle aus der Natur versorgen. Der einzige Machtfaktor war Gewalt. Und die Möglichkeit, Gewalt anzuwenden, war ziemlich gut verteilt: Jeder musste selbst zur Waffe greifen.

6.Denkfalle:

Mit Befehl und Gehorsam hat ein "Gefolge" oder ein "Heer" im Frühmittelalter nichts zu tun. Niemand konnte gezwungen werden, für jemanden anders zu kämpfen. Das war aber auch nicht nötig. Wegen des Bevölkerungswachstums (vgl.7.Denkfalle) gab es einen Überschuss an jungen Männern und Halbstarken. Außer kämpfen zu lernen, hatten sie nichts zu tun, weil die Arbeit von ihren Leibeigenen gemacht wurde. Diese jungen Leute wollten sich als Männer bewähren. Sie brannten darauf, sich einem charismatischen Anführer anzuschließen oder selbst einer zu werden, so wie heute die jungen Muslime und Konvertiten, die für den IS in den Krieg ziehen, oder die links-autonomen Gewalt-Touristen auf dem G20-Gipfel oder andere Adrenalin-Junkies.
Wenn ein Heerführer kein Kriegsglück hatte, dann verließen seine Männer ihn schnell wieder und schlossen sich einem erfolgreicheren Anführer an. Zwar hatte ein Häuptling meist zwölf Gefolgsleute, die bereit waren für ihn in den Tod zu gehen. Doch das beruhte auf Kameradschaft. Auf ein Heer, dagegen, konnte er sich niemals verlassen.
Die Eroberungswellen der Hunnen und anderer Reitervölker ebenso wie die der Araber im siebten Jahrhundert, sie alle lebten davon, dass die Besiegten sich dem Heer des Eroberers anschlossen. Das Heer der Hunnen, beispielsweise, bestand aus Ostgoten. Auch bei der Eroberung Frankreichs muss das so gewesen sein. Gallorömische Gutsbesitzer gaben sich fränkische Namen und waren stolz darauf, zu den Franken zu gehören. Dieses kleine germanische Grenzvolk hatte eine Marke exportiert. Anders wäre es kaum vorstellbar, dass die Franken und die Angelsachsen ihre späteren Reiche erobern und dann auch halten konnten. Die Eroberungswellen der Völkerwanderung waren so etwas wie Modewellen.
Als wir im Geschichtsunterricht von den Kriegen der Merowinger und Karolinger hörten, hatte ich den falschen Eindruck, es hätte bereits eine Wehrpflicht gegeben und eine staatliche Hierarchie, an deren Spitze die fränkischen Königsgeschlechter standen. In Wahrheit handelte es sich bei diesen Kriegen um Abenteuer-Reisen, mit denen der König seine Fan-Gemeinde bei Laune hielt.

7.Denkfalle:

Ferner war mir nicht klar gewesen, dass es seit Beginn der Jungsteinzeit eine fortgesetzte Bevölkerungsexplosion gibt. Das klingt widersprüchlich, weil eine Explosion in einem Augenblick stattfindet. Doch bei einem exponentiellem Wachstum kann man jeden beliebigen Zeitpunkt als Beginn der Explosion betrachten. Denn im Vergleich zu dem, was danach kommt, ist alles, was vorher war, stets Stillstand.
Innerhalb des ehemaligen römischen Reiches war diese Bevölkerungsexplosion sehr viel weiter fortgeschritten als im Norden und Osten Europas. Dort waren die Wälder nur inselartig besiedelt. Land gab es noch genug. Vor dem Mittelalter spielte Landbesitz deshalb noch keine Rolle. Reichtum bestand in der Zahl der Leibeigenen, die für ihren Besitzer arbeiteten. Daher die große Mobilität der Völker während der Völkerwanderung.
Das änderte sich zu Beginn des Mittelalters, als germanische und slawische Völker auf das Gebiet des römischen Reiches vorstießen.
Die Land-Knappheit machte sich zuerst dadurch bemerkbar, dass es ein Heer von Freigelassenen gab, die kein Land besaßen und sich deshalb als Pächter eine Hofstelle zuweisen lassen mussten. Ihr Status unterschied sich von dem eines Leibeigenen nur dadurch, dass sie weiterziehen konnten, wenn es ihnen bei ihrem Herrn nicht gefiel. Sie dürften aber eher das umgekehrte Problem gehabt haben, nämlich jemanden zu finden, der ihnen eine Hofstelle verpachten wollte. Wer Land besaß, brauchte keine Leibeigenen mehr, denn er konnte aus dem Heer der Landlosen schöpfen.
Damit war Grundbesitz zu einer Form von Reichtum geworden. Doch bevor daraus ein Feudalsystem entstehen konnte, musste Grundbesitz auch noch zu einem Machtfaktor werden.

8.Denkfalle:

Mein Bild von der Zeit, die dem Mittelalter vorausging, war geprägt von dem "unbeugsamen gallischen Dorf" aus den Asterix-Heften und von dem Wikingerdorf Flake aus der Zeichentrickserie "Wickie". Solche Dörfer hat es nie gegeben.
Außerhalb des ehemaligen römischen Reiches war die Landwirtschaft noch ziemlich primitiv. Ein Hof lag auf einer kleinen Waldlichtung, umgeben von ein paar eingezäunten Äckern. Im umgebenden Wald wurden Schweine gemästet und Brennholz gesammelt. Es konnten nur wenige Menschen an einem Ort zusammenleben, sonst wären die täglichen Wege zu weit geworden. Der Bauer verteilte seine Knechte deshalb auf durchschnittlich sechzehn Waldlichtungen, auf denen jeder sich einen Hof errichten musste. (Das sind die sogenannten "Hofstellen".)
Auf dem Gehöft des Bauern konnten nur deshalb so viele Gefolgsleute und Gäste leben, weil es von den Höfen der Knechte mitversorgt wurde. Wer dreißig Höfe besaß, galt als "steinreich", wer aber nur drei Höfe hatte, war "bettelarm". Freie Bauern waren also eine Elite, die vielleicht nur sechs Prozent der Bevölkerung ausmachten.
Ich hatte mir aber vorgestellt, dass die Knechte mit ihrem Bauern zusammen unter einem Dach lebten, so wie im 19.Jahrhundert in Friesland oder Dithmarschen. Das konnten ja nicht mehr als drei oder vier Knechte pro Bauer sein, dachte ich. In meiner Vorstellung war das Land mit Dörfern aus freien Bauernkriegern übersät, so wie im Spätmittelalter. Doch im Spätmittelalter lebten in diesen Dörfern keine Krieger mehr, sondern Leibeigene, die eine Burg versorgen mussten.
Und das war mir ein Rätsel: Germanische Bauern gingen eher in den Tod als in die Knechtschaft. Ihre Unterwerfung muss doch ein dramatisches Ereignis gewesen sein! Vergleichbar mit dem Blutgericht von Verden.

9.Denkfalle:

Wie konnte sich eine Gesellschaft aus maßlos stolzen Bauernkriegern in eine Gesellschaft aus Leibeigenen verwandeln, denen jeglicher Krieger-Ehrgeiz fehlte? Lag das an der Bekehrung zum Christentum?
Warum konnten die Wikinger zwei Jahrhunderte lang die Franken und Angelsachsen in Angst und Schrecken versetzen? Lag das daran, dass die Franken und Angelsachsen ihre "Schwerter zu Pflugscharren" umgeschmiedet hatten?
Das kann eigentlich nicht sein: Denn nachdem das Heer der christlichen Franken mit unglaublich blutigen Kriegen die heidnischen Sachsen unterworfen hatte, war es so gefürchtet, dass die Wikinger-Könige einen Schutzwall quer durch Schleswig-Holstein zogen.
Anderseits schreibt ein christlicher Chronist nach einem Überfall der Wikinger: "Die Unsrigen wurden abgeschlachtet wie die Schweine." Wie passt das zusammen?
"Die Unsrigen" waren wahrscheinlich keine Adligen, sondern Leibeigene, die nie kämpfen gelernt hatten. Ihre Herren waren nicht rechtzeitig zur Stelle. Nach der Eroberung Frankreichs besaß ein wehrfähiger freier Franke im Schnitt fünfzig Hofstellen, die über sein ganzes Land verteilt waren und von seinen Leibeigenen bewirtschaftet wurden. Die konnte er nicht beschützen. Der übliche Schutz bestand darin, dass man Rache nahm. Die fränkischen Adligen kannten sich untereinander und wussten, wer als Täter infrage kam. Doch die Wikinger waren Unbekannte, die übers Meer kamen und sofort wieder verschwanden. Wie Verteidigung ging, musste man erst noch lernen.

10.Denkfalle:

Als Reaktion auf die Wikinger-Überfälle entstanden erstmals Burgen. Zunächst waren das Erdwälle und Palisaden. Und die adligen Herren bildeten einige ihrer Leibeigenen zu Kriegern aus, sodass genügend Männer zur Verteidigung bereit standen. Gemeinsam gehörten sie nun zum neuen Ritterstand.
Leibeigene Ritter konnten zu den gefeierten Stars der Turniere aufsteigen und wurden von den adligen Rittern als ebenbürtig behandelt, wobei ein neuer, christlich inspirierter Ethos entstand: Es ging ja nicht an, dass die leibeigenen Ritter sich nun ebenfalls als stolze Verteidiger ihrer eigenen Interessen verstanden. Deswegen glichen sich die Adligen an ihre Leibeigenen an und betrachteten sich nun als demütige Christen, die ihre Waffen ganz uneigennützig zum Schutz der Witwen und Waisen einsetzen. Sowohl Leibeigene als auch Adlige schuldeten ihrem Herrn Treue, der eine seinem adligen Herrn, der andere Gott.
Das Bogenschießen wurde eingeführt, ebenso der Kampf vom Pferderücken aus. (Beides hatte man in bitterer Erfahrung von den ungarischen Reiterheeren gelernt.) Man fing an, Kettenhemden zu tragen. Die Bewaffnung wurde so teuer, dass Reichtum erstmals einen Machtfaktor darstellte. Das Rittertum beendete die Wikingerzeit.
Es waren nicht mehr die Ritter, die unter den Wikingerüberfällen zu leiden hatten. Doch diese Vorstellung geistert durch die Wikingerbücher, die ich als 14-Jähriger las: Ein "urwüchsiges" germanisches "Kriegervolk" konnte die hochgerüsteten und in modernsten Kampftechniken ausgebildeten Ritter "abschlachten wie die Schweine"!

11.Denkfalle:

Und erst jetzt wurde Landbesitz zu einem Machtfaktor: Statt einer einzelnen Hofstelle bekam ein leibeigener Ritter ein ganzes Landgut mitsamt Bauern verliehen. Er musste dort für sich und seine Bauern eine Burg errichten. So begann das Lehenswesen. Je mehr Land einer besaß, desto mehr Ritter kämpften für ihn. Später wurde auch das Gefolgschaftswesen in diesem Sinne umgedeutet. Die Gefolgsleute des Königs bekamen ein Lehen, das die Größe ihrer Hausgüter weit in den Schatten stellte. Und so bildete sich ein hierarchisch organisierter Staat heraus, der anfing, dem zu ähneln, was der Laie sich unter einem "Königreich" vorstellt.
Jetzt wäre noch zu klären, wie denn 90% des gesamten Landes in den Besitz des fränkischen Königs geraten konnte: In Frankreich dadurch, dass ihm die ehemaligen römischen Staatsgüter zugefallen waren. Und in Deutschland dadurch, dass ihm alle unbewohnten Urwälder zugefallen waren. (Die wollte er sich für die Jagd reservieren.) Die Urwälder waren das Land-Reservoir, welches erst durch die Bevölkerungsexplosion besiedelt wurde.
Der König war also schon immer im Besitz von 90% allen Landes gewesen. Nur war das anfangs noch kein Machtfaktor (vgl. Denkfallen 5, 6 und 7). Sonst hätten die übrigen Franken bei der Beuteverteilung doch niemals zugestimmt. Die Häuptlinge achteten darauf, dass niemand von ihnen zu mächtig wurde. Dass Landbesitz aber mal ein Machtfaktor werden würde, stellte sich erst am Ende des Frühmittelalters heraus. In Skandinavien, wo das Land gleichmäßiger verteilt war, konnte kein Feudalsystem entstehen. Dort ging das Frühmittelalter direkt in die Neuzeit über.

Die Autorin des Fachbuchs kam zu dem Schluss, dass die gut dokumentierte Verwaltung der fränkischen Königsgüter falsch interpretiert worden war. Man hatte angenommen, dass es sich um die Verwaltung des fränkischen Reichs handelte. Die Rolle der freien Franken in dieser Gesellschaft ist aber nicht dokumentiert. Denn das funktionierte immer noch wie in germanischer Zeit: ohne jegliches Schrifttum.

In meiner Skizze des Frühmittelalters bringe ich nur so viele Details, wie unbedingt nötig, um den Zusammenhang verständlich zu machen. Neue Informationen bringe ich immer dann, wenn sie im Gedankengang gebraucht werden. Bei der Auswahl des Gedankengangs kann man sich an der Theoriefindung der Historiker orientieren. (In diesem Sinne wünsche ich mir mehr Theoriefindung.)

Man könnte argumentieren, dass dies ein Übersichts-Artikel ist, dass er kein eigenes Wissen vermitteln muss, weil er auf das zum Thema gehörende Wissen verweist. Es gibt schließlich einen schönen Artikel über das Gefolgschaftswesen, einen schönen Artikel über das Lehenswesen und so fort. Aber wenn ich die gelesen habe, dann weiß ich immer noch nicht über das Frühmittelalter bescheid. Letztlich muss ich die Bücher, auf die in den Fußnoten verwiesen wird, selbst lesen, um zum eigentlichen Wissen vorzudringen.

Zugegeben: Die aktuelle Version des Artikels liefert hochinteressante Informationen, aber nur für Leute, die sich so einarbeiten wollen, dass sie an den Fachdiskussionen teilnehmen können. Wer mitdiskutieren will, muss sowieso alle Fachpublikationen selbst lesen. Was er braucht, ist ein Leseplan. Ich kann durchaus nachvollziehen, warum der Text in die Liste exzellenter Artikel aufgenommen wurde. Doch da müssen Leute gewählt haben, die einen wissenschaftlichen Blickwinkel haben, nicht den Blickwinkel von jemandem, der seinen Wissensdurst stillen will.

Bei physikalischen oder technischen Themen lässt sich dieser distanzierte Stil oft nicht vermeiden, weil man das mathematische Vorwissen beim Publikum nicht voraussetzen kann. Aber bei geschichtlichen Themen geht es doch ausschließlich um Dinge, die dem gesunden Menschenverstand zugänglich sind. Warum, also, dem Publikum die wissenschaftliche Theoriefindung vorenthalten? Da fängt es doch erst an, spannend zu werden!

-- Ecgbert (Diskussion) 22:19, 3. Feb. 2018 (CET)[Beantworten]

Schön für dich. Dennoch gilt keine Theoriefindung (siehe WP:TF). Lies die einschlägige Fachliteratur (mit der der Artikel belegt ist) und argumentieren dementsprechend. Wir stellen in WP nur etabliertes Wissen dar, das unterschiedlich gewichtet sein mag (Forschung ist auch Diskurs), was man entsprechend schildern kann, aber nur im fachwissenschaftlichen Rahmen. Da ist es spannend und für den Leser auch sinnvoll. Für die vorliegende Darstellung habe ich zig Publikationen über ein Jahr ausgewertet, neben dem, was ich schon kannte. Ich werde das Fass hier nicht neu aufmachen. Der Artikel wird niemals alle Leserwünsche abdecken, ist bei solch komplexen und weitgespannten Themen auch schlecht möglich. Er gibt einen Überblick - und die entsprechenden Belege mit Leseempfehlungen. Das war es dazu meinerseits, weiter gutes Gelingen. --Benowar 03:10, 4. Feb. 2018 (CET)[Beantworten]
Deine Literaturrecherche ist goldwert. Dieses Fass musst du nicht noch mal öffnen. Und den Leseempfehlungen können jetzt andere Wikipedia-Autoren folgen. Es muss ja nicht alles von einer Person gemacht werden.
Aufgrund deiner Recherche vermute ich, dass die Autorin des Buchs, das mir vor zwanzig Jahren in die Hände fiel, Susan Reynolds heißt. Daran kannst du sicher ablesen, wie etabliert das Wissen ist. Ich prüfe das, wenn ich wieder in eine Universitätsstadt komme. Aber gesetzt den Fall, ich finde alle Belege: Wie könnte das in diesen Artikel einfließen? Oder soll das woanders stehen? Und besteht überhaupt Interesse? Sonst spar ich mir die Suche nach Belegen. Ich argumentiere mit der Vorschau, die ich oben gegeben habe: Kannst du inhaltlich oder als Textbaustein etwas damit anfangen?
Laut WP:TF geht es um Theoriedarstellung, nicht um Theoriefindung. Das erleichtert mich sehr. Ich hatte schon befürchtet, dass ihr es jetzt übertreibt mit der Professionalisierung von Wikipedia: Wer auf jegliche Theoriedarstellung verzichtet, läuft natürlich auch nicht Gefahr, eigene Theoriefindung einfließen zu lassen.
-- Ecgbert (Diskussion) 18:48, 8. Feb. 2018 (CET)[Beantworten]
Kannst du inhaltlich oder als Textbaustein etwas damit anfangen? - Nein, sorry. Ich finde es etwas zu salopp und teils auch inhaltlich-methodisch schief. Gerade weil ich solche Artikel immer möglichst wasserdicht haben will, orientiere ich mich recht eng an die einschlägige Forschung. Ansonsten besteht immer die Gefahr einer zu starken Gewichtung von Einzelaspekten. Stilistisch handhabe ich das auch anders. Inhaltlich-methodisch ist der Artikel soweit gut abgedeckt, daher würde ich es auch so belassen. Mir ist klar, dass jeder Leser andere Präferenzen haben wird, geht mir nicht anders. Daher ist die methodische Auswertung bei Überblicksartikeln immer wichtiger als in manch anderen Artikel. Nix für ungut, die Belege sind ja genannt. ciao --Benowar 22:37, 8. Feb. 2018 (CET)[Beantworten]
Es gibt noch etwas anderes, was du mit meinem Referat anfangen könntest: Die eingangs zitierte Stelle aus deinem Artikel klingt so, als wüsstest du nicht wovon du redest. Du wolltest wahrscheinlich nur drei Stichworte unterbringen. Aber dein Gedankengang stößt mir auf wie falsches Deutsch. Da ich nicht mit Belegen argumentieren kann, habe ich dir Susan Reynolds Theorie des Frühmittelalters vorgetragen — oder das, was mich damals daran interessierte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die "einschlägige Forschung" so argumentiert, wie du das hier tust. Da muss dir eine kleine Theoriefindung unterlaufen sein.
Deine Argumente gegen meinen Text leuchten mir ein, wenn ich auch etwas raten muss, was mit "methodische Auswertung", "Gewichtung von Einzelaspekten" oder "inhaltlich-methodisch schief" gemeint ist. Was uns beide unterscheidet, sind nicht so sehr unsere Präferenzen, sondern das Auge, auf welchem wir jeweils blind sind.
-- Ecgbert (Diskussion) 05:20, 13. Feb. 2018 (CET)[Beantworten]
Nett, aber ich weiß schon, wovon ich schreibe. Ich kenne die Forschung ganz gut und ich habe die entsprechenden Publikationen ausgewertet - du kannst sie gerne einsehen. Mehr sage ich dazu auch nicht. ciao --Benowar 08:01, 13. Feb. 2018 (CET)[Beantworten]
Der Kritiker scheint die Funktion eines Wikipedia-Artikels misszuverstehen. Der Wikipedia-Artikel kann und will nicht die Fachliteratur ersetzen. Wer sich nur kurz informieren will, liest die Einleitung als Zusammenfassung. Vielleicht schaust du dir mal lieber die anderen Epochen im Mittelalter (Hochmittelalter und Spätmittelalter) an, da ist ein langer kritischer Sermon (den sowieso keiner bis zum Ende durchliest) deutlich angebrachter. Die Überschrift ist übrigens mehr als nur schlecht gewählt, da sie die Einhaltung eines der zentralen Grundprinzipien der wikipedia nicht nur ganz offen in Frage stellt, sonder ausgerechnet denjenigen Epochenartikel, der von besonderer Qualität ist, unter Generalverdacht stellt. --Armin (Diskussion) 23:18, 15. Feb. 2018 (CET)[Beantworten]
Inzwischen bin ich selbst hinter mein Missverständnis gekommen (siehe nachfolgende Antwort an Benowar). Das wäre mir nicht gelungen, wenn meine Kritik berechtigt gewesen wäre. Deswegen war es schon ganz gut, dass ich an diesen Artikel geraten bin. Benowar hat meinen Sermon immerhin gelesen. Ich sah keine andere Möglichkeit, mir Gehör zu verschaffen. Die Überschrift können wir vielleicht nachträglich ändern? -- Ecgbert (Diskussion) 23:10, 16. Feb. 2018 (CET)[Beantworten]
Hallo Benowar. So wollte ich das nicht verstanden wissen. Für dich mag das alles Sinn ergeben. Es ist nur das dumme Publikum, das entweder denkt: "Boah, was der alles weiß! Aber warum kann ich nichts damit anfangen?" Oder es denkt wie ich: "Wer sein Wissen nicht vermitteln kann, der hat es nicht verstanden." Ich werde Johannes Fried: Die Formierung Europas, Seiten 840–1046 durchlesen und finden, dass du nichts falsches geschrieben hast. Aber lies du mein Zitat aus deinem Artikel im Vergleich zu meinem Referat. Hier ein paar Gedanken, die ich beim Lesen hatte:
Die germanische Ranggesellschaft ist sicherlich archaischer als eine Gesellschaft, wo ein König über seine Untertanen herrscht und seinen Regierungsgeschäften nachgeht: Es handelt sich um eine völlig andere Gesellschaftsstruktur. Doch wie soll ich mir eine Gesellschaftsstruktur vorstellen, die langsam archaischer wird? Du bietest du mir den Rückgang der Schriftlichkeit als Gradmesser an und sprichst von einer zunehmend oralen Gesellschaft. Ich schlage "oral" nach und erfahre, dass man epische Erzählungen in Versform brachte, sodass man sie auswendig lernen konnte. Dazu fällt mir gleich der Gesetzessprecher ein, der zu Beginn einer germanischen Thing-Versammlungen den Gesetzestext aufsagte. Das ist also eine "orale" Gesellschaft. Aber nun ging die Schriftlichkeit ausgerechnet im Verwaltungsbereich zurück. Wie muss ich mir denn die orale Buchführung der Landgüter vorstellen? Oder ist mit dem Verwaltungsbereich ein archaischer Vorläufer heutiger Behörden gemeint? Und schließt sich "Verwaltung" und "archaisch" nicht überhaupt aus?
Handelt es sich bei der "Intensivierung der Königsherrschaft" um einen Machtausbau? Und wie hängt der mit der Nähe des Königs zu seinen Untertanen zusammen? Das Reisekönigtum konnte diese Nähe zweifellos herstellen. War das etwa nötig, weil man keine Briefe mehr schreiben konnte? Gibt es nicht wichtigere Kriterien für eine archaische Gesellschaft, als die fehlende Schriftlichkeit?
Man erwartet, dass die Gesellschaften im Laufe der Zeit immer weniger archaisch werden. Deswegen überrascht es, dass hier mit einer zunehmend archaischen Gesellschaft argumentiert wird. Das ist zumindest erklärungsbedürftig. Dieses Argument soll das Reisekönigtum der Karolinger erklären, aber meines Wissen waren auch die Merowinger schon Reisekönige. Ebenso die Wikingerkönige.
Deiner Aussage nach war das Phänomen einer zunehmend archaischen Gesellschaft nur regional und auf das 10.Jahrhundert beschränkt. Wenn man keine Erklärung dafür hat, wäre es dann nicht geschickter, auf dieses Detail zu verzichten, um stattdessen die umgekehrte Entwicklung zu erklären?
Ich halte dir zugute, dass kein Mensch soviel Fachliteratur lesen und sich dann auch noch um den Sinn kümmern kann. Was du da geschaffen hast, ist eine Art kommentiertes Inhaltsverzeichnis zur Fachliteratur. Es hilft dabei, alle relevanten Stellen zu einem Teilaspekt aufzufinden, sodass man einen Wikipedia-Artikel darüber schreiben kann. Wenn du das so erklärst, würdest du Leuten wie mir eine befriedigendere Antwort geben, als wenn du sie aufforderst, mit der einschlägigen Fachliteratur zu argumentieren. Das kann eigentlich nur jemand tun, der an einer Uni arbeitet und alle Bücher in Reichweite hat.
Ich habe den Verdacht, dass du das Wort "Theoriefindung" (WP:TF) für die Diskussion über den Sinn einer Theorie missbrauchst. Bei der Theoriedarstellung ist so eine Diskussion aber nichts ungewöhnliches. Solchen Leuten wie mir ist nur nicht bewusst, dass es auch um andere Dinge als Theoriedarstellung gehen könnte. Und darüber müssen wir dann aufgeklärt werden. Gibt es nicht auch einen WP:-Artikel, der genau das tut?
-- Ecgbert (Diskussion) 23:10, 16. Feb. 2018 (CET)[Beantworten]