Hermann Umfrid

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. April 2016 um 16:24 Uhr durch Hahnenkleer (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hermann Umfrid (* 20. Juni 1892 in Stuttgart; † 21. Januar 1934 in Niederstetten) war ein deutscher evangelischer Pfarrer in der Stadt Niederstetten, der Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete und damit selbst zum Opfer wurde.

Biographie

Hermann Umfrid kam am 20. Juni 1892 in Stuttgart als Sohn des Theologen und Pazifisten Otto Umfrid zur Welt.[1] Nachdem er zunächst ein Jurastudium begonnen hatte, wechselte Hermann Umfrid zur Theologie. Nach dem bestandenen Examen im Jahre 1917 erhielt er seine erste ständige Pfarrstelle nach neun Vikariats- und Pfarrverweserstellen erst im Jahre 1922 in Kaisersbach, weil die Kirche die Aktivitäten seines Vaters als Pazifist missbilligte.[2][1]

1922 heiratete er seine Frau Irmgard Silcher, mit der er vier Kinder hatte.[1] Im Jahr 1929 wurde er in die fränkische Kleinstadt Niederstetten versetzt.

Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Am Morgen des 25. März 1933 kam eine Truppe von SA- und Gestapo-Leuten sowie Kriminalbeamten nach Niederstetten und in andere hohenlohische Gemeinden.[1][3] Sie drangen in Häuser und Wohnungen jüdischer Bürger ein, durchsuchten diese und brachten die Männer zum Rathaus. Dort wurden sie festgehalten, mit Stahlruten misshandelt und teilweise in Konzentrationslager verschleppt.[1][4]

In seiner Predigt am folgenden Tag verurteilte Pfarrer Hermann Umfrid diese Taten aufs Schärfste und erinnerte daran, dass die wahre Christenheit für Verbrechen dieser Art nicht einstehen dürfe.[5][6][1]

Nach seiner Predigt erhielt Umfrid eine Rüge vom Oberkirchenrat und wurde von den Nationalsozialisten drangsaliert. Er wurde verhört und mit KZ-Haft bedroht.[1] Trotz des auf ihn ausgeübten Drucks hielt Umfrid an seiner Solidarität mit den Juden fest. Umfrid selbst erhielt allerdings von keiner Seite Unterstützung.[6] Im Januar 1934 wurde er vom Kreisleiter zur Aufgabe seines Amtes aufgefordert.[1] Am 21. Januar 1934 nahm sich Umfrid schließlich das Leben, wohl auch, um seine Familie zu schützen.[1]

Literatur

  • Saul Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Verfolgung 1933–1939. Die Jahre der Vernichtung 1939–1945. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008, ISBN 978-3-423-34519-4.
  • Eberhard Röhm, Jörg Thierfelder: Juden–Christen–Deutsche. Band 1: 1933–1935. Ausgegrenzt. Calwer Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 978-3-7668-3011-1, S. 123 ff.
  • Bruno Stern: So war es. Leben und Schicksal eines jüdischen Emigranten. Eine Autobiographie. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1985, ISBN 3-7995-7622-3.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Björn Mensing: Pfarrer Umfrid widerstand und bezahlte mit dem Leben, Sonntagsblatt Bayern, Ausgabe 12 vom 23. März 2003 (aufgerufen am 22. Dezember 2009)
  2. Manfred Schmid: Umfrid, Otto. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Bautz, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 910–916.
  3. Bruno Stern: So war es. Leben und Schicksal eines jüdischen Emigranten. Eine Autobiographie. Jan Thorbecke Verlag. 1985. ISBN 3-7995-7622-3, S. 46
  4. Spiegel Online: Der Weg in die Diktatur. Hakenkreuz am Altar (aufgerufen am 6. Januar 2010)
  5. Bruno Stern: So war es. Leben und Schicksal eines jüdischen Emigranten. Eine Autobiographie. Jan Thorbecke Verlag. 1985. ISBN 3-7995-7622-3, S. 49
  6. a b FAZ.net: Allmähliche Einkreisung vor dem Mord, aufgerufen am 6. Januar 2010