Hiob Ludolf

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Hiob Ludolf (oder auch Leutholf oder Job Ludolph; * 24. Juni 1624 in Erfurt; † 8. April 1704 in Frankfurt am Main) war der Begründer der Äthiopistik, eines Teilbereichs der Orientalistik (nun Teilbereich der Afrikanistik). In diplomatischen Diensten des Herzogs Ernst des Frommen von Sachsen-Gotha weilte er 1649 am päpstlichen Hof in Rom und diente dem Herzogshaus auch als Prinzenerzieher.

Leben

Hiob Ludolf stammt aus einer der führenden Erfurter Ratsfamilien, die unter anderem durch den Waidhandel zu Reichtum und Ansehen gekommen war. Sein Studium absolvierte er in Erfurt und Leiden, wobei er sich abweichend vom vorgesehenen Lehrstoff vor allem mit orientalischen Sprachen beschäftigte, mit 20 Jahren verfasste er eine Grammatik der amharischen Sprache. Im Anschluss bereiste er Frankreich und England.

Bei einer Reise nach Rom, wo er für Königin Christina von Schweden einige verschollene Urkunden suchen sollte, lernte er in Rom 1649 einen schwarzafrikanischen Theologen aus Abessinien, Abba Gorgoryos, kennen.

Als Ludolf später in den Dienst des Herzogs Ernst des Frommen von Sachsen-Gotha und Arnstadt trat, lud der Fürst den Abba nach Gotha ein, wo dieser am 10. Juni 1652 eintraf. Ludolf und Ernst der Fromme studierten alle verfügbaren Bücher und Berichte über Abessinien, die sie in den Sammlungen der berühmten Gothaer Bibliothek fanden. Sie bereiteten eine umfangreiche Liste von Fragen vor, die sie dem Gast vorlegten. Der Herzog interessierte sich vor allem für den sagenhaften Priesterkönig Johannes. In mehreren Monaten erarbeiteten Ludolf und der Abba gemeinsam ein Altäthiopisch-Lexikon und fertigten detaillierte Beschreibungen der religiösen und kulturellen Verhältnisse in Abessinien an.

Herzog Ernst war von seinem afrikanischen Ehrengast fasziniert und bot ihm lebenslange Unterstützung an. Gemeinsam wurden Pläne für eine Forschungsreise in das noch unbekannte Äthiopien entworfen, die im Jahre 1663 starten sollte. Da jedoch Abba Gorgoryos auf seiner Rückreise nach Afrika bei einer Schiffskatastrophe im Mittelmeer umgekommen war, fehlte der kleinen Reisegruppe, die von Ludolfs sprachtalentierten Schüler Johann Michael Wansleben, einem Thüringer aus Sömmerda, angeführt wurde, der „einheimische“ Führer.

Wansleben, der ebenfalls die arabische und persische Sprache erlernt hatte, bereiste zunächst Unterägypten, um sich und seine Begleiter an das afrikanische Klima und die örtlichen Sitten und Bräuche zu gewöhnen. Man verbrachte ein ganzes Jahr in Ägypten, dann brach Wansleben eine Weiterreise nach Oberägypten ab. Er reiste mit seinen in Ägypten gesammelten Materialien nach Italien zurück, die Expedition war damit gescheitert.

Ludolf hatte sich neben seinen Forschungen am Gothaer Hof als Prinzenerzieher Verdienste erworben. Nach dem Tod seiner ersten Frau widmete Ludolf sich in Frankfurt am Main seinen äthiopistischen Studien, kehrte jedoch noch mehrmals in den diplomatischen Dienst der Gothaer Herzöge zurück und versuchte brieflichen Kontakt mit Äthiopien aufzunehmen. Daneben stand er im regen geistigen Austausch mit den führenden Gelehrten seiner Zeit. Hiob Ludolfs Werke galten 200 Jahre lang als wissenschaftlicher Standard.

Sein Neffe Heinrich Wilhelm Ludolf war ebenfalls Linguist, er befasste sich mit dem Russischen.

Werke

  • Lexicon Aethiopico-Latinum (ein Wörterbuch der klassischen altäthiopischen Sprache), 1. Aufl. London 1661 (Roycroft), hg. Johann Michael Wansleben, 2. Aufl. Frankfurt am Main 1699 (Zunner)
  • Lexicon Amharico-Latinum (das erste Wörterbuch des Amharischen), Zunner, Frankfurt am Main 1698
  • Historia Aethiopica, o.V., Frankfurt a.M. 1681

Literatur

Weblinks