Ein Dorf schweigt

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Film
Titel Ein Dorf schweigt
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2009
Länge 90 Minuten
Stab
Regie Martin Enlen
Drehbuch Henriette Piper
Produktion MedienKontor Movie
Musik Dieter Schleip
Kamera Philipp Timme
Schnitt Monika Abspacher
Besetzung

Ein Dorf schweigt ist ein Drama des Regisseurs Martin Enlen aus dem Jahr 2009. In der Hauptrolle verkörpert Katharina Böhm die junge Mutter Johanna Dawe, die mit ihren beiden Kindern und einem Jugendlichen, auf den sie aufpasst, als Kriegsflüchtling in einem nordhessischen Dorf ankommt.

Handlung

Der Film spielt in der unmittelbaren Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges. Johanna Dawe kommt mit ihren beiden Kindern und dem elternlosen Jugendlichen Heinz, den sie beschützen möchte, auf der Flucht aus Schlesien auf der Ladefläche eines Lastkraftwagens in einem hessischen Dorf an. Als Kriegsflüchtlinge sind sie dort nicht willkommen. Die Passanten titulieren sie als „Kartoffelkäfer“ und skandieren „Haut ab!“, während einheimische Kinder die Ankömmlinge mit Steinen bewerfen. Als die Steinewerfer vertrieben werden, flüchten diese über einen Acker. Dabei tritt ein Kind auf eine Mine und kommt, gemeinsam mit drei weiteren Kindern, ums Leben.

Zähneknirschend von der Bevölkerung akzeptiert, soll Johanna mit ihren Kindern im Pfarrhaus unterkommen, doch der Pfarrer ist damit nicht einverstanden. Stattdessen bringt der Bürgermeister auf Verlangen des Pfarrers die kleine Familie im Haus seiner Schwester Gisela unter, denn deren fünfzehnjähriger Sohn kam bei der Minenexplosion ums Leben und sein Vater wird vermisst, also mutmaßt er, dass ja in ihrem Haus jetzt reichlich Platz für die Flüchtlingsfamilie vorhanden ist.

Dort wird sie widerwillig von Gisela aufgenommen, da der Bürgermeister auf die Aufnahme der Familie in Giselas Haus besteht. In der Folge bemerkt sie, dass Johanna alles in ihrer Macht stehende unternimmt, um ihr möglichst wenig Umstände zu bereiten. Da im Laufe der Zeit auch klar wird, dass die Flüchtlingsfamilie keine Läuse in ihr Haus einschleppt, wie anfangs von Gisela vermutet, darf Johanna sogar in Giselas Friseursalon aushelfen, den sie auf ihrem Bauernhof errichtet hat, und sich somit ein kleines Zubrot verdienen.

Als der Tag gekommen ist, an dem die bei der Minenexplosion getöteten Kinder bestattet werden, fällt den anwesenden Trauergästen auf, dass der Pfarrer den abschließenden Segen auslässt. Es geht ein Raunen durch die Menge, die Gäste sind darüber sehr verwundert. Zeitgleich trifft auf der Beerdigung der Kriegsversehrte Paul Hofmann ein, der seine Ehefrau erblickt, wie sie weinend am offenen Grab steht. Er realisiert, dass wohl der gemeinsame Sohn ums Leben gekommen ist und bricht vor Trauer zusammen. Nachdem er wieder zu sich gekommen ist, erkennt er, dass er durch den Schock, dass sein Sohn nicht mehr am Leben ist und durch die schlimmen Ereignisse des Krieges, welche er durchleiden musste, ein anderer Mensch geworden ist. Im Dorf erkennt er fast nichts mehr wieder, und als er mit seiner Frau schlafen geht, wirft er ihr vor, bis zum letzten Moment an einen Sieg Hitlers geglaubt zu haben, danach versucht er sie zu vergewaltigen.

Es stellt sich im weiteren Verlauf heraus, dass Paul sich besser mit der aus Schlesien geflohenen Johanna versteht, als mit seiner Ehefrau. Johanna bereitet aus dem Getreide, welches die Kinder von den umliegenden Äckern gesammelt haben, gut schmeckende Nudeln zu. Das Rezept dazu brachte sie aus ihrer schlesischen Heimat mit, und diese Art der Zubereitung ist im hessischen Raum unbekannt. Bald werden die ersten Einwohner auf die schmackhaft bereiteten Nudeln aufmerksam, sogar die amerikanischen Besatzungsmächte interessieren sich dafür.

Das bringt Johanna auf die Idee, ihre Nudeln zu verkaufen. Auf dem Schwarzmarkt, auf dem Johanna beabsichtigte, ihr Nudelerzeugnis zu verkaufen, wird der jugendliche Heinz von der Militärpolizei festgenommen, da der Verdacht im Raum steht, dieser hätte die Nudeln beziehungsweise deren Grundlage, das Getreide, gestohlen. Nach einer Überprüfung wird aber festgestellt, dass das Getreide auf legalem Wege gekauft wurde. In der Folge wird Heinz wieder freigelassen.

Da Johanna vermutet, dass Gisela es war, die Heinz bei den Militärpolizisten anzuschwätzen versuchte, beschließt sie, aus dem Haus auszuziehen und jetzt doch im Pfarramt unterzukommen. Der Pfarrer stimmt nun zu. Dort angekommen macht Johanna sich nützlich und macht erst einmal überall ordentlich sauber. Bei dieser Aktion stößt sie in ein offensichtlich schon länger nicht mehr bewohntes Zimmer. Der Pfarrer verbietet ihr, das Zimmer zu betreten. Es stellt sich heraus, dass es sich um das Zimmer seines Sohnes Martin handelt, der den Kriegsdienst verweigerte und in der Folge erschossen wurde. Johanna tritt aus Respekt nie mehr in den Raum ein.

Im weiteren Verlauf geht Johanna des Öfteren in den naheliegenden Wald, wo sie immer wieder einen Jugendlichen trifft, der sich dort versteckt hält. Es stellt sich heraus, dass es sich dabei um den als tot geglaubten Sohn von Paul, den fünfzehnjährigen Walter handelt, der sich seit dem Einmarsch der Amerikaner, lediglich vor der Besatzungsmacht versteckt. Als sein Vater ihn dort entdeckt, geht Walter in die Kirche und bittet den Pfarrer um Vergebung für sein Versteckspiel, der Pfarrer lehnt jedoch eine Vergebung mit den Worten „Das kann ich nicht“ ab.

Der Film endet, als Johanna die Entscheidung trifft, gemeinsam mit ihren Kindern und dem elternlosen Heinz, das Dorf zu verlassen, und nach Frankfurt am Main zu ziehen.

Erscheinungstermin und Arbeitstitel

Im Jahr 2008 produziert, wurde Ein Dorf schweigt am 9. April 2009 erstmals im ZDF ausgestrahlt. Der Arbeitstitel lautete „Die Kartoffelkäfer kommen“.[1][2]

Kritiken

Das Lexikon des internationalen Films konstatiert, dass es dem Film gelingt, ein Flüchtlingsschicksal der unmittelbaren Nachkriegszeit abzubilden, und dabei differenziert die Abneigung von Einheimischen gegenüber Flüchtlingen auszuloten vermag.[2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ein Dorf schweigt (TV Movie 2009) - Release Info - IMDb. In: imdb.com. Abgerufen am 21. September 2015 (englisch).
  2. a b Ein Dorf schweigt im Lexikon des internationalen Films