Gregor von Nyssa

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. November 2007 um 15:06 Uhr durch 131.188.199.73 (Diskussion) (→‎Lehre). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gregor(ius) von Nyssa

Gregor(ius) von Nyssa (* um 335, † nach 394) war ein christlicher Bischof, Heiliger und Kirchenlehrer. Er war der jüngste Bruder des Basilius von Caesarea und ein guter Freund von Gregor von Nazianz. Diese drei werden als die drei Kappadokischen Väter bezeichnet. Seine Bedeutung hat er vor allem in der östlich-orthodoxen Kirche, weniger in der römisch-katholischen gewonnen.

Bischof von Nyssa wurde er 372. Nyssa selbst war als Stadt unbedeutend, sein Bruder Basilius wollte ihn jedoch in der Nähe zu Caesarea wissen. Er nahm am ersten ökumenischen Konzil von Konstantinopel teil. Gregor verteidigte das Bekenntnis von Nicäa gegen die Arianer.

Leben

Gregor wurde als zweitjüngster Sohn von zehn Kindern einer wohlhabenden kappadokischen Familie geboren, die schon seit mehreren Generationen christlich war. Sein Vater war Rhetoriker und starb schon früh. Über Gregors Erziehung ist nicht viel bekannt – vermutlich wurde er, da er kränklich war, zu Hause erzogen. Er selbst spricht oft von seinem ältesten, hoch gebildeten Bruder Basilius als seinem Meister. Des weiteren dürften ihn auch seine Großmutter Macrina und seine Mutter Emmelia beeinflusst haben und ganz besonders auch seine älteste Schwester Makrina, die er als „Lehrer“ bezeichnet und auch in "Die Seele und die Auferstehung" in der Rolle des Lehrers darstellt.

Lehre

Gregor blieb wegen zweier wichtiger theologischer Beiträge in Erinnerung. Er entwickelte die Trinitätslehre, die sich auf die Gotteslehre seines Bruders Basilius und ihrem gemeinsamen Freund Gregor von Nazianz stützte. Zu Basilius' Auffassung führte Gregor hinzu, dass die drei Teile der Trinität auch als drei Teile einer einzigen Entität zu verstehen seien: So könnte der Vater, der Sohn und der Heilige Geist die drei repräsentieren wie auch Petrus, Paulus und Timotheus als drei Männer galten. Die Frage, die Gregor folglich stellte, war schließlich, ob es sich dann nicht um drei Götter handeln müsse. Gregor beantwortete die Frage, indem er beschrieb, dass grundsätzlich zwischen verschiedenen Teilen der gleichen Gruppe durch die Größe, die Form oder Farben unterschieden werden könne. Aber auch wenn sie in einigen Punkten identisch seien, wären sie an unterschiedlichen Orten des Raumes. Dies trifft jedoch nicht auf körperlose Entitäten wie Gott zu. Tatsächlich wird zwischen drei Dingen nur durch ihre eigenen Beziehungen zu einander unterschieden werden können. Der einzige Unterschied zwischen dem Vater und dem Sohn ist daher, dass der erste der Vater des letzten und der letzte eben der Sohn des ersten sei. Aus Gregors Verständnis heraus konnte das eine nicht ohne die anderen beiden gedacht werden: Wie ein geschlossener Kreis zwischen diesen drei Elementen. Diese Auffassung beeinflusste die trinitarische Theologie des Augustinus.

Gregors weiterer großer Einfluss war seine spirituelle Theologie. Er war der erste christliche Theologe, der mit der Unendlichkeit Gottes argumentierte. Origenes, der einen großen Einfluss auf Gregor besaß, hatte explizit ausgeführt, dass Gott endlich sei. Eine der essentiellen Ideen des Platonismus war, dass die Begrenztheit notwendig war, um eine präzise Definition und Erkenntnis über etwas zu gewinnen. Gregor jedoch meinte, dass wenn Gott begrenzt sei, er durch etwas begrenzt würde, das größer als er selbst sei; daher müsse er ohne Grenzen bestehen. Diese Idee war bereits von anderen platonischen Philosophen, insbesondere durch Plotin, entwickelt worden.

Gregor wandte sich 370 in einer Predigt auch gegen die Sklaverei mit der Begründung, dass der Mensch eine freie und autonome Natur habe und die Versklavung dem Gebot Gottes widerspreche.

Werke

Literatur

  • David L. Balás: "Gregor von Nyssa". In: TRE 14 (1985), S. 173-181 Google-Booksearch
  • Hubertus R. Drobner und Christoph Klock (Hgg.): Studien zu Gregor von Nyssa und der christlichen Spätantike. Leiden u.a.: Brill 1990 ISBN 90-04-09222-6 Inhalt
  • Igor Pochoshajew, Die Seele bei Plato, Plotin, Porphyr und Gregor von Nyssa : Erörterung des Verhältnisses von Platonismus und Christentum am Gegenstand der menschlichen Seele bei Gregor von Nyssa, Frankfurt am Main, 2004 (Patrologia; 12) [Rostock, Univ., Diss., 2002].
  • Daniel Munteanu: Die Heilige Dreieinigkeit als heimatlicher Raum unserer ewigen Vollendung, in: M. Welker/M. Volf (Hg.), Der lebendige Gott als Trinität. Jürgen Moltmann zum 80. Geburtstag, Gütersloh 2006, 279-282
  • Sarah Coakley: Re-Thinking Gregory of Nyssa (Directions in Modern Theology). Blackwell Publishing Limited, 2003, ISBN 1-40510-637-9

Weblinks