Freidenker-Vereinigung der Schweiz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Freidenker-Vereinigung der Schweiz (FVS), auch Freigeistige Vereinigung der Schweiz genannt, ist eine Schweizer Vereinigung von Freidenkern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1902 wurde die "Freigeistige Vereinigung Basel", 1908 der "Freidenkerverein Zürich" und 1909 der "Schweizerische Monistenbund Basel" gegründet, welcher sich 1920 mit dem "Deutsch-Schweizer Freidenkerbund" zusammenschloss. Die Freidenker der Schweiz pflegten enge Beziehungen zum deutschen Freidenkertum. So wurde zwischen 1913 und 1914 die Zeitschrift Der Freidenker (erschien zweimal monatlich) gemeinsam mit dem Deutschen Freidenkerbund herausgegeben.[1] Anfangs wuchs der Verein rasch an; kriegsbedingt stagnierte das Wachstum während des Ersten Weltkrieges; in der Zwischenkriegszeit folgte ein erneuter Aufschwung; die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg brachten wieder Rückschläge.1930 kam es aus Kreisen der Arbeiterschaft zur Gründung des "Proletarischen Freidenker-Verbandes Schweiz" in Basel. Mit dem Kalten Krieg (ab 1947 bis 1989) führten unterschiedliche gesellschafts-politische Ansichten zur Spaltung in 2 Vereine: "Union Schweizer Freidenker" (USF) und Freidenker-Vereinigung Schweiz (FVS). 1980 schlossen sich diese gesamtschweizerisch zusammen. 1983 strich die Union Schweizerischer Freidenker (USF) in ihrem Namen den gesamtschweizerischen Anspruch und nannte sich fortan "Freidenker-Union Region Basel". 2014 entstanden durch die Fusion die "Freidenkenden Nordwestschweiz." Alle Vereine in der Schweiz sind der Freidenker-Vereinigung der Schweiz angeschlossen.

Der Nationalrat Hans Müller lancierte 1933 einen Vorstoss gegen die Freidenker als eine Bewegung, die den christlichen Glauben aktiv bekämpfe und damit den religiösen Frieden gefährde. Der als Motion eingereichte Vorstoss wurde am 22. Juni 1933 vom Nationalrat mit 70 gegen 47 Stimmen als Postulat überwiesen und in der Folge vom Bundesrat abgelehnt. Wichtige Schweizer Freidenker waren Ernst Brauchlin, der Geschäftsmann Otto Kunz und der Schriftsteller Jakob Stebler; Konrad Farner stand mit der Vereinigung in Verbindung. 2011 zählte die Freidenker-Vereinigung der Schweiz rund 1'800 Mitglieder.

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Präsident ist seit 2013 der Informatiker und Neuropsychologe Andreas Kyriacou. Er gründete das Wissenschaftsfestival Denkfest, die Schweizer Ausgabe des wissenschaftlich-humanistischen Sommerlagers Camp Quest und initiierte die Verleihung des Freidenkerpreises[2]. Sie sind in elf regionalen Gruppen organisiert[3] und sind Mitglied bei der Dachorganisation Humanists International[4], der European Humanist Federation[5] sowie des Trägervereins des Humanistischen Pressediensts (hpd)[6].

Freidenkerpreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 9. Oktober 2015 verliehen die Schweizer Freidenker erstmals den mit 10'000 Franken dotierten Freidenkerpreis. Er ging an Ensaf Haidar, Raif Badawi und Waleed Abulkhair für ihren mutigen Einsatz für humanistische und säkulare Werte in Saudi-Arabien. Der Freidenkerpreis wird seither alle zwei Jahre verliehen und wird über eine Erbschenkung finanziert.[7]

Der Freidenkerpreis 2017 ging an die Exiliranerin Masih Alinejad und die kurdische Künstlerin Zehra Doğan[8]. 2019 wurden die Schweizer Filmemacherin Barbara Miller und der indisch-britische Autor Salman Rushdie ausgezeichnet.[9] 2021 erhielte Mai Thi Nguyen-Kim und Martin Moder die Auszeichnung. «Durch ihre unterhaltsamen und informativen Fernseh- und Videoblog-Beiträge trugen Mai Thi Nguyen-Kim und Martin Moder entscheidend dazu bei, dass sich im deutschsprachigen Raum auch Laien bestens zum Corona-Virus und zur Pandemie informieren konnten.»[10]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitschriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • frei denken. Quartalsschrift (ab 2010), Nachfolge von Der Schweizer Freidenker. Organ der Freidenker der deutschen Schweiz (1918–21), Geistesfreiheit: Organ der Freigeistigen Vereinigung der Schweiz (1922–26), Freidenker. Organ der Freigeistigen Vereinigung der Schweiz (1927–52), Befreiung: Zeitschrift für kritisches Denken. Monatsschrift, hrsg. von der Freigeistigen Vereinigung der Schweiz und dem Deutschen Monistenbund (1953–55) und Freidenker. Monatsschrift der Freidenker-Vereinigung der Schweiz (1956–2010)
  • Le libre penseur. Quartalsschrift 1974–.
  • Libero pensiero. Quartalsschrift 1982–1995, 2009–
  • Der Freidenker. Monatszeitschrift 1908–1914[11]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Leo Heinrich Skrbensky. Die Kirche segnet den Eidbrüch: Das Vorspiel zur geistigen Verknechtung Oesterreichs. Freigeistige Vereinigung der Schweiz, 1935.
  • Ernst Brauchlin. 13 Gespräche mit einem Freidenker. Freigeistige Vereinigung der Schweiz, 1953.
  • Ernst Brauchlin. Gott sprach zu sich selber. Freigeistige Vereinigung der Schweiz, 1959.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • W. Baumgartner: Freidenkertum gestern und heute. 1983
  • Robert Barth: Freidenker – Monisten – Gottlose. In: Theologische Zeitschrift. 41, 1985, S. 412–433.
  • Georg Schmid, Oswald Eggenberger: Kirchen, Sekten, Religionen. Religiöse Gemeinschaften, weltanschauliche Gruppierungen und Psycho-Organisationen im deutschen Sprachraum: ein Handbuch. Theologischer Verlag Zürich (TVZ), Zürich 2003, S. 466.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ETH - E-Periodica. Abgerufen am 3. Februar 2021.
  2. Vorstand. Abgerufen am 17. August 2022.
  3. FreidenkerInnen in Kürze. Abgerufen am 17. August 2022.
  4. Our Members and Associates – Freethinkers Association of Switzerland. Abgerufen am 17. August 2022.
  5. Our members. Abgerufen am 17. August 2022.
  6. Trägerverein. Abgerufen am 17. Mai 2022.
  7. 2015 Raif Badawi, Ensaf Haidar und Waleed Abulkhair. FVS-Webseite, 10. Oktober 2015, abgerufen am 18. November 2022
  8. Freidenker-Preis 2017 geht an Masih Alinejad und Zehra Doğan. Abgerufen am 17. August 2022.
  9. Rushdie und Miller freuen sich über den Freidenkerpreis 2019. Abgerufen am 17. August 2022.
  10. Verleihung Freidenker-Preis. Abgerufen am 17. August 2022.
  11. ETH - E-Periodica. Abgerufen am 3. Februar 2021.