Emotions Anonymous

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Emotions Anonymous (EA) ist eine Selbsthilfegruppe, die Ende der sechziger Jahre von der Suchtberaterin Marion Flesch[1] (* 24. Juli 1911; † 10. Oktober 2004)[2] in St. Paul, Minnesota gegründet wurde[3] und deren Thema die Verbesserung emotionaler und seelischer Gesundheit ist. EA orientiert sich am Zwölf-Schritte-Programm,[4] das ursprünglich von den Gründern der Anonymen Alkoholiker (AA) entwickelt wurde.

Geschichte

In Deutschland entstanden 1972 in Verbindung mit Walther Lechler, Chefarzt der psychosomatischen Klinik Bad Herrenalb, die ersten EA Gruppen.[5] 1991 gab es nach eigenen Angaben 1.200 EA-Gruppen weltweit, darunter ca. 300 Gruppen in Deutschland.[6] Alle EA-Gruppen sind lokal organisiert und eigenverantwortlich. Für überregionale Koordinationsaufgaben, die Öffentlichkeitsarbeit, den Betrieb der offiziellen Internetpräsenz sowie die Bereitstellung von Literatur und Informationen über lokale Gruppen und regionale oder überregionale Treffen und Veranstaltungen von Emotions Anonymous betreibt die deutschsprachige EA-Gemeinschaft einen Verein. Bis zu dessen Auflösung im März 2014 war das der Verein "Emotions Anonymous Interessengemeinschaft e.V.", seit November 2014 ist es dessen Nachfolgeverein EA-Selbsthilfe e.V.

Zielgruppe von EA

Einzige Voraussetzung, um an einer EA-Gruppe teilzunehmen, ist der Wunsch, seelische Gesundheit zu erlangen oder erhalten zu wollen. Ziel ist es, emotional und seelisch gesund zu werden und zu bleiben. EA möchte Menschen mit vielen verschiedenen Problemen ansprechen, darunter sind Lebenskrisen, Schwierigkeiten bei der Bewältigung des persönlichen oder beruflichen Alltags, Trauer, Hemmungen, Verstimmungen, Ängste, Abhängigkeiten, zwanghaftes Verhalten, Süchte, … bis hin zu Neurosen, die häufig von nicht erklärbaren psychosomatischen Symptomen begleitet werden.

Programm und Treffen

Wesentlicher Bestandteil des Programms ist die Anonymität in den EA-Gruppen. Es werden weder Mitgliedsbeiträge erhoben, noch Mitglieder- oder Anwesenheitslisten geführt.

Durch das Arbeiten mit dem Zwölf-Schritte-Programm und den Treffen (so genannte Meetings) können die Betroffenen versuchen, ihre Verhaltensmuster aufzudecken. EA schlägt vor, zu seiner Erkrankung zu stehen, wozu zunächst das Eingeständnis der Erkrankung sich selbst gegenüber gehört. Das Arbeiten an den zwölf Schritten soll den Betroffenen eine neue persönliche Sicht auf sich und ihre Probleme vermitteln. Hierbei geht es vor allem um Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. EA selbst analysiert oder bewertet nicht, eine neue Sicht zur eigenen Situation kann laut EA durch die Teilnahme am Programm und den Meetings erreicht werden. EA macht diesbezüglich keine Versprechungen, die Aussagen beruhen auf der Erfahrung anderer Mitglieder.

Die regelmäßig stattfindenden Meetings bieten einen geschützten Raum, über sich und sein Leben zu reden. Themenvorgaben gibt es nicht. Niemand muss etwas sagen. Niemand wird kritisiert oder bewertet. Es geht nicht um gegenseitige Beratung, sondern darum, durch Zuhören und Darstellung der eigenen Lage neue Sichtweisen zu entwickeln und so zu genesen. Ein wesentlicher Punkt hierbei ist, dass es keine Vorschriften gibt. Das Programm besteht lediglich aus Empfehlungen, deren Einhaltung für die Mitgliedschaft keine zwingende Voraussetzung ist. Jeder nimmt das für sich mit, was ihm hilft, alles andere lässt er dort.

Ein bedeutender Bestandteil des Programms ist Spiritualität. Es wird den Mitgliedern empfohlen, sich eine sogenannte „höhere Macht“ den eigenen Vorstellungen entsprechend zu suchen. Dies umfasst alle Religionen und Weltanschauungen. Damit nutzt das 12-Schritte Programm die Erfahrung, dass "spirituell ausgerichtete Menschen die Tiefschläge des Lebens oft besser verkraften ... Menschen empfinden es generell als tröstlich, Teil von etwas Größerem zu sein; ihre Spiritualität hilft ihnen, Sinn selbst angesichts schrecklicher Erfahrungen zu finden"[7] Denn: "Glaube steigert ... das subjektive Wohlbefinden – auch das des Atheisten: Der freilich glaubt, dass es Gott nicht gibt. Daran aber glaubt er."[8] EA selbst ist weder Religion noch Sekte, es werden keine Weltanschauungen vermittelt.

Alternativen

Anlaufstellen für weiterführende Hilfe sind etwa Ärzte, Psychotherapeuten, Wohlfahrtsverbände und Selbsthilfekontaktstellen. In vielen Städten gibt es neben den Zwölf-Schritte-Gruppen Selbsthilfeangebote, die sich mit emotionalen Problemen wie z. B. Depression, Angst oder Borderline-Persönlichkeitsstörung befassen.

Literatur

EA gibt die vierteljährlich erscheinende Publikation EA-Botschaft heraus, in der EA-Mitglieder ihre Erfahrungen und persönliche Sichtweisen schildern und Lebensgeschichten veröffentlichen. Das Erscheinen der EA-Botschaft wurde vorübergehend eingestellt, eine Neuauflage ist geplant.

Siehe auch

Weblinks

  • DNB 021882126: Eintrag EA-Botschaft in der Deutschen Nationalbibliothek

Einzelnachweise

  1. Marion Flesch: My legacy. The history of Emotions Anonymous. Kubicle Pub., 2000, ISBN 0-9676484-0-8.
  2. Obituaries: Marion Flesch. heruntergeladen am 8. April 2015.
  3. Konstantin Ingenkamp: Depression und Gesellschaft Zur Erfindung einer Volkskrankheit. Transcript Verlag, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8376-1930-0.
  4. Sebastian Murken: Das Konzept der Zwölf Schritte und der „Höheren Macht“. heruntergeladen am 8. April 2015.
  5. Michael L. Moeller: Selbsthilfegruppen - Selbstbehandlung u. Selbsterkenntnis in eigenverantwortl. Kleingruppen. 1. Auflage. Rowohlt, Reinbek 1978, ISBN 3-498-04259-9.
  6. Emotions Anonymous - Selbsthilfegruppen für emotionale Gesundheit: Informationen für die Öffentlichkeit.
  7. Alexandra Rigos: Resilienz - Die innere Stärke wecken. In: Geo Wissen. Nr. 48 "Was die Seele stark macht"
  8. Christian Schüle: Warum wir glauben müssen. In: Zeit-Online. Wissen. Heft 01/2013 "Glaube-Religion-Psychologe".