Graue Literatur

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Juni 2016 um 04:13 Uhr durch Diopuld (Diskussion | Beiträge) (→‎Einzelnachweise: GND). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als graue Literatur bezeichnet man in der Bibliothekswissenschaft Bücher und andere Publikationen, die nicht über den Buchhandel vertrieben werden. Diese Veröffentlichungen werden häufig von Vereinen, Organisationen oder Ähnlichem herausgegeben. Deutsche Titel werden in Deutschland in der Deutschen Nationalbibliografie, Reihe B, veröffentlicht.

Veröffentlichungen im Internet werden dabei nicht vollständig von der Deutschen Nationalbibliografie erfasst.

Ein Großteil wissenschaftlicher Arbeiten bleibt unveröffentlicht und ist nur direkt über die entsprechenden Institute erhältlich. Gründe dafür können sein, dass wissenschaftliche Mindestanforderungen (z. B. die statistische Signifikanz, Angemessenheit der Methodik, Qualität der Präsentation) nicht erreicht werden oder dass die Inhalte der Arbeit ideologischen Vorstellungen nachgehen und keinen Verlag finden.

Wichtigkeit von grauer Literatur in der Forschung

Will man sich einen Überblick über den Stand der Forschung zu einem Themenbereich verschaffen, bedient man sich häufig sogenannter Metaanalysen und Überblicksarbeiten (Review-Artikel). Bei Metaanalysen werden mehrere Statistiken mit kleineren Stichproben zu einer großen Stichprobe zusammengefasst und über deren Ergebnisse ein Mittelwert gebildet. Bei Überblicksarbeiten werden mehrere Forschungsarbeiten zu einem Thema zusammengefasst. Hier werden die Arbeiten allerdings nicht statistisch verarbeitet, sondern inhaltlich zueinander in Beziehung gesetzt und diskutiert.

Sofern nur veröffentlichte Arbeiten in Metaanalysen und Überblicksarbeiten einbezogen werden, können die wissenschaftlichen Ergebnisse zu einem Themenbereich übereinstimmender erscheinen, als sie tatsächlich sind. Im Extremfall könnten nicht existierende Unterschiede zwischen Gruppen oder beobachtete Zusammenhänge nur durch Zufall beobachtet worden sein, während Untersuchungen, in denen nichts dergleichen beobachtet werden konnte, niemals veröffentlicht wurden. Durch die Wahrscheinlichkeitstheorie, also durch Zufall erklärbare Beobachtungen würden dann fälschlicherweise ursächlich (kausal) erklärt oder zumindest als tatsächlich nicht zufällig beschrieben. Wenn einige unpopuläre Meinungen durch Zensur nicht zu Wort kommen, entsteht fälschlicherweise der Eindruck von Einhelligkeit, da Meinungsverschiedenheiten nicht berücksichtigt werden.

Dieser falsche Eindruck wird als Publikationsbias bezeichnet. Um einem möglichen Publikationsbias entgegenzuwirken, sollten unveröffentlichte Arbeiten mit einbezogen werden. „Das Ergebnis einer Metaanalyse ist selbstverständlich von der Auswahl der einbezogenen Primäruntersuchungen abhängig“.[1] Dasselbe gilt analog für Überblicksarbeiten (Reviews).

Beispiele

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jürgen Bortz, Nicola Dörung: Forschungsmethoden und Evaluation. Springer Verlag, Heidelberg 2006, S. 674 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).