Grube Tannenberg
Zinnerzgrube Tannenberg | |||
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Allgemeine Informationen zum Bergwerk | |||
Andere Namen | Grube Tannenberg, Grube Mühlleithen | ||
Informationen zum Bergwerksunternehmen | |||
Betreibende Gesellschaft | Sachsenerz Bergwerks GmbH, VEB Wolfram-Zinnerz Pechtelsgrün | ||
Betriebsbeginn | (Lagerstätte ab 1506 periodisch), 1936 | ||
Betriebsende | 1964 | ||
Nachfolgenutzung | Besucherbergwerk seit 1996 | ||
Geförderte Rohstoffe | |||
Abbau von | Zinnerz | ||
Mächtigkeit | ca. 45 m | ||
Größte Teufe | ca. 160 m | ||
Geographische Lage | |||
Koordinaten | 50° 24′ 56,3″ N, 12° 27′ 35,8″ O | ||
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Standort | Schneckenstein | ||
Gemeinde | Muldenhammer | ||
Landkreis (NUTS3) | Vogtlandkreis | ||
Land | Freistaat Sachsen | ||
Staat | Deutschland | ||
Revier | Schneckensteinrevier |
Die Grube Tannenberg ist ein ehemaliges Zinnbergwerk im sächsischen Vogtland. Der Stolln liegt südlich von Tannenbergsthal im Ortsteil Schneckenstein und dient heute als Besucherbergwerk.
Geologie
Die Lagerstätte Tannenberg befindet sich am Westrand des Eibenstocker Granitplutons, welcher hier kambrische Phyllitschichten durchbrach und diese kontaktmetamorph veränderte. Abgebaut wurden zwei stock- bzw. schlauchförmige metagranitische Greisenkörper im Granit, welche aber mit ihrer westlichen Kante direkt am Schieferkontakt liegen und sich im Einfallen des Granites in die Tiefe ziehen. Die Granit-Schieferkontaktzone ist im Tannenbergstolln, ca. 150 m vom Mundloch entfernt, aufgeschlossen.
Geschichte
Bereits gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde im oberen Waldgebiet des Vogtlands Zinnerz gefördert. 1506 wurde im Gebiet um Gottesberg eine Zinngrube „Alter Tannenberg auf dem Tannenberg-Morgengang“ genannt. In Tannenbergsthal wurde 1550 ein Hammerwerk errichtet, welches später durch eine Zinnhütte zur Verhüttung von Zinn- und Eisenerz erweitert wurde. Der Bergbau im gesamten Gebiet um Gottesberg und den Schneckenstein unterlag starken Schwankungen, die Betriebsperioden dauerten oft nur wenige Jahre an. 1780 wurden mit „Alter Tannenberg“ und „Alter Schieferbergschacht“ zwei Gruben mit genauem Bezug zur Lagerstätte genannt. 1864 wurde die Grube Tannenberg und die ebenfalls am Kiel liegende Grube Himmelfahrt mit den Zinnbergwerken in Gottesberg und Brunndöbra zu einem Feld vereinigt. 1910 kam der Bergbau zum Erliegen. 1927 erfolgte eine umfangreiche Erkundung der Lagerstätte mittels einer Tiefbohrung. Erste Versuche, den Bergbau wieder aufzunehmen scheiterten. 1936 übernahm der sächsische Staat die Grube.[1] Der östlich des Schneckensteins gelegene mittelalterliche Auerbacher Comun- und Tranksteuerstolln wurde auf einem kurzen Stück rekonstruiert, verbreitert und auf die Lagerstätte Tannenberg vorgetrieben (Tannenbergstolln).[2] Die staatliche Sachsenerz Bergwerks GmbH übernahm den Betrieb der Grube, richtete das Grubenfeld aus und baute am Mundloch des Tannenbergstollns eine leistungsfähige Erzaufbereitung.[3]
Während der letzten Kriegsjahre und unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam der Abbau zeitweise zum Erliegen. 1946 beschlagnahmte die sowjetische Besatzungsmacht den Aufbereitungsbetrieb der Grube und überführte ihn als Objekt 32 in das Eigentum der SAG Wismut. Die Wismut untersuchte die Grube Tannenberg auf Uranerz, allerdings mit negativem Ergebnis. Der Zinnabbau wurde anfangs durch den VEB Wolframerz, Grube Gottesberg (später VEB Wolfram-Zinnerz Pechtelsgrün) neben den Erkundungsarbeiten der Wismut weiterbetrieben, musste allerdings später wegen der Förderung über den Tannenbergstolln in die abgeschirmten Anlagen der Uranerzaufbereitung hinein eingestellt werden. 1952 fuhr man dann den 1,8 Kilometer langen Mühlleithener Stolln vom südöstlich des Kiel gelegenen Steinbachtal aus auf. Von 1954 bis 1964 wurden die Greisenkörper I und II restlos abgebaut und die Erze in Gottesberg aufbereitet. Gegen Ende dieser bisher letzten Betriebsperiode erfolgte eine umfangreiche Zinnerkundung im gesamten Gebiet um Gottesberg, Mühlleithen und Morgenröthe sowie eine Betriebserkundung auf Tannenberg. Dabei wurde auch der Schneckensteinfelsen untertägig aufgeschlossen. Durch mehrere Tiefbohrungen, die von der untersten Sohle sowie von Übertage niedergebracht wurden, konnte ein weiterer Erzkörper in der Tiefe festgestellt werden. Ein Abbau erfolgte bis heute nicht.
Besucherbergwerk
Anfang der 1990er Jahre gab es erste Bestrebungen der Landkreise Klingenthal und Auerbach, im Schneckensteingebiet ein Schaubergwerk zu errichten. Hierfür stand neben der Zinnerzgrube Tannenberg auch die noch aktive Schwerspatgrube Brunndöbra zur Auswahl. 1992 fiel die Entscheidung, das Besucherbergwerk in der Grube Tannenberg einzurichten, die in den Folgejahren aufgewältigt und ausgebaut wurde. 1996 wurde das Bergwerk für den Besucherverkehr freigegeben.
Als Höhepunkt der Führungen in der Grube Tannenberg gilt die Besichtigung des unterirdischen Sees. Der durch den Abbau des Greisenkörpers I entstandene Hohlraum hat sich nach der Grubenstillegung unterhalb der beiden Stolln mit Wasser gefüllt. Er zählt mit einer Länge von 60, einer Höhe von 100 und einer Breite von 30 Metern zu den größten bergmännisch geschaffenen Hohlräumen Sachsens. Der entstandene See ist ca. 45 m tief. Das Besucherbergwerk gilt als das höchstgelegene in Sachsen.
Sonstiges
Untertägig verläuft durch das Bergwerk die erzgebirgische Hauptwasserscheide, da beide Entwässerungsstolln sich auf einer Sohle befinden und das Abbaugebiet im Gipfelbereich des Kiel liegt. So entwässert der Tannenbergstolln (Comunstolln) über die Boda und die Kleine Pyra in die Mulde, der Mühlleithener Stolln hingegen über den Steinbach, die Steindöbra, die Brunndöbra und die Zwota in die Eger.
Einzelnachweise
- ↑ Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen 1937 (PDF-Datei; 4,82 MB)
- ↑ 1. Grube Tannenberg. (PDF-Datei; 4,20 MB) In: Bergwerksverzeichnis des Oberbergamts Freiberg Übersicht über die zum Bezirk des Oberbergamts Freiberg gehörigen Bergwerke, selbständigen Betriebsanlagen und unterirdischen Mineralgewinnungsbetriebe im Lande Sachsen und im Reichsgau Sudetenland 1939/40. Oberbergamts Freiberg, 1940, S. 42, abgerufen am 8. Dezember 2013.
- ↑ Bergarchiv Freiberg 40105 - Sachsenerz Bergwerks AG
Literatur
- Wismut GmbH (Hg.): Chronik der Wismut. Chemnitz 1999
- Günter Freyer: Geologie des Vogtlandes. ISBN 3-9288-2814-2
- Ludwig Baumann, Ewald Kuschka, Thomas Seifert: Lagerstätten des Erzgebirges. Enke, Stuttgart 2000, ISBN 3-13-118281-4.