F (Roman)

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F ist ein im September 2013 erschienener Roman des in Berlin lebenden Schriftstellers Daniel Kehlmann. In diesem Roman geht es um einen Vater und dessen drei Söhne, die jeweils für sich Betrüger, Fälscher oder Heuchler sind. Der Roman wurde in die Longlist des Deutschen Buchpreises 2013 aufgenommen.

Inhaltsangabe

Arthur:

Arthur Friedland zeugte drei Söhne. Zu Beginn fährt er mit diesen zu einer Hypnotiseur-Show, wobei Arthur vom Hypnotiseur Lindemann vorgeführt wird und gedemütigt seine Söhne nach Hause fährt. Daraufhin kündet er sein tristes biederes Leben und bricht ins Nichts auf: in ein abgelegenes Landhaus, um zu schreiben und später nur noch zu lesen. Er schreibt unter anderem die Erzählung „Familie“, in welcher der Stammbaum seiner Familie erzählt wird. Des Weiteren schreibt er „Mein Name sei Niemand“, worin interessante Parallelen besonders zum Leben Iwans auftreten (bspw. wird Iwans Tod – dargestellt als plötzliches Aussetzen des Satzes – hierin antizipiert). Und eine weitere Erzählung, in deren Zentrum F. steht, der vorerlebt, was später seinem Sohn Iwan zutreffen wird. Am Ende taucht Arthur wieder auf. Er begleitet jetzt – sensibilisiert für die Welt der Jugendlichen (was er zu Beginn nicht war) – seine Enkelin Marie zum Jahrmarkt und führt mit ihr eine ausgewogene, jugendgerechte Konversation. Als Marie sich im Labyrinth verläuft, hilft er ihr. Zum Abschluss zeigt er Marie ein Kunstwerk Eulenböcks, welches von Iwan gemalt wurde.

Martin:

Martin, der Sohn aus erster Ehe, wird im späteren Leben Pfarrer. Er ist stets hungrig und ein Verstandesmensch: Er glaubt nicht! Damit wird ihm das Amt mehr oder minder zur Qual und Fragen bezüglich tiefer Glaubensfragen muss er mit einem Hinweis auf „das Mysterium“ abwehren. Martin wird von seinem Halbbruder Eric, einem Vermögensverwalter, in dessen Büro eingeladen. Martin lässt sich auf ein Gespräch ein und erscheint im Büro, wo er den völlig geistesabwesenden Eric antrifft, welcher permanent mit seinem Telefon herumspielt. Martin erfährt von Eric nicht viel und plötzlich verabschiedet sich dieser. Zurück im Pfarramt bekommt Martin Ron, einen jugendlichen Schläger, welcher seinen sozialen Dienst im Pfarramt absolvieren soll, zugeteilt.

Eric:

Eric verwaltet unter anderem den Nachlass des alten Herren Klüssen und lässt diesen im Unklaren darüber, dass dessen gesamtes Vermögen aufgebraucht ist. An dieser Stelle ist Eric also der Heuchler. Im Zuge dessen wird Eric zusehends paranoid. Er weiß nicht mehr, wen er denn gerade angerufen hat, und wer eigentlich gerade vor ihm steht – oder nicht. Seine Frau Laura will eine Auszeit von ihm. Mit Laura hat Eric ein Kind: Marie. Die Ehe scheitert und Eric zieht später ins Pfarramt, wo er es allerdings nicht lange aushält. Die Finanzkrise stellt sich für Eric als Segen dar. Im Zuge der generellen Verunsicherung täuscht er Klüssen über die Gründe für den Verlust dessen Vermögens. Nach dieser für ihn unverhofften Wende erlangt Eric seinen Glauben wieder und sieht in dem Geschehenen ein Wunder und das Wachen Gottes über sein Schicksal und fühlt sich von Gott auserwählt. Jedoch gelingt es ihm nicht, seinen ihm Obdach gewährenden Bruder von seinem neu gewonnenen Glauben zu überzeugen.

Iwan:

Iwan ist der Künstler der drei Söhne. Außerdem ist er der Zwillingsbruder von Eric. Häufig wird betont, dass beide kaum auseinanderzuhalten seien. Ebenso, dies erfährt man in Form innerer Fokussierung, fühlen beide oft keine klare Grenze zwischen sich und mitunter drohen die Persönlichkeiten zu verschwimmen. Iwan selbst ist Kunstkritiker und gleichzeitig Künstler, was er aber nicht zu erkennen gibt. Er kritisiert die Werke Eulenböcks. Wobei er sogar Werke kritisiert, welche noch gar nicht existieren, da er, Iwan, diese noch nicht gemalt hat. In der Kunstwelt ist er als Kunstkenner bekannt. Als Iwan eines Tages das Haus verlässt, trifft er auf eine Gruppe Jugendlicher, die einen anderen Jugendlichen treten. Normalerweise hätte Iwan diese lediglich passiert. Doch innerlich interferiert bereits sein Bruder-Ich und er kehrt um und zeigt unfreiwillige Zivilcourage. In Folge dessen wird auch Iwan niedergeschlagen. Er steht wieder auf und wird daraufhin niedergestochen. Die Schläger fliehen, der zuvor Verprügelte klaut Iwan die Brieftasche und flieht ebenfalls. In der Annahme, die Jugendlichen könnten zurückkehren, zieht sich Iwan in sein Fälscher-Atelier (von dem niemand etwas weiß) zurück und stirbt unter Wahnvorstellungen an seiner Stichverletzung.

Marie:

Zuletzt lernt der Leser Marie kennen. Sie ist die Tochter von Eric und Laura, die beide schon getrennt leben. Marie hat damit weder ein festes Elternhaus, noch Kontakt zu einem Großvater. Ihre Situation ändert sich, als sie sich eines Tages auf Nachricht von Arthur hin mit diesem trifft und mit ihm zum Jahrmarkt fährt. Auf diesem treffen die Beiden den Hypnotiseur vom Beginn des Buches wieder. Dieser hat seinen Seh- und Hörsinn verloren. Außerdem ist ihm das Publikum ausgegangen und er verkümmert nunmehr auf dem Jahrmarkt und scheitert im Tarot-Karten-Lesen. Es stellt sich weiterhin heraus, dass Eric Iwans Hinterlassenschaft erbt und mit dieser durch die Zeit der Finanzkrise kommen wird. Iwan wird inzwischen seit vier Jahren vermisst. Er liegt tot in seinem Atelier, verlassen in einem heruntergekommenen Teil der Stadt. Abschließend leitet Eric, der jetzt jeden Tag zur Beichte geht und reut, eine Seelenmesse ein, auf der alle außer Arthur nochmals anwesend sind. Der Trauerzug setzt sich in Gang, angeführt von Martin und dem Messdiener Ron, der die Bitte, Marie zum Ausgehen zu bekommen, abgeschlagen bekam. Ron ist einer der Jugendlichen, die Iwan verprügelten.

Erzähltechnik

Die einzelnen Großabschnitte: Der große Lindemann, Das Leben der Heiligen, Familie, Geschäfte, Von der Schönheit und Jahreszeiten sind in unterschiedlicher Erzählhaltung verfasst. Die drei Brüder werden jeweils in der Ich-Perspektive mit Innensicht präsentiert. Besonders eindringlich geschieht dies in „Geschäfte“, in welchem die Geschichte des paranoiden Eric erzählt wird. In Jahreszeiten und Der große Lindemann waltet ein auktorialer Erzähler, der es sich gelegentlich herausnimmt ebenso in das Innenleben der Figuren zu schauen und mitunter ironisch pointiert das Geschehen kommentiert.

Themen

Schon der Titel berührt das Spannungsfeld aus Fakten vs. Fiktion, Dichtung vs. Wahrheit. Genau darum kreisen ebenso die Geschichten der drei Söhne, die jeweils den Schein wahren müssen über einem hohlen Kern. Der zweifelnde Pfarrer etwa muss stets, wenn ihm eine heikle religiöse Frage gestellt wird, auf ein Mysterium ausweichen, welches er nicht erklären kann und welches die Kommunikation an dieser Stelle beendet. Ebenso muss der Anlagenberater den Schein wahren, der Ankläger habe noch ein Vermögen, welches allerdings in Wahrheit schon dissoziiert ist. Der Anleger ist also komplett pleite. Andererseits stellt der Roman die Frage nach einem Fatum, einem unserem Handeln zu Grunde liegenden Schicksal. Inwieweit die Akteure frei handelnde Figuren sind, ist eine spannend zu beobachtende Frage. Besonders in der ersten Szene beim Hypnotiseur wird dies durch Innensichten der Figuren spannend plastisch veranschaulicht.

  • literarische Anspielungen: Artussage, Star Wars, Mein Name sei Niemand (Gantenbein?), Schiller, …
  • Zufall und Schicksal: Finanzkrise, Walten Gottes, …
  • Beziehung von Erwachsenen zur Jugend

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