Bibliothekswissenschaft

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Bibliothekswissenschaft bezeichnet die systematische Produktion von Wissen über die technischen, organisatorischen und sozialen Aspekte des Bibliothekswesens, die sich empirischer Methoden bedient.

Im deutschen Sprachraum wurde unterschieden zwischen der Bibliothekenlehre (Bibliothekonomie, Bibliothektechnik, auch Bibliothekswesen im engeren Sinn), die von der Einrichtung und Verwaltung einer Bibliothek handelt, und der Bibliothekenkunde (Bibliothekographie), die sich mit der Geschichte und Beschreibung der einzelnen Bibliotheken älterer und neuerer Zeit beschäftigt.

Im Zusammenhang mit der Entwicklung einer sogenannten Wissensgesellschaft verschiebt sich der Fokus der Bibliothekswissenschaft zunehmend in den „virtuellen Raum“ (Stichwort: Digitale Bibliothek). Gegenstand des Faches sind nicht mehr nur die Bibliothek als physischer Ort sowie ihre Bestände, wie es primär im Rahmen von Bibliothekenlehre und -kunde der Fall war, sondern generell informationslogistische Prozesse (Sammlung, Erschließung, Verfügbarmachung) von publizierter Information. In der deutschen Hochschulpolitik ist die Bibliothekswissenschaft als Kleines Fach eingestuft.[1]

Bekannte Bibliothekswissenschaftler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Forschung und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Aufgabe des Faches ist die Erfassung und Analyse von Entwicklungen im Bereich der Informationsdistribution sowie auf dieser Grundlage die Entwicklung von Methoden und Theorien zur Informationsversorgung (hauptsächlich in der Wissenschaft). Eine zunehmende Rolle spielen dabei auch statistische Verfahren der Bibliometrie und Szientometrie (und z. T. der Webometrie).

Weiterhin gewinnen im Rahmen der sogenannten Informationsflut oder Informationsüberflutung durch eine Omnipräsenz von großen Datenmengen, besonders auch in elektronischen Netzen, Aspekte der Beurteilung und Sicherung von Informationsqualität innerhalb des Faches an Bedeutung.

Die Bibliothekswissenschaft besitzt aufgrund ihres Forschungsgegenstandes ein hohes interdisziplinäres Potenzial.

Während die Bibliothekswissenschaft als Library- and Information Science beispielsweise in den USA eine anerkannte Universitätsdisziplin ist, konnte diese sich in Deutschland nur zögerlich etablieren. Neben dem Studium an Fachhochschulen (an der Technischen Hochschule Köln, der Fachhochschule Potsdam, an der Hochschule der Medien in Stuttgart und an der HTWK Leipzig), bei denen der Schwerpunkt auf der Praxis liegt, gibt es auch die Möglichkeit einer Ausbildung zum Fachangestellten in Medien- und Informationsdiensten. Ein universitäres Bachelorstudium ist am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin möglich.

In der Schweiz bietet die Universität Zürich zusammen mit der Zentralbibliothek Zürich einen Master of Advanced Studies (Nachdiplomstudium) in Bibliotheks- und Informationswissenschaften an. Außerdem gibt es an der Humboldt-Universität zu Berlin einen Masterstudiengang im Fernstudium. Zum Masterstudium wurde am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin zum ersten Mal im Wintersemester 1994/95 immatrikuliert.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allgemeine Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Krieg (Hrsg.): Bibliothekswissenschaft. Versuch einer Begriffsbestimmung in Referaten und Diskussionen bei dem Kölner Kolloquium (27.–29. Oktober 1969). Greven, Köln 1970.
  • Petra Hauke (Hrsg.): Bibliothekswissenschaft – quo vadis? = Library Science – quo vadis? Eine Disziplin zwischen Traditionen und Visionen. Saur, München 2005, ISBN 3-598-11734-5.
  • Rainer Strzolka: Repertorium der Bibliothekswissenschaft. Koechert, Hannover 1996
  • LIBREAS – Library Ideas – OA-Zeitschrift am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der HU Berlin, die sich mit einem breiten Spektrum an bibliothekswissenschaftlich relevanten Themen befasst.

Nachschlagewerke und Handbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Miriam Drake (Hrsg.): Encyclopedia of Library and Information Science. Dekker, New York 2003, ISBN 0-8247-2075-X.
  • Martin Schrettinger: Handbuch der Bibliothek-Wissenschaft. Weidmann, Hildesheim 2003, ISBN 3-615-00277-6, (Nachdruck der Ausgabe von 1834)
  • Konrad Umlauf (Hrsg.), Petra Hauke (Red.): Handbuch Methoden der Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Bibliotheks-, Benutzerforschung, Informationsanalyse. de Gruyter Saur, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-025553-9.

Lehrbücher für Bibliothekare[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Gantert: Bibliothekarisches Grundwissen. 9., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. de Gruyter, Saur, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-032150-0.
  • Rolf Griebel, Hildegard Schäffler, Konstanze Söllner, (Hrsg.): Praxishandbuch Bibliotheksmanagement. Band 1. de Gruyter, Saur, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-030326-1.
  • Walther Umstätter: Lehrbuch des Bibliotheksmanagements. Hiersemann, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-7772-1100-8. (Es handelt sich um eine überarbeitete Neuauflage[2] von Gisela Ewert, Walther Umstätter: Lehrbuch der Bibliotheksverwaltung, Hiersemann, Stuttgart 1997, ISBN 978-3-7772-9730-9.)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Bibliothekswissenschaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Aufsätze, Guides und Anleitungen

Institute, Ausbildungen und Einrichtungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. siehe Fachstandorte der Bibliothekswissenschaft bei der Arbeitsstelle Kleine Fächer, abgerufen am 9. März 2017 (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive)
  2. Siehe die Rezension von Heidrun Wiesenmüller in Informationsmittel für Bibliotheken (online; PDF; 82 kB).