Ferdinandea

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Koordinaten: 37° 10′ N, 12° 43′ O

Karte: Italien
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Ferdinandea

Ferdinandea (Nerita), auch Isola Ferdinandea genannt, war eine am 10. Juli 1831 erstmals gesichtete, durch einen vulkanischen Ausbruch entstandene, aber bald darauf wieder verschwundene Insel im Mittelmeer. Sie ist der Krater des submarinen Förstner-Vulkan und liegt rund 60 km von der Südwestküste Siziliens entfernt, zwischen der Insel Pantelleria und der sizilianischen Stadt Sciacca, am Rande eines urzeitlichen Flusses, der ins westliche Mittelmeerbecken floss. Ferdinandea lag an einer schon vorher durch vulkanische Erscheinungen ausgezeichneten Stelle und ist eines der interessantesten Beispiele von Eruptionserscheinungen im Meer, denn die Insel taucht immer mal wieder auf und verschwindet nach einigen Wochen bzw. Monaten wieder. Dies führte dazu, dass die Insel gleich sieben Namen erhielt, weil verschiedene Länder darauf Anspruch erhoben: Ferdinandea, Sciacca, Nertita, Corrao, Hotham, Giulia und Graham. Nach neueren Untersuchungen ist der heutige Unterwasservulkan dieser einstigen Insel Teil eines unterseeischen Vulkanmassivs, auf dem sich auch etwas weiter östlich der Unterwasservulkan Empedocles befindet.

Geschichte

Die Eruptionen begannen Anfang Juli 1831. Rauch, Asche und Schlacken wurden ausgestoßen, und es bildete sich vor den Augen des deutschen Geologen und Vulkanologen Friedrich Hoffmann (1797–1836) und von Constant Prévost, eine kleine Insel mit wallartigem Kraterrand. Hoffmann näherte sich der Insel am 24. Juli. Die Insel erreichte zum Ende der Aktivitäten im August einen Umfang von 5000 Metern und eine maximale Höhe von 63 Metern.

Bis zum Ende der Eruption waren Forschungsexpeditionen verschiedener europäischer Staaten an der Insel angekommen. Hoffmann taufte sie nach König Ferdinand II. Formell in Besitz genommen wurde die Vulkaninsel aber auch am 19. August 1831 vom englischen Vizeadmiral und Gouverneur der britischen Kolonie Malta, Sir Henry Hotham, der mit mehreren Kriegsschiffen vor der Vulkaninsel kreuzte, einen britischen Forschertrupp unter Leitung George Walter Smythe auf die Nordostseite der Insel schickte und sie Graham Island benannte. Dadurch drohte sie zum Zankapfel zwischen England und Neapel zu werden. Auch Frankreich mischte sich in die Streitigkeiten ein und benannte die Insel Giulia, da sie an einem Julitag entstand. Auch zahlreiche Touristen suchten die geologische Attraktion an Bord von gecharterten Fischerbooten auf. Da sie jedoch nur aus losem Material ohne verbindende Lava aufgebaut war, begannen die Wellen bald ihr Zerstörungswerk, nachdem im August 1831 die Eruptionen zurückgegangen waren.

Schon im Dezember des Jahres verschwand die Insel wieder unter dem Meeresspiegel infolge der Brandung, und der vorhandene unterseeische Kegel verflachte sich, hielt sich aber als Untiefe. Um 1888 waren es noch ca. fünf Meter, später etwa sechs bis acht Meter.

Die Insel spielte weiter keine Rolle, bis sie 1987 von einem patrouillierenden US-amerikanischen Bomber irrtümlich für ein libysches U-Boot gehalten und mit Wasserbomben beworfen wurde.

2002 wurden verstärkte seismische Tätigkeiten rund um Ferdinandea registriert, die zu der Vermutung eines möglichen erneuten Ausbruchs des Vulkans führten. Um möglichen erneuten Streitigkeiten vorzubeugen, installierten italienische Taucher ein großes Schild auf der Spitze des Seevulkans, das den italienischen Anspruch untermauern soll. Bis Anfang 2005 jedoch kam es zu keinen weiteren Eruptionen.

Bilder vom 6. August 1831

Trivia

In dem Roman Meister Antifers wunderbare Abenteuer des französischen Schriftstellers Jules Verne wurde in der kurzen Zeit, in der sich die Insel über den Meeresspiegel erhob, dort ein Schatz vergraben.

Weblinks

Literatur

  • George Walter Smythe: Views and Description of the late Volcanic Island off the coast of Sicily. London 1832
  • Friedrich Hoffmann: Geognostische Beobachtungen. Berlin 1839
  • Johann Christian Poggendorff: Ueber das im mittelländischen Meer entstandene vulcanische Eiland, genannt Corrao, Nerita, Isola Ferdinandea, Graham Island, Hotham Island und Julia, nebst einigen Nachrichten über andere kraterförmige Inseln ähnlichen Ursprungs. In: Annalen der Physik und Chemie, Band 100 (=Pogg. Ann. 24), S. 65ff. Leipzig 1843. Digitalisat
  • Ulli Kulke: Die Insel ist reif. Welt online, 2. Dezember 2002. Abgerufen am 28. Dezember 2011.