Eteokyprische Sprache

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Eteokyprisch
Zeitraum 1. Jahrtausend v. Chr.

Ehemals gesprochen in

Zypern
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

ISO 639-3

ecy

Einsprachige eteokyprische Inschrift aus Amathous (Ashmolean Museum, Oxford).

Als Eteokyprisch oder Eteozyprisch bezeichnet man eine ägäische Sprache, die vermutlich im 1. Jahrtausend v. Chr. neben dem Altgriechischen auf Zypern gesprochen wurde. Sie wurde durch das Griechische verdrängt und starb bis gegen Ende des 1. Jahrtausends v. Chr. aus. Den Begriff ‚Eteokyprisch‘ schuf im Jahr 1932 der Altorientalist Johannes Friedrich.[1]

Zu dieser Zeit wurde auf Zypern eine eigene Silbenschrift verwendet (kyprische Silbenschrift), wobei die meisten in dieser Schrift notierten Texte den arkadisch-kyprischen Dialekt des Altgriechischen repräsentieren. Daneben existieren aber einige Texte (ca. 25), die nicht griechisch gedeutet werden können und in denen man daher Zeugnisse einer einheimischen eteokyprischen Sprache vermutet. Da nur wenige und kurze Bilinguen existieren (bedeutend ist v.a. die eteokyprisch-griechische Bilingue aus Amathous), gestaltet sich die Entschlüsselung des Eteykyprischen bisher schwierig.

Einige Forschungsansätze versuchen die eteokyprische Sprache und die eteokretische zu einer ägäischen Sprachfamilie zusammenzufassen.

Einordnungen der Sprache

  • Thierry Petit nimmt an, dass die Sprache mit dem Hurritischen und Urartäischen, ebenfalls beide ausgestorben, verwandt sein könnte.
  • Aleksei Charsekin hat auch versucht, die Texte mit Hilfe des Etruskischen und Lemnischen zu interpretieren:
    • aisona: göttlich, von Gott [etr. <aisuna>: 'göttlich']
    • ana: er (an-oti 'von ihm') [etr. <an>: 'er, sie']
    • eki: hier [etr. <cei>]
    • kail: Land, Erde (kail-i 'in die Erde') [etr. <cel-i>: 'in die Erde']
    • kan: geben (kan-a, kan-io 'Gabe, Geschenk', kun-o 'gegeben') [etr. <cen-u>: 'gegeben']
    • Lasana: Tyrrhenier/Etrusker [etr. <Rašna>: 'Tyrrhenier/Etrusker']
    • man: liegen (man-a 'er liegt') [etr. <mene>]
    • mun: Land, Parzelle, Begräbnisplatz (mun-oti: 'in die Erde') [etr. <muni>, <munθ>]
    • oite: Mutter [etr. <ati> 'Mutter']
    • poti: Anführer/Häuptling
    • sot: Gruft (soti 'in die Gruft') [etr. <suθ>: 'Grab']
    • ta: jene(r/s) (tan: 'jene(r/s)', tan-oti: 'in jene(r/s) hinein') [etr. <ta>]
    • taraw: geben (taraw-i: 'gegeben werden', taraw-: 'gegeben') [etr. <tur-u>: 'gegeben']
    • tu: hier [etr. <θui> 'hier']
    • um: weihen (um-iesa-i: 'geweiht') [lemn. <aumai>: 'geweiht']

Literatur

  • Yves Duhoux: Eteocypriot and Cypro-Minoan 1–3. In: Kadmos, Bd. 48, 2010, S. 39–75.
  • Cyrus H. Gordon: Evidence for the Minoan Language. Ventnor Publishers, Ventnor NJ 1966.
  • Cyrus H. Gordon: Forgotten Scripts. Their Ongoing Discovery and Decipherment. Revised and enlaged edition. Basic Books, New York NY 1982, ISBN 0-465-02484-X.
  • Tom B. Jones: Notes on the Eteocypriot inscriptions. In: American Journal of Philology. 71, 1950, ISSN 0002-9475, S. 401–407.
  • Olivier Masson: Les inscriptions chypriotes syllabiques. Recueil critique et commenté (= Études chypriotes. 1, ISSN 0291-1655). De Boccard, Paris 1961 (Reimpression augmentee. ebenda 1983), (Zugleich: Paris, Univ., Diss.).
  • Thierry Petit: La langue étéochypriote ou l'amathousien. In: Archiv für Orientforschung. 44/45, 1997/1978, ISSN 0066-6440, S. 244–271.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Johannes Friedrich: Kleinasiatische Sprachdenkmäler, Walter der Gruyter, Berlin 1932, S. 49–52, hier: S. 49.