Heiligobndlied

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Heiligobndlied, abgedruckt im Jahr 1848 von Johann Traugott Lindner in Wanderungen durch die interessantesten Gegenden des Sächsischen Obererzgebirges

Das Heiligobndlied (auch Heiligohmdlied) ist nach unbestätigten Angaben das wohl längste Weihnachtslied der Welt. Es entstand vermutlich um 1799 in Annaberg im Erzgebirge.[1] Die älteste nachweisbare Niederschrift stammt aus dem Jahre 1836.[2]

Geschichte

Die Urfassung des in erzgebirgischer Mundart abgefassten Liedes bestand aus 13 Strophen (anderen Quellen zufolge 16 Strophen[1]), die Johanne Amalie von Elterlein zugeschrieben werden.

Vieles deutet darauf hin, dass der Text um 1799 entstanden ist, als Johanna Amalie 15 Jahre alt war und samt Familie in unmittelbarer Nähe des Annaberger Marktes lebte. Diese Annahme beruht insbesondere auf dem in ihren Versen verarbeiteten städtisch-bürgerlichen Umfeld und den genannten Personen (darunter Mutter, Vater, Bruder, Lehrbursche und Dienstköchin), welche sich unter ihren bürgerlichen Namen in den Bevölkerungstabellen der Jahre 1799 und 1800 im Annaberger Stadtarchiv wiederfinden.[1]

Johann Traugott Lindner berichtete im Jahr 1848 in Wanderungen durch die interessantesten Gegenden des Sächsischen Obererzgebirges aus dem Ort Großpöhla über die Entstehung des Liedes:

„Unter den Proletariern [gebe es] eine Menge sonderbarer Gebräuche und das Familienleben bezeichnender abergläubischer Gebahrungen, besonders zur Weihnachtszeit, denen man in folgendem Liedchen begegnet, welches eine Pöhlaerin in ihrem Dialekt selbst zum Verfasser hat.“

Es folgen unter der Überschrift Das Weihnachtsfest 14 Strophen des Heiligobndlieds. Den Namen der Verfasserin, Johanne Amalie von Elterlein, erwähnt Lindner nicht.[3]

Dem Heiligobndlied gesellten und gesellen sich bis heute unzählige Strophen hinzu, denn dieses heitere Lied aus kurzen Strophen und einfachem Refrain animierte zu zahlreichen Weiterdichtungen. Ein Großteil dieser Weiterdichtungen wurde niedergeschrieben, so dass das Heiligobndlied heute nach der Zusammenstellung Manfred Blechschmidts[4] aus mindestens 156 Strophen besteht.

Im Erzgebirge gilt dieses Lied als das bedeutendste Weihnachtslied überhaupt und zählt, zusammen mit dem Vuglbärbaam von Max Schreyer, zu den wichtigsten Liedern der erzgebirgischen Folklore.

Die Illustrationen auf den Liedpostkarten zum Heiligobndlied stammen von dem Annaberger Maler Rudolf Köselitz.

Liedtext

1. Heit is dr heil’ge Ohmd ihr Leit,
kummt rei wir gießn Blei.
Lob, laf ner fix zer Hanne-Ließ,
|: die muss bei zeitn rei. :|

Refrain: Trara Tralala Trara Tralala
Lob, laf ner fix zer Hanne-Ließ,
die muss bei zeitn rei.

2. Mir hobn ah sachzn Butterstolln,
su lang wie de Ufnbank,
unn wenn mr die zamm gassn hom,
|: dann sei mr olle krank. :|

Refrain

(abweichende Verszählung)

Literatur

  • Götz Altmann: Das Heilig-Ohmd-Lied - ein erzgebirgisches weihnachtliches Volkslied. In: Sächsische Heimatblätter 6/1987, ISSN 0486-8234, S. 267–272.
  • Manfred Blechschmidt: Die 156 Strophen des altberühmten erzgebirgischen Heiligobndliedes. 2. Auflage. Altis, Friedrichsthal 2007, ISBN 978-3-910195-36-3. (Abdruck aller 156 bekannten Strophen mit Angabe der Autoren oder Veröffentlichungen)
  • Johanna Amalie von Elterlein: Das Heiligohmdlied. Privatdruck. Bärenreiterdr., Kassel o.J. [1938].
  • Johanna Amalie von Elterlein; Heiligohmdlied. Hartenstein, Hamburg/Erich Matthes, Leipzig o.J. [1949].
  • Kurt Arnold Findeisen. Das erzgebirgische Heiligabendlied, im Erzgebirge seit Jahrhunderten gesungen. Stuttgart 1927
  • Horst Henschel: Das Weihnachtslied der Erzgebirger. In: Mitteldeutsche Blätter für Volkskunde, 1936, S. 81–86.
  • Bernd Lahl: Zum 225. Geburtstag von Johanne Amalie Benkert. – Um 1799 entstand in Annaberg ihr Heiligabendlied. In: Erzgebirgische Heimatblätter 6/2009, ISSN 0232-6078, S. 23–25.
  • Heilig-Ohmd-Lied: erzgebirg. weihnachtl. Volkslied. Bild und Heimat, Reichenbach (Vogtl.) 1978.

Weblinks

Tondokumente

  • Polyphon 30 565 (23 980)(926 ar): ’S Heilig Ohmd-Lied. Max Wenzel (1879–1946), mit Klavierbegleitung. Aufgen. 1921.

Einzelnachweise

  1. a b c Vgl. Erzgebirgische Heimatblätter 6/2009, S. 23–24.
  2. Manfred Blechschmidt: Die 156 Strophen des altberühmten erzgebirgischen Heiligobndliedes. 2. Auflage. Altis-Verlag, Friedrichsthal 2007, S. 42
  3. Johann Traugott Lindner: Wanderungen durch die interessantesten Gegenden des Sächsischen Obererzgebirges. Rudolph und Dieterici Verlag, Annaberg 1848, S. 52–54 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  4. Manfred Blechschmidt: Die 156 Strophen des altberühmten erzgebirgischen Heiligobndliedes. 2. Auflage. Altis-Verlag, Friedrichsthal 2007