Gredanna von Freyberg

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Gredanna von Freyberg, geborene Margaretha Anna von Freyberg (* vor 1461; † 18. April 1481 bei Schelklingen) war eine deutsche Äbtissin und Magistra des Klosters Urspring.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gredanna (Margaretha Anna) entstammte der Eisenberger-Linie der Familie von Freyberg. Sie war eine Tochter des Christoph von Freyberg und der Anna Gäßler (Gessler). Sie besaßen pfandweise die Burg Riedheim von Hartmann Ansorg aus Ulm (1415).[1] Er und seine Gemahlin liegen im Kloster Heggbach begraben; ihre Kinder waren Heinrich, Sigmund, Baltasar und Gredanna.[2]

Eberl,[3] welcher sich auf Gabriel Bucelinus u. a. stützt und von Freyberg[4] nennen unterschiedliche Vorfahren der Gredanna. Während beide Autoren bei der Mutter Anna Gessler (Gässler) von Bruneck übereinstimmen, nennt Eberl als Vater Kaspar von Freyberg. Für die Großeltern väterlicherseits werden ebenfalls unterschiedliche Angaben gemacht: nach von Freyberg waren dies Anton von Freyberg und Felicitas von Reischach;[5] nach Eberl dagegen Wilhelm von Freyberg und Adelheid von Naab.

Nach von Freyberg[6] wurde sie 1461 zur Magistra gewählt. Nach Eberl[7] wird sie erstmals am 4. August 1464 als Magistra genannt. Die Vorgängerin Gredannas als Magistra, Anna Truchseß von Bichishausen, verstarb am 19. Juni 1463. Wenn Gredanna 1461 Meisterin geworden wäre, hätte Anna Truchseß von Bichishausen vor ihrem Tod resigniert. Andernfalls wäre Gredanna erst nach dem Tod ihrer Vorgängerin Meisterin geworden. Gredanna resignierte nicht, sondern verstarb im Amt am 18. April 1481 im Kloster Urspring.

Die Reform des Klosters Urspring von 1475[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der „Niedergang der Klosterzucht“, d. h. das Abweichen von den verfassten und überlieferten Regeln der jeweiligen Ordensgründer kulminierte im späten 15. Jahrhundert.[8] Die „Mißstände“ unter dem katholischen Klerus und in den Klöstern erregten vielfachen Spott.[9] Schließlich waren die „Mißstände“ auch ein Anlass für die Reformation.

Klosterreformen versuchten, die alten Regeln wieder in Kraft zu setzen. Auch Urspring war im Laufe der Zeit zu einer Versorgungsanstalt für Töchter des schwäbischen Adels geworden. Verschiedene Kräfte versuchten, dies zu ändern und den alten Klosterregeln wieder zu ihrem Recht zu verhelfen.

Bei einer Visitation Ursprings durch Abt Heinrich VI. Marschalk von St. Georgen erließ dieser neue Klosterstatuten, welche erst vor wenigen Jahren im Archiv der Benediktinerabtei Unserer lieben Frau zu den Schotten in Wien wieder aufgefunden wurden und welche dem Klosterhistoriker Immo Eberl nicht vorlagen.[10] Die Reformstatuten vom 14. September 1474 enthalten neben einem Vorwort (Prolog) in 17 Kapiteln 51 Einzelbestimmungen. Diese betreffen im Wesentlichen verschärfte Bestimmungen über die Einhaltung der Klausur, das Schweigegebot, die geistlichen Pflichten und den Verkehr mit der Außenwelt. Die ergänzenden Statuten vom 19. Oktober 1475 betonen nochmals die verschärften Bestimmungen der Hauptstatuten.

Zur Umsetzung der Statuten fuhr Gredanna von Freyberg, welche nach Felix Fabri „eine Frau von männlich starkem Geist“[11] gewesen sei, mit mehreren Nonnen ins Kloster Heggbach (die Grablege der Familie von Freyberg), wo 1467 unter der Äbtissin Elisabeth Krählin eine Reform unter Erneuerung der strengen Klausur eingeführt worden war.

In Urspring hatten die Reformen seit 1472 langsame Fortschritte gemacht. Der Konflikt kulminierte aber 1475, da der Konvent etwa hälftig gespalten war und auf die jeweiligen Verwandten übergegriffen hatte. Erzherzogin Mechthild stellte sich auf die Seite der Reformpartei und bewegte Nonnen aus dem in den 1450er Jahren reformierten St. Walburg in Eichstätt dazu, mit ihr nach Urspring zu ziehen. Die Gegnerinnen der Reform verbarrikadierten sich daraufhin im Krankenhaus des Klosters. Die mitgebrachten Soldaten weigerten sich, das Haus zu erstürmen. Daraufhin befahl Erzherzogin Mechthild, in Schelklingen die Sturmglocke läuten und vom Schelklinger Bürgermilitär das Haus aufbrechen zu lassen.[12] Die Gegnerinnen der Reform wurden daraufhin in andere Klöster versetzt oder zu ihren Verwandten geschickt, teils unterwarfen sie sich auch freiwillig der harten Disziplin.

Die Reformstatuten bestimmten auch, dass ein neues „Zinsbuch“ über den Güterbesitz des Klosters angelegt werden solle. Dies wurde ausgeführt, und das Lagerbuch des Klosters Urspring stellt heute das älteste erhaltene Urbar des Klosters dar. Das Titelblatt des Lagerbuchs des Klosters Urspring von 1475 verdeutlicht diesen Zusammenhang, denn es lautet: „Legerbuch Vnd Beschreibung deß Gottshauß Vrspringen Vnderthonen vnd Güetter bey Regierung der Hochwurdigen WolEdelgebornen Frawen Frawen GrethAnna von Freyberg wol selig Anno Christi 1475“.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Immo Eberl: Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen 1127–1806: Außenbeziehungen, Konventsleben, Grundbesitz. Stuttgart: Müller und Gräff, 1978.
  • Immo Eberl: Stiftisches Leben in Klöstern. Zur Regeltreue im klösterlichen Alltag des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. In Irene Crusius (Hrsg.), Studien zum Kanonissenstift. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2001, S. 275–315.
  • Felix Fabri: Fratris Felicis Fabri tractatus de civitate Ulmensi, de eius origine, ordine, regimine, de civibus eius et statu. Hrsg. von Gustav Veesenmeyer. Tübingen: H. Laupp, 1889 (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart, Bd. CLXXXVI (=186)).
  • Joachim Fischer: Zwei unbekannte Reformstatuten von 1474 und 1475 für das Benediktinerinnenkloster Urspring. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Bd. 112 (2001), S. 117–151.
  • Max Freiherr von Freyberg-Eisenberg: Genealogische Geschichte des Geschlechtes der Freiherrn von Freyberg. Nach urkundlichen Quellen zusammengestellt von … Ohne Ort: Handschrift, 1884. Hrsg. von Franz Rothenbacher. Mannheim: Selbstverlag, 2011.
  • Konrad Dietrich Haßler: Bruder Felix Fabris Abhandlung von der Stadt Ulm nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart. Verdeutscht von … Ulm: Buchdruckerei von Friedrich Frey, 1909 (Mitteilungen des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben, Heft 13–15, Nr. 1, Ulm 1908 und 1909).

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siehe Adelsfamilie Riedheim.
  2. Von Freyberg 1884, fol. 65.
  3. Eberl 1978, S. 214 u. Anm. 16.
  4. Von Freyberg 1884, fol. 65 u. 69 u. Stammbaum 4. Eisenberg auf fol. 58 (S. 254).
  5. Von Freyberg 1884, fol. 65.
  6. Von Freyberg 1884, fol. 69.
  7. Eberl 1978, S. 214 u. Anm. 16.
  8. Zum Folgenden siehe besonders Eberl 1978, S. 145–169, bes. S. 158–169; außerdem Eberl 2001, bes. S. 280–302.
  9. Man vgl. z. B. die Fazetien Heinrich Bebels, welcher in nächster Umgebung von Urspring aufwuchs. Die Erstausgabe datiert 1508, aber Bebels Sammeltätigkeit ist älter (Bebel geb. 1472 oder 1473).
  10. Fischer 2001.
  11. So die Übersetzung von Haßler 1909, S. 123. Die Freybergsche Familienchronik „Deductio …“ dagegen übersetzt „von Nathur mit einem dapfern ernstlichen Gemiet begabt“; von Freyberg 1884, fol. 22 u. 69.
  12. Es war alter Brauch in Schelklingen, das Bürgermilitär unter voller Bewaffnung jedes Jahr im Februar oder März durch das Kloster ziehen zu lassen, so noch 1725 und öfter praktiziert. Dies sollte wohl die Oberhoheit Österreichs über Urspring verdeutlichen, und die Schelklinger Bürger waren in diesem Fall das ausführende Organ. Vgl. Ratsprotokoll Schelklingen 1724–1730, Eintrag vom 28. Februar 1724, fol. 15-17 (Stadtarchiv Schelklingen A 118 Bd. 1: Ratsprotokoll 1724–1730).
  13. Lagerort: Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 234 Bd. 5.