Finnländischer Bahnhof

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Das Bahnhofsgebäude
Die Bahnsteige

Der Finnische Bahnhof (auch Finnländischer Bahnhof; russisch Финляндский вокзал) ist ein Kopfbahnhof und einer der fünf Sankt Petersburger Hauptbahnhöfe. Er befindet sich am Lenin-Platz (Площадь Ленина), nördlich des Zentrums der Stadt auf der Wyborger Seite, und diente ursprünglich der Eisenbahnanbindung des damals russischen Fürstentums Finnland mit seiner Hauptstadt Helsingfors an die Hauptstadt des Russischen Reiches.

Geschichte

Mit den Bauarbeiten der Eisenbahn nach Helsinki wurde 1862 begonnen, und sie wurden erst 1870 vollendet, weil sich die Ausführung als sehr schwierig erwies, da die Strecke durch große Waldgebiete, Sümpfe und Felsen führt. Aus dem Jahr 1870 stammt auch das erste Bahnhofsgebäude, das durch den Petersburger Architekten Peter Kupinski (Пётр Купинский) entworfen und in Stein ausgeführt wurde. Vorher gab es an dieser Stelle nur ein unscheinbares hölzernes Gebäude. Mit der Innenausstattung der Säle des neuen Gebäudes waren die finnischen Architekten V. Vestling und P. Degener beschäftigt. Der Bahnhof war eingeschossig, hatte keine architektonischen Verzierungen und war im Vergleich zu den anderen Petersburger Bahnhöfen eher bescheiden. Dem damaligen Zeitgeist entsprechend wurde er als unansehnlich bezeichnet. Selbst die Säle für die Zarenfamilie, die als einzige zweigeschossig waren, hatten ein spartanisches Aussehen. Die Räumlichkeiten für die Reisenden waren zwar klein, aber zweckmäßig eingerichtet.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Gleisanlagen der Finnischen Bahn rekonstruiert. Das Niveau der Gleise wurde bis zu fünf Meter über die Straßen gehoben, um eine Behinderung des Straßenverkehrs auszuschließen. Am 4.jul. / 17. April 1917greg. kehrte Lenin auf dem Finnischen Bahnhof aus der Emigration (Schweiz, Deutschland) zurück. In dessen Gedenken wurde im Jahre 1926 auf dem Bahnhofsvorplatz ein Denkmal des Gründers der Sowjetunion errichtet, das von dem Bildhauer S. A. Jewsejew (С.А. Евсеев) und den Architekten W. A. Schtschuko (В.А. Щуко) und W. G. Helfreich (В.Г. Гельфрейх) entworfen worden war. 1957 erhielt die Stadt Leningrad die Dampflokomotive Nr. 293, auf der Lenin mitfuhr, von Finnland als Geschenk. Dort befand sie sich auf einem Schrottplatz und sollte eingeschmolzen werden. Später wurde sie jedoch restauriert und steht als Museumsstück in einem Glaspavillon am Ausgang zu den Bahnsteigen. Die Rockgruppe Schmetterlinge veröffentlichte in den 1970er Jahren das Jalava-Lied, das von der Rückkehr Lenins nach Finnland mit dieser Lokomotive handelt und das zu einem Klassiker in vielen Liederbüchern wurde.[1]

Während der Blockade Leningrads (1941–1944) spielte der Finnische Bahnhof eine besondere Rolle, weil alle anderen Bahnhöfe vom Hinterland abgeschnitten waren. Am 7. Februar 1943 kam hier der erste Zug mit Lebensmitteln an. Zum Gedenken wurden 1973 die Kilometersteine der 36 Kilometer langen Strecke zum Ladogasee auf dem Bahnhof aufgestellt. Die Versorgung der Stadt funktionierte nur im Winter über das Eis des Sees.

Nach dem Abriss des historischen Gebäudes wurde der Finnische Bahnhof 1950 vollkommen neu erbaut. Von den Architekten P. A. Aschastin (П.А. Ашастин), N. W. Baranow (Н.В. Баранов) und J. N. Lukin (Я.Н. Лукин) sowie dem Ingenieur I. A. Rybin (И.А. Рыбин) wurde ein neues Gebäude entworfen, das zur Newa gewandt ist; darin ist die Metrostation Ploschtschad Lenina (Площадь Ленина) integriert. Im Innern des neuen Gebäudes wurden allegorische Reliefdarstellungen angebracht, die von Studenten der Kunsthochschule entworfen worden waren. 1960 war das neue Bahnhofsgebäude betriebsbereit.

Gegenwart

Vom Finnischen Bahnhof verkehren heute fast ausschließlich Vorortzüge in nördliche und nordwestliche Richtung (z. B. nach Wyborg). Fernzüge nach Helsinki fahren teils vom Finnischen Bahnhof, teils vom neu entstandenen Ladoga-Bahnhof.

Weblinks

Commons: Finnischer Bahnhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Jalava-Lied

Koordinaten: 59° 57′ 20,3″ N, 30° 21′ 23″ O