Die erstaunlichen Abenteuer von Herrn Hase

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Herrn Hases haarsträubende Abenteuer (franz. Les formidables aventures de Lapinot) ist eine Comicserie des französischen Comiczeichners Lewis Trondheim.

Inhalt

Die Figuren in dieser Serie sind wie bei den meisten Comics von Trondheim anthropomorphe Tiere. Die Hauptfigur „Herr Hase“ (Lapinot) ist ein eigentlich nicht zu Abenteuern neigender junger Mann etwa Mitte 20, der aber auch Kämpferqualitäten zeigt, wenn es erforderlich ist.

Weitere wiederkehrende Figuren sind Herrn Hases Freund Richard (ein Kater), der sich durch jugendlichen Übermut auszeichnet; Thierry „Titi“ Bäcker (ein Hund), ein arrivierter Schwerenöter; Pierrot (eine Ratte), der Intellektuelle; und Nadia Cassayrane (eine Maus), angehende Journalistin und Hases Freundin.

Eine Eigentümlichkeit der Serie ist, dass die Figuren wie Schauspieler verwendet werden, die Trondheim in verschiedenen Umgebungen und Genres einsetzt. „Blacktown“ beispielsweise ist ein Western, „Mehltau“ ein Mantel-und-Degen-Gefecht, und „Walter“ eine Gruselgeschichte, die im 19. Jahrhundert spielt. Daneben gibt es aber auch Episoden, die in der Gegenwart spielen und die Geschichte von Herrn Hase und Nadia erzählen.[1]

Richard der Kater wird in den Genreepisoden gern als Fiesling und Gegner Herrn Hases in Szene gesetzt, während er in den "Gegenwartsepisoden" der beste Freund von Herrn Hase ist. Hier treten die beiden wie ein Geschwisterpaar auf, das sich ununterbrochen streitet: Hase als großer Bruder und Richard als hoffnungsloser Kindskopf, der sich durch freches Auftreten und fröhliche Verantwortungslosigkeit auszeichnet. Die Bösewichtrolle ist also ein Augenzwinkern hinsichtlich des "unmoralischen", "skrupellosen" Charakters von Richard.

Veröffentlichung

Die Figur Lapinot tritt erstmals in dem kleinen Band "Un intérieur d'artiste" (L'Associacion, 1991) auf, der jedoch auch auf Französisch nicht mehr erhältlich ist und auf Trondheims Wunsch nicht mehr aufgelegt wird.

Das erste Lapinot-Album war das auf Deutsch noch nicht erschienene „Lapinot et les carottes de Patagonie“, ein schwarzweißes 500-seitiges Fantasy-Epos mit Krimianleihen, mit dem sich Trondheim laut eigener Aussage das Comiczeichnen beigebracht hat. Es erschien 1992 bei dem von Trondheim mitbegründeten Verlag L’Association, ebenso wie der nächste Band „Slaloms“ (1993). Darin wird erzählt, wie Herr Hase in einem Winterurlaub Nadia kennenlernt.

Das dritte Album, „Mildiou“, erschien 1994 im Taschenbuchformat im Verlag Le Seuil. Im Reprodukt-Verlag ist dieser Band auch auf Deutsch unter dem Titel „Mehltau“ erschienen.

Ab dem Album „Blacktown“ (1995) erscheint die Serie bei Dargaud im üblichen französischen Albumformat und in Farbe. Insgesamt sind 10 Alben bei Dargaud erschienen, die die Bandnummern 0 bis 9 tragen. Band 0 ist eine neu gezeichnete Farbversion von „Slaloms“, die Trondheim anfertigte, da der zweite Band bei Dargaud, „Pichenettes“, die Fortsetzung von „Slaloms“ ist. Der Band 9, „L'accélérateur atomique“ (2003), erschien paradoxerweise ein Jahr vor Band 8, „La vie comme elle vient“ (2004). Seitdem hat Trondheim die Serie nicht fortgesetzt.

Die Dargaud-Alben sind auf Deutsch im Carlsen Verlag erschienen und tragen dort die Nummern 1 bis 10. Leider entspricht die Bandreihenfolge hier nicht der französischen Fassung. „Slaloms“ ist hier Band 3, obwohl er chronologisch vor Band 2 „Verflucht!“ („Pichenettes“) spielt.

Eine weitere Geschichte dieser Reihe erschien auf englisch im Jahr 2000 im amerikanischen Verlag fantagraphic-books in dem Heft "the Nimrod #4" und trägt den Titel "the stroll". Sie ist schwarz-weiß und spielt in der Gegenwart. Die Erstveröffentlichung fand 1996 statt in dem französischen Band "Noire est la terre" (Verlag Autrement) unter dem Titel "Promenade". Sie erzählt, wie Lapinot, Richard, Titi und Pierrot zu einem Kurzurlaub auf das Land fahren und einen Spaziergang in der Natur machen, die ihnen als Stadtmenschen jedoch fremd ist.

Einige Figuren aus dem Herr-Hase-Universum hat Trondheim auch ohne Herrn Hase in Szene gesetzt: Titi hat einen Cameo-Auftritt in Lewis Trondheims Intriganten, ein Mini-Comic für die Reprodukt-Reihe R-24. Die Nebenfiguren Felix Gimpel (Ente) und Patrick Löwenherz (Katze) sind die Protagonisten der Spin-Off-Bände Mein Freund, der Rechner (2003) und Nicht ohne meine Konsole (2004), beide bei Carlsen. Im Original erschienen diese beiden Bände in der Serie "Les formidables aventures sans Lapinot" - also "Die haarsträubenden Abenteuer ohne Herrn Hase"!

Zuletzt tauchte Herr Hase auf dem Cover der Nr. 3658 des belgischen Comicmagazins Spirou vom 21. Mai 2008 auf. Links des Titelschriftzugs sieht man ihn in der Kleidung der Titelfigur Spirou, rechts davon wird er in Unterwäsche und Handschellen von zwei Polizisten abgeführt, die ihm das Kostüm ausgezogen haben.

Seit 2010 wird die Serie von Reprodukt in Deutschland mit der chronologisch korrekten Reihenfolge und teilweisen Neuübersetzungen unter dem Reihentitel Die erstaunlichen Abenteuer von Herrn Hase neu aufgelegt.[2]

Die Bände in der Übersicht

Französisch Deutsch
Nummer Titel Verlag Jahr Nummer Titel Verlag Jahr
  Lapinot et les carottes de Patagonie L'Association 1992        
  Slaloms L'Association 1993        
  Mildiou Le Seuil 1994   Mehltau Reprodukt 2000
0 Slaloms Dargaud 1997 3 Slaloms Carlsen 1999
1 Blacktown Dargaud 1995 4 Blacktown Carlsen 2000
2 Pichenettes Dargaud 1996 2 Verflucht! Carlsen 1998
3 Walter Dargaud 1996 1 Walter Carlsen 1997
4 Amour & Intérim Dargaud 1998 5 Liebe und sonstige Kleinigkeiten Carlsen 2000
  Galopinot L'Association 1998        
5 Vacances de printemps (Szenario von Frank Le Gall) Dargaud 1999 6 Frühlingserwachen Carlsen 2001
6 Pour de vrai Dargaud 1999 7 Ganz im Ernst! Carlsen 2001
7 La couleur de l'enfer Dargaud 2000 8 Die Farbe der Hölle Carlsen 2001
8 La Vie comme elle vient. Dargaud 2004 10 Wie das Leben so spielt Carlsen 2005
9 L'accélérateur atomique Dargaud 2003 9 Der atomare Teilchenbeschleuniger Carlsen 2003

Einzelnachweise

  1. DasErste.de - ARD Morgenmagazin - Kulturtipps - Herrn Hases haarsträubende Abenteuer (Memento vom 22. März 2009 im Internet Archive)
  2. Herr Hase. In: www.reprodukt.com. Abgerufen am 3. Dezember 2015.