Gerichtsbezirk Lischau

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Juli 2014 um 17:57 Uhr durch Kontrollstellekundl (Diskussion | Beiträge) (typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ehemaliger Gerichtsbezirk
Lischau
(tschechisch: soudní okres Lišov)
Basisdaten
Kronland Böhmen
Bezirk Budweis
Sitz des Gerichts Lišov (Lischau)
Vorlage:Infobox Gerichtsbezirk/Wartung/Keine Kennziffer
zuständiges Landesgericht  Budweis
Fläche 196,45 km2
(1910)
Einwohner 11.801
Aufgelöst 1919
Abgetreten an Tschechoslowakei


Der Gerichtsbezirk Lischau (tschechisch: soudní okres Lišov) war ein dem Bezirksgericht Lischau unterstehender Gerichtsbezirk im Kronland Böhmen. Er umfasste Gebiete im Süden Böhmens im Okres České Budějovice. Zentrum des Gerichtsbezirks war die Stadt Lišov (deutsch: Lischau). Nach dem Ersten Weltkrieg musste Österreich den gesamten Gerichtsbezirk an die Tschechoslowakei abtreten, seit 1991 ist das Gebiet Teil der Tschechischen Republik.

Geschichte

Die ursprüngliche Patrimonialgerichtsbarkeit wurde im Kaisertum Österreich nach den Revoultionsjahren 1848/49 aufgehoben. An ihre Stelle traten die Bezirks-, Landes- und Oberlandesgerichte, die nach den Grundzügen des Justizministers geplant und deren Schaffung am 6. Juli 1849 von Kaiser Franz Joseph I. genehmigt wurde.[1] Der Gerichtsbezirk Lischau gehörte zunächst zum Kreis Budweis und umfasste 1854 die 17 Katastralgemeinden Dunjaic, Hurek, Hurr, Ledenic, Libin, Libinic, Lischau, Obermilletin, Oberslowenic, Slaboschowic, Stěpanowic, Třebotowic, Untermilletin, Unterslowenic, Welechwin, Wlkowic und Zwikow.[2] Der Gerichtsbezirk Lischau bildete im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung[3] ab 1868 gemeinsam mit den Gerichtsbezirken Budweis (Budějovice), Frauenberg (Hluboká) und Schweinitz (Trhové Sviny) den Bezirk Budweis.[4]

Im Gerichtsbezirk Lischau lebten 1869 11.000 Menschen,[5] 1900 waren es 11.083 Personen.[6] Der Gerichtsbezirk Lischau wies 1910 eine Bevölkerung von 11.801 Personen auf, von denen 11.726 Tschechisch[7] und 60 Deutsch als Umgangssprache angaben. Im Gerichtsbezirk lebten zudem 15 Anderssprachige oder Staatsfremde.[8]

Durch die Grenzbestimmungen des am 10. September 1919 abgeschlossenen Vertrages von Saint-Germain wurde der Gerichtsbezirk Lischau zur Gänze der neugegründeten Tschechoslowakei zugeschlagen, wobei die Gerichtseinteilung bis 1938 im Wesentlichen bestehen blieb. Nach dem Münchner Abkommen wurde das Gebiet Teil des Protektorats Böhmen und Mähren. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Gebiet Teil des Okres České Budějovice zudem das Gebiet des ehemaligen Gerichtsbezirks bis heute gehört. Nachdem die Bezirksbehörden im Zuge einer Verwaltungsreform 2003 ihre Verwaltungskompetenzen verloren, werden diese von den Gemeinden bzw. dem Jihočeský kraj wahrgenommen, zu dem das Gebiet um Lišov seit Beginn des 21. Jahrhunderts mit anderen Bezirken zusammengefasst wurde.

Gerichtssprengel

Der Gerichtssprengel umfasste Ende 1914 die 19 Gemeinden Dunjaice (Dunjaitz), Hůrky (Hurek), Hůry (Hurr), Jivno (Jiwno), Ledenice (Ledenitz), Lewin (Lewin), Libín (Libin), Libníč (Libnitsch), Lišov (Lischau), Horní Slověnice (Oberslowenitz), Slavošovice (Slaboschowitz), Štěpánovice (Stepanowitz), Třebotovice (Trebotowitz), Dolní Slověnice (Unterslowenitz), Velechvín (Welechwin), Vlkovice (Wlkowitz), Oselné (Woselno), Zalině (Zalin) und Zvíkov (Zwikow).

Einzelnachweise

  1. Landes-Gesetz- und Regierungs-Blatt für das Kronland Böhmen (Dritte Abtheilung des Ergänzungs-Bandes) 1849, Nr. 110: „Organisirung der Gerichte in dem Kronlande Böhmen.“
  2. Landes-Regierungs-Blatt für das Königreich Böhmen 1854, I. Abtheilung, XLVII. Stück, Nr. 277: „Verordnung der Ministerien des Inneren, der Justiz und der Finanzen vom 9. Oktober 1854, betreffen die politische und gerichtliche Organisirung des Königreichs Böhmen“
  3. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1886 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen ...“
  4. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XLI. Stück, Nr. 101: Verordnung vom 10. Juli 1868, die Durchführung des Gesetzes vom 19. Mai 1868 (Reichs-Gesetz-Blatt Nr. 44) in Böhmen, Dalmatien, Oesterreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnthen, Bukowina, Mähren, Schlesien, Tirol und Vorarlberg, Istrien, Görz und Gradiska betreffend.
  5. Böhmische k. k. Statthalterei (Hrsg.): Orts-Repertorium des Königreiches Böhmen. Mit Benützung der von der k .k. statistischen Central-Commission zusammengestellten Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1869 herausgegeben. Prag 1872, S. 6
  6. C.k. místodržitelství (Hrsg.): Seznam míst v Království českém. K rozkazu c. k. místodržitelství na základě úřadních udání sestaven. Prag 1907, S. 37
  7. In der Volkszählung wurden Personen mit böhmischer, mährischer und slowakischer Umgangssprache zusammengefasst
  8. k. k. Statististische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915, S. 54

Literatur

  • k. k. Statististische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915 (Spezialortsrepertorien der österreichischen Länder)