Hennin

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Hennin mit Borte und Schleier.
Isabella von Portugal, um 1450: Die Herzogin von Burgund trägt einen Doppelhennin mit Schleier.

Der Hennin ([ˈenɛ̃] frz.) ist eine Haube für Frauen in spitzer oder stumpfer Kegelform, von der ein langer Schleier, Flinder genannt, herabhängt. Der Hennin kam im 14. und 15. Jahrhundert in Frankreich in Mode, vor allem aber in Burgund. Deshalb wird er auch burgundische Haube genannt. Von hier verbreitete er sich in die Niederlande, nach Italien und Deutschland.

Aufbau

Der Hennin war ein Gestell aus Pappe, Messingdraht oder Fischbein, das mit einem feinen Stoff überzogen und mit einem mit Perlen besetzten oder gestickten Rand aus farbigem oder gemustertem Samt oder Tuch versehen war. Dieses Gestell war entweder von einem Schleier oder mit gesteiftem, in tiefe Falten gelegtem Leinen umgeben, der vorne nur bis auf die Stirn, hinten aber tief herabfiel. Unten schloss der Hennin mit einer gestickten Borte ab, über die ab etwa 1460 ein breiter dunkler Samtstreifen gelegt wurde.

Die Haube wurde weit nach hinten gesetzt, so dass möglichst nichts vom Haar sichtbar blieb. Die Gestaltung des Hennin nahm im Laufe der Zeit abenteuerliche Formen an. Edelfrauen brachten es auf Spitzenhauben bis zu einem Meter Höhe, Bürgersfrauen durften hingegen nicht über 60 Zentimeter hinausgehen. Aus der Mode kamen Hennins erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Noch heute finden sich Nachfolger des Hennin in ländlichen Trachten der Normandie.

Herkunft

Überliefert ist, dass der Hennin im 15. Jahrhundert von Isabeau, der Gemahlin des Königs Karl VI. von Frankreich aufgebracht wurde. Ursprünglich geht er aber auf eine kegelförmige Kopfbedeckung für Frauen aus dem arabischen Kulturbereich zurück, die Turtur oder Tantur genannt wird und aus ziseliertem Silber gefertigt war. Noch heute wird diese von algerischen Frauen getragen. Die französische Bezeichnung Hennin stammt vermutlich vom arabischen hanini, was so viel wie „lieblich tönend“ bedeutet, oder vom niederländischen henninck, was „Hahn“ bedeutet.

Doppelhennin

Eine Sonderform des Hennin zeigt zwei seitlich abstehende „Hörner“, dieses Doppelhennin heißt darum auch Hörnerhaube. In Mode war sie in Mitteleuropa von 1450 bis 1480.

Populärkultur

Ein hoher, spitzer Hennin gehört häufig zum Prinzessinen- bzw. Feenkostüm im Karneval, nicht zuletzt weil er dramatisch aussieht und leicht (billig) herzustellen ist.

Literatur

Weblinks

Commons: Hennin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien