Grenzbefestigungen Bulgariens

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Die Grenzbefestigungen Bulgariens stellten im Kalten Krieg bis 1990 wie die innerdeutsche Grenze und die Grenzbefestigungen der ČSSR eine ausgeprägte Grenzsicherungsanlage dar, mit der Republikflucht verhindert werden sollte.

Die Befestigung der Grenze Bulgariens zu den Nachbarstaaten Türkei, Griechenland und Jugoslawien waren zwar weniger aufwändig als beispielsweise zwischen der ČSSR und Westdeutschland, aber dennoch nur schwer durchlässig. So war vor allem in der DDR das Gerücht weit verbreitet, ein vergleichsweise einfacher Weg zur Flucht in den Westen führe über die Grenze nach Griechenland und in die Türkei.

Die Grenze zur Türkei ist 240 km lang, die zu Griechenland 484 km, die zu Serbien 318 km und die zu Mazedonien 148 km.[1]

Grenze zu Griechenland und der Türkei

Ähnlich wie bei den Grenzanlagen der DDR und ČSSR befand sich der Grenzzaun aus Stacheldraht nicht unmittelbar auf der Grenzlinie, sondern bis zu mehrere hundert Meter von der eigentlichen Grenzlinie im Landesinneren im gebirgigen Gelände. Dahinter war eine 7 km breite Grenzzone, die von Militär (Bulgarische Streitkräfte) und Polizei sehr engmaschig überwacht wurde.

Grenze zu Jugoslawien

Ab 1974 wurde auch die Grenze zu Jugoslawien mit Stacheldrahtzaun befestigt, hiernach begann die 2 km breite Grenzzone. Die unilaterale Befestigung der bulgarisch-jugoslawischen Grenze seitens Bulgariens rief in Jugoslawien starke Proteste hervor.

Schießbefehl

Wie auch an der innerdeutschen Grenze galt an der Grenze Bulgariens zu Griechenland und der Türkei der Schießbefehl. Der illegale Grenzübertritt wurde mit äußersten Mitteln zu verhindern versucht. Wie nach dem Fall des Eisernen Vorhanges bekannt wurde, bestand zwischen Bulgarien und der DDR ein Abkommen, gemäß dem die Botschaft der DDR eine Prämie für jeden an der Republikflucht gehinderten DDR-Bürger zahlte.[2] Insbesondere an der bulgarisch-griechischen Grenze wurden zahlreiche DDR-Bürger erschossen. Die Anzahl ist unbekannt.

Grenze heute

Die Grenze zu Griechenland ist heute weitgehend sogenannte „Grüne Grenze“. Der Grenzzaun wurde ab 1998 schrittweise abgebaut und auf griechischer Seite von Minen geräumt. Der Grenzzaun zu Serbien bzw. Mazedonien wird seit 2003 sukzessive geräumt. An der Grenze zur Türkei wurde der Grenzzaun nicht abgebaut, sondern bis ca. 2005 dem Verfall preisgegeben. Seit dem Beitritt Bulgariens zur Europäischen Union (2007) wurde die Grenzanlage im Rahmen des PHARE-Programms als EU-Außengrenze wieder ausgebaut und modernisiert.[3][4][5][6][7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. www.laenderdaten.de
  2. mdr.de 14. Mai 2009: Tod in Bulgarien. Zitat: Ehemalige bulgarische Offiziere berichteten 1993 der Oppositions-Zeitung „Anti“, dass die Botschaft der DDR in Sofia bulgarischen Grenzsoldaten für jeden getöteten „Republikflüchtling“ eine Kopfprämie von umgerechnet 2000 Mark ausgezahlt habe. Bulgarische Mitarbeiter der DDR-Botschaft bestätigten 1993 diese Praxis. Ihre Aussagen lassen sich aber bisher durch amtliche Dokumente nicht belegen. Nach Angaben der bulgarischen Stasi-Unterlagenbehörde gab es für jeden gefassten Flüchtling – ob tot oder lebendig – zwanzig Tage Sonderurlaub und eine Uhr mit Gravur.
  3. An den Grenzen des Westens, WOZ, 50/2013
  4. Die Türsteher Europas, Frankfurter Rundschau, 12. Dezember 2013
  5. arte journal 4. Februar 2014
  6. http://www.proasyl.de/news/detail/Bulgarien
  7. Bulgarien schottet sich ab, Der Tagesspiegel, 10. September 2015