Dorfpride

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Die Dorfpride ist ein Christopher Street Day, der jährlich im Rhein-Neckar-Kreis stattfindet. Sie ist eine Demonstration für die Rechte und Sichtbarkeit von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten, intergeschlechtlichen und queeren Menschen.

Dorfpride wurde 2020 zum ersten Mal in Mühlhausen im Kraichgau veranstaltet[1][2][3] und findet jedes Jahr in einer anderen Gemeinde statt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Planung eines Christopher Street Day (CSD) in kleinen Gemeinden begann am 4. Juli 2020 nach transfeindlichen Äußerungen und Übergriffen in Mühlhausen.[4] Weiterer Anlass war die Beobachtung, dass queere Menschen häufig vom Land wegziehen in der Hoffnung, in Städten einen progressiveren Umgang mit der eigenen Identität oder sexuellen Orientierung pflegen und auf etablierte queer-freundliche Strukturen und Beratung stoßen zu können. Die erste Veranstaltung fand trotz finanzieller und zeitlicher Schwierigkeiten und unter den Auflagen der Corona-Pandemie am 2. August 2020 statt.[3] Ziele der Dorfpride sind

  • die Erhöhung der Akzeptanz queerer Menschen durch ihre Sichtbarkeit auch im ländlichen Raum[5]
  • Solidarität erzeugen durch die Zusammenarbeit mit Gemeinden, lokalen Vereinen und Verbänden[6]
  • politische Forderungen zur Verbesserung der Situation queerer Menschen auf dem Land formulieren[7]
  • den Diskurs im privaten und öffentlichen Raum anregen und den Druck zum Wegzug verringern.

Seit dem ersten Dorfpride werden künftige Veranstaltungsgemeinden per Online-Umfrage vorgeschlagen, der Ausrichtungsort wird anschließend in Abstimmung mit den lokalen Akteuren festgelegt. Das Konzept sieht eine möglichst starke Beteiligung von Gruppen und Institutionen vor Ort vor.[6]

Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mühlhausen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Dorfpride fand 2020 in der Gemeinde Mühlhausen statt. Bei ca. 8700 Einwohnern der Gemeinde besuchten ca. 500 Demonstranten und Demonstrantinnen die Veranstaltung.[8] Musik- und Redebeiträge wurden von Menschen aus Mühlhausen und Umgebung gestaltet. Das Veranstaltungskonzept sah weiterhin Barrierefreiheit[9] und Kinderfreundlichkeit vor. Angeführt wurde der Demonstrationszug von der Mühlhausener Mitbegründerin Simona Maier,[10] der ersten trans-Weinprinzessin Deutschlands.[11]

Oftersheim[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2021 fand die Dorfpride in der Gemeinde Oftersheim (ca. 12.300 Einwohner) statt, im Demonstrationszug befanden sich ca. 750 Teiilnehmende. Die kommunalen Akteure waren erneut vertreten, es sprachen Bürgermeister sowie Vertreter der Kirchen, weiter waren die politischen Parteien präsent. [12][13][14]

Ladenburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 9. Juli 2022 fand die Dorfpride in Ladenburg statt[15][16] und verzeichnete um die 1.500 Teilnehmende.[17] Die Gemeinde beteiligte sich mit einer zweiwöchigen Beleuchtung des Wasserturm in den Regenbogenfarben, weiter beteiligten sich beide Kirchen, mehrere Schulen und Parteien vor Ort.

Wiesloch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dorfpride 2023 wurde am 27. Juli in Wiesloch ausgerichtet,[18][19] mit erneut ca. 1.500 Teilnehmenden.[20]

Ketsch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2024 findet die Dorfpride am 7. September in Ketsch statt.[21]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dorfpride wird überregional als relevanter Ableger der CSD-Paraden in Großstädten betrachtet, mit dem CSD-Paraden „auch in ländliche Regionen geholt werden, die eher für konservative Lebensstile stehen.“[22]

Benno Gammerl beschreibt in Queer. Eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute die Dorfpride als queere Paraden „...jenseits der Großstädte, um sexuelle und geschlechtliche Vielfalt auch auf dem Land sichtbar zu machen. Das Bild zeigt eindrücklich, was queere Aktivist*innen erreicht haben und wie offen und selbstverständlich sich queere Menschen heute in den meisten Gegenden Deutschlands bewegen können.“ Dabei setzt er den Dorfpride in direkten Bezug zu vorausgegangenen geschichtlichen Ambivalenzen: während im Kaiserreich emanzipative Prozesse im Kontext von Skandalen und Restigmatisierungen stattfanden und in den 1970ern queeres Leben sichtbarer, dabei aber auch unter stärkeren Normierungsdruck gestellt wurde, pflege der Dorfpride ein Ideal der romantischen Liebe, erzeuge dadurch aber Druck und Angst vorm Scheitern. Der Normalisierung queeren Lebens selbst auf dem Land gegenüber stehe queerfeindliche Gewalt bis hin zum Mord.[23]

Die Dorfpride 2020 war ein Novum, in den Folgejahren verbreitete sich die Idee weiter, dass ein CSD nicht nur in Großstädten, sondern auch in kleinen Gemeinden möglich ist. Es folgten CSDs in Memmingen, Bruchsal und im ländlichen Raum Thüringens. Im österreichischem Salzkammergut wird das Konzept der Dorfpride als "Good Practice im ländlichen Raum" betrachtet.[24]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Benno Gammerl: Queer. Eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute. Carl Hanser Verlag 2023, ISBN 978-3-446276-93-2

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Über uns. In: Dorfpride. 15. Juli 2020, abgerufen am 3. Juni 2022 (deutsch).
  2. Mühlhausen: Hier gibt es den ersten "Dorf-Pride" im Südwesten. In: Rhein-Neckar-Zeitung. 26. Juli 2020, abgerufen am 3. Juni 2022.
  3. a b Klara Gaßner: Bunte Welle der Solidarität: Erste "Dorf Pride" in Mühlhausen (plus Fotogalerie). In: Rhein-Neckar-Zeitung. 3. August 2020, abgerufen am 3. Juni 2022.
  4. CSD zwischen Feld und Bauernhof - so geht Dorfpride! In: MDR Sputnik. 8. Juli 2022, abgerufen am 12. Mai 2024.
  5. Dorfpride: Für mehr Akzeptanz und Sichtbarkeit von queerem Leben auf dem Land. In: Deutschlandfunk Nova. 21. Juni 2023, abgerufen am 13. Mai 2024.
  6. a b Anne Ackermann: Von wegen Provinz. In: fluter.de. 14. Juli 2022, abgerufen am 12. Mai 2024.
  7. Esther Lehnardt: Dorfpride in Wiesloch: Demo für queere Menschen auf dem Land. In: Mannheimer Morgen. 25. Juli 2023, abgerufen am 12. Mai 2024.
  8. Anna Manceron: Dorfpride Oftersheim: Damit queere Menschen sichtbarer werden. Rhein-Neckar-Zeitung, 8. Juli 2021, abgerufen am 3. Juni 2022.
  9. Fides Schopp: Lesbische Frauen in Deutschland – Ignoriert, pathologisiert, akzeptiert. In: SWR Kultur. 26. April 2023, abgerufen am 13. Mai 2024.
  10. Bündnis 90/Die Grünen: Unsere Kandidaten. In: Bündnis 90/Die Grünen Mühlhausen im Kraichgau. 2019, archiviert vom Original; abgerufen am 3. Juni 2022 (deutsch).
  11. Weinmanufaktur Heiligenstein Simona Maier bei weingood.de. In: Weingood.de. Abgerufen am 13. Mai 2024.
  12. Mitteilung: „Dorfpride“ – bunt und friedlich in Oftersheim [2.8.21]. In: Gemeinde Oftersheim. 8. Februar 2021, abgerufen am 12. Mai 2024 (deutsch).
  13. Hunderte Menschen bei Dorf-Pride in Oftersheim. In: SWR. 31. Juli 2021, archiviert vom Original; abgerufen am 3. Juni 2022.
  14. Dorfpride in Oftersheim mit mehreren Hundert Teilnehmern. In: Schwetzinger Zeitung. 1. August 2021, abgerufen am 3. Juni 2022.
  15. Annette Steininger: Ladenburg: "Dorfpride" zieht dieses Jahr durch die Altstadt. In: Rhein-Neckar-Zeitung. 22. März 2022, abgerufen am 3. Juni 2022.
  16. Thomas Gesterkamp: „Queer“ von Benno Gammerl: Der lange Weg zur Dorfpride in Ladenburg. In: Der Freitag. ISSN 0945-2095 (freitag.de [abgerufen am 13. Mai 2024]).
  17. Peter Jaschke: Warum 1500 Menschen bei Dorfpride in Ladenburg bunte Farbe bekennen. In: Mannheimer Morgen. 9. Juli 2022, abgerufen am 13. Mai 2024.
  18. Hans-Dieter Siegfried: So wurde die "Dorfpride" 2023 gefeiert. In: Rhein-Neckar-Zeitung. 31. Juli 2023, abgerufen am 7. Mai 2024.
  19. Benno Stieber: Pride-Parade in der Provinz: "Zuhause ist nur, wo man akzeptiert wird". In: Stern. 30. Juli 2023, abgerufen am 12. Mai 2024.
  20. Dorfpride Wiesloch - Große Bildergalerie und Video - Pressemeier powered by Rhein-Neckar-Aktuell. 30. Juli 2023, abgerufen am 13. Mai 2024 (deutsch).
  21. CSD Kelsch. In: CSD Deutschland. Abgerufen am 13. Mai 2024 (deutsch).
  22. Bunt gegen Hass: Zehntausende feierten CSD in Stuttgart. Süddeutsche Zeitung, 30. Juli 2023, abgerufen am 12. Mai 2024.
  23. Benno Gammerl: Queer. Eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute. Carl Hanser Verlag, 2023, ISBN 978-3-446-27693-2.
  24. Salzkammerqueer - Queere Communities im ländlichen Raum. In: Salzkammergut 2024. Kulturhauptstadt Bad Ischl – Salzkammergut 2024 GmbH, 2024, abgerufen am 15. Mai 2024 (deutsch).