Hamilkar Barkas

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Hamilkar Barkas (* um 270 v. Chr.; † 229 v. Chr. in Hispanien) war ein bedeutender karthagischer Staatsmann und Feldherr. Über seine eigenen Leistungen hinaus ist er bekannt durch seinen Sohn Hannibal, der die Römer im Zweiten Punischen Krieg an den Rand des Untergangs brachte.

Der punische Name Ḥmlk[1] hbrq[2] bedeutet wörtlich „Bruder Melkarts, der Blitz“.[3]

Leben und Karriere

Hamilkar machte sich an drei Schauplätzen einen Namen als General: Gegen Ende des Ersten Punischen Kriegs war er Oberbefehlshaber des Heeres auf Sizilien, schlug anschließend den Aufstand der Söldner in Afrika nieder und unterwarf später große Teile Hispaniens. Die Römer nannten ihn den „Blitz“, da er schnell und unerwartet zuschlug, was auf Punisch als Brq oder vokalisiert Baraq wiedergegeben (vgl. im Arabischen al-Barq, البرق, Blitz) und zu Barcas latinisiert wurde. Nach diesem Beinamen werden seine Söhne Hannibal, Hasdrubal und Mago, teilweise auch seine Parteigänger (vor allem zu nennen ist Hasdrubal), Barkiden genannt.

In der letzten Phase des Ersten Punischen Krieges erhielt Hamilkar ab 247 v. Chr. den Oberbefehl über die karthagischen Landtruppen in Sizilien. Dort hatte sich der Krieg zuvor deutlich zu Ungunsten der Punier entwickelt, die von den Römern auf wenige Städte im Westen der Insel begrenzt worden waren. Überdies kam es zum Konflikt zwischen Hamilkar und dem Feldherrn Hanno, einem innenpolitischen Feind der Barkiden, der die Kampfkraft der Karthager schwächte. Durch Partisanen-Taktiken konnte Hamilkar den Römern jedoch mehrere Niederlagen zufügen und verlorene Gebiete zurückgewinnen. Ein römischer Sieg zur See in der Schlacht bei den Ägatischen Inseln machte seine Erfolge im März 241 aber zunichte, da Hamilkar nun der Nachschub abgeschnitten war. Der karthagische Senat beauftragte daraufhin seinen unbesiegten General mit den unvermeidlich gewordenen Friedensverhandlungen. Karthago musste Sizilien aufgeben und hohe Reparationen an Rom zahlen.

Zudem stand es nach dem Krieg vor dem unmittelbaren Problem, sein gewaltiges Söldnerheer aus Kostengründen demobilisieren zu müssen. Dies mündete in eine Rebellion der Mannschaften, die aus der ganzen Oikumene stammten, und war besonders gefährlich, weil die libyschen Söldner einige ihrer Heimatstädte zum Abfall bewegen konnten. Dieser Söldnerkrieg von 241 bis 238 bedrohte letztlich die Existenz des punischen Staates stärker als der vorangegangene Krieg gegen Rom. Erst nachdem die Karthager mehrere Schlachten gegen die Aufständischen verloren hatten, wurde der Oberbefehl Hamilkar übertragen, der nun einen Vernichtungskrieg gegen Leute führen musste, die er selbst zum großen Teil jahrelang ausgebildet und kommandiert hatte. Es gelang ihm, eine Wende des Kampfes herbeizuführen und die rebellierenden Städte und Söldner niederzuwerfen.

In der nächsten Zeit ist Hamilkar sicher auch innenpolitisch aktiv geworden. Die Römer hatten gegen Ende des Söldnerkrieges die Schwäche Karthagos ausgenutzt und im Jahre 238 Sardinien annektiert, das ihm im Friedensvertrag drei Jahre zuvor noch belassen worden war. Vielleicht geht der Beschluss, auf der Iberischen Halbinsel neue Territorien zu unterwerfen, an denen die Römer noch kein Interesse gezeigt hatten, auf Hamilkar zurück. Ab 237 v. Chr. eroberte er den südlichen und östlichen Teil der Iberischen Halbinsel. Durch die Erschließung von Silberminen und Handelsstützpunkten konnte er die Verluste seiner Heimatstadt aus dem Kampf gegen die Römer mehr als ausgleichen. Den Mittelpunkt des punischen Kolonialreiches bildete die Stadt Leuke Akra, das heutige Alicante.

229 v. Chr. fiel Hamilkar in einem Gefecht mit den Vettonen, vielleicht in einem Hinterhalt. Sein Schwiegersohn Hasdrubal erweiterte und festigte in den Folgejahren die Herrschaft der Karthager auf der Iberischen Halbinsel.

Würdigung

In den Quellen wird Hamilkars Leistung als Feldherr hervorgehoben, doch sind die Ergebnisse seiner Feldzüge, auf jeden Fall in Sizilien und Afrika, eher bescheiden. Auf der anderen Seite hat er seiner Stadt im Westen ein neues Machtzentrum geschaffen. Dass er aber hier zu einem weiteren Krieg gegen Rom rüstete oder ihn gar schon immer plante (zusammengefasst in der Szene, wie er seinen neunjährigen Sohn einen Eid schwören lässt), ist äußerst zweifelhaft. Vermutlich haftet schon an seiner Person der Vorwurf, nach Alleinherrschaft zu streben. Das geht sicher zu weit, auch wenn er gewiss immer danach strebte, die Stellung seiner Person, seiner Familie und seiner „Partei“ in der Innenpolitik Karthagos zu stärken.

Nachleben

Einer Legende zufolge wird ihm die Gründung der Stadt Barcelona um 230 v. Chr. zugeschrieben. In der Kunst bekannt ist Hamilkar Barkas vor allem als Vater der Salammbô, angefangen mit dem Roman Gustave Flauberts.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. P. Barceló: Hannibal. C. H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-43292-1, S. 13.
  2. W. Huß: Karthago. C. H. Beck, München 1995, ISBN 3-406-39825-1, S. 61.
  3. W. Huß: Karthago. C. H. Beck, München 1995, ISBN 3-406-39825-1, S. 103, S. 61.