Hans-Ulrich Werner (Polizeioffizier)

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Hans-Ulrich Werner (* 19. September 1914 in Bromberg; † 5. Mai 1989, auch Ulrich Werner) war ein deutscher Polizeioffizier. Werner war von 1962 bis 1971 Kommandeur der Schutzpolizei in West-Berlin und als solcher 1967 an den Ereignissen um den Tod von Benno Ohnesorg beteiligt. Von der Studentenbewegung und der DDR-Propaganda wurde dies angesichts der Polizeikarriere Werners vor 1945 in den Kontext von NS-Kontinuitäten nach 1945 in der Bundesrepublik gesetzt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werner trat 1936 in die Polizei ein und wurde 1938 zum Leutnant befördert. Werner war Mitglied der NSDAP und diente während des Zweiten Weltkrieges als Kompanieführer und dann als Stabsoffizier der Ordnungspolizei in der besetzten Sowjetunion und in Italien, vor allem in dem mit einem NS-Terminus als „Bandenbekämpfung“ qualifizierten Kampf gegen den bewaffneten Widerstand in diesen Ländern.

Nach Kriegsende arbeitete er als Dozent an der Hochschule der Polizei in Münster-Hiltrup. Er war Mitherausgeber der polizeilichen Fachzeitschrift Die Polizei.[1]

1962 wurde er zum Kommandeur der Schutzpolizei in West-Berlin ernannt. Im September 1962 verbreitete der Nationalrat der DDR in einer Broschüre erstmals Anschuldigungen, Werner sei als Kompanieführer im „Gendarmerie-Einsatzkommando Bürger“ 1943 in der Sowjetunion an Vernichtungsmaßnahmen und an der Verbrennung der Leichen von SS-Opfern beteiligt gewesen. Auch in Italien sei er mit derselben Einheit 1944 an Mordaktionen beteiligt gewesen, in einem Fall habe er in Verona sogar eigenhändig zwei „partisanenverdächtige“ Frauen erschossen.[2] Mit Hinweis auf Werners NSDAP-Mitgliedschaft und systemkonforme Haltung sowie seine Tätigkeit im „Einsatzkommando Bürger“ wurde Werner zusammen mit 1.800 Wirtschaftsführern, Politikern und führenden Beamten der Bundesrepublik im 1965 erschienenen Braunbuch der DDR aufgelistet.[3]

Im Juni 1967 besuchte der Schah West-Berlin, dabei wurde Benno Ohnesorg erschossen, und es kam zu gewalttätigen Übergriffen der Polizei auf Demonstranten. Ende 1967 wurde Werner als möglicher Nachfolger für Duensing betrachtet, der im Sommer 1967 als Berliner Polizeipräsident zurückgetreten war. Werner kam für diesen Posten aufgrund seiner von der DDR-Presse aufgegriffenen NS-Vergangenheit jedoch nicht in Frage.[4]

Ende Februar 1968 griff die anarchistische Zeitschrift Linkeck in ihrer ersten Ausgabe unter der Überschrift „SS Werner“ die in der DDR publizierten Vorwürfe gegen Werner auf und stellte sie in einen Zusammenhang mit dem Tod Ohnesorgs. Belegt wurde mit der Mitgliedsnummer Werners Mitgliedschaft in der NSDAP und verwiesen wurde auf seine mutmaßliche Teilnahme an Massenvernichtungen in der Sowjetunion im Raum Stalino.[5]

Im Sommer 1968 wurde Hans-Ulrich Werner aufgrund einer Lebererkrankung zu einer Kur beurlaubt[6] und am 30. Juni 1971 dann im Alter von 57 Jahren aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzt.[7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Verlagsnotiz oder Impressum. In: „Die Polizei“, Carl Heymanns Verlag, ISSN 0032-3519.
  2. Nationalrat der Nationalen Front des demokratischen Deutschland (Herausgeber): Strauß und Brandt mobilisieren die SS. Berlin 1962, S. 49ff. Zitiert nach: Stefan Klemp: Nicht ermittelt - Polizeibataillone und die Nachkriegsjustiz. Klartext, Essen 2005, ISBN 3-89861-381-X, S. 46–47. Genaues Veröffentlichungsdatum der Broschüre war der 6. September 1962 (Ullrich Kröger: Die Ahndung von NS-Verbrechen vor westdeutschen Gerichten und ihre Rezeption in der deutschen Öffentlichkeit 1958 bis 1965. Universität Hamburg, Hamburg 1973, S. 220.)
  3. Norbert Podewin (Hrsg.): „Braunbuch“. Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin. Staat, Wirtschaft, Verwaltung, Armee, Justiz, Wissenschaft. Edition Ost, Berlin 2002. ISBN 3-360-01033-7 (Reprint der 3. Auflage von 1968).
  4. Letzte Wahl@1@2Vorlage:Toter Link/wissen.spiegel.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. In: „Der SPIEGEL“, Nr. 4/1968 vom 22. Januar 1968, S. 25.
  5. SS-Werner. In: „Linkeck“, Nr. 1, S. 2, Berlin 1968. ZDB-ID 1123512-3
  6. Schwarz oder rot@1@2Vorlage:Toter Link/wissen.spiegel.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. In: „Der SPIEGEL“, Nr. 32/1968 vom 5. August 1968, S. 28.
  7. Biographische Angaben zu Hans-Ulrich Werner nach Auskunft des Archivs der Polizeihistorischen Sammlung (Memento des Originals vom 15. September 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlin.de der Polizei Berlin vom 30. Juni 2009. Die Archivauskunft beruht auf biographischen Angaben zu Werner in verschiedenen Ausgaben der Zeitschrift „Die Polizei“ ISSN 0032-3519, deren Herausgeber Werner war.