Humanes Enterovirus 71

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. März 2016 um 04:49 Uhr durch Luke081515Bot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ein Weblink wurde korrigiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Humanes Enterovirus 71
Systematik
Klassifikation: Viren
Ordnung: Picornavirales
Familie: Picornaviridae
Gattung: Enterovirus
Art: Humanes Enterovirus A
Unterart: Humanes Enterovirus 71
Taxonomische Merkmale
Genom: (+)ssRNA linear
Baltimore: Gruppe 4
Symmetrie: ikosaedrisch
Hülle: keine
Wissenschaftlicher Name
Human enterovirus 71
Kurzbezeichnung
HEV71
Links

Das Humane Enterovirus 71 (auch EV71 oder Enterovirus 71) ist ein Virussubtyp der Gattung Enterovirus aus der Familie der Picornaviridae, das den Menschen infizieren kann. Die Infektion verläuft meist asymptomatisch, kann aber auch die Hand-Fuß-Mund-Krankheit auslösen. Selten sind schwere neurologische Komplikationen, wobei die Hirnstamm-Enzephalitis mit einem neurogenen Lungenödem einhergehen kann und eine hohe Letalität besonders bei Kindern unter zwei Jahren aufweist und selten ohne schwere verbleibende neurologische Störungen ausheilt, und die akute, der Kinderlähmung ähnliche schlaffe Lähmung auch meist mit bleibenden Lähmungen einhergeht.

Entdeckung

EV71 wurde erstmals 1969 als Erreger einer aseptischen Meningitis und Enzephalitis in Kalifornien entdeckt. Später wurden erste Epidemien mit schweren neurologischen Erkrankungen 1975 in Bulgarien und 1978 in Ungarn beschrieben. Die erste große Epidemie wurde dann 1997 aus Malaysia berichtet, bei der 41 Kinder starben. Im Folgejahr kam es zu einer Erkrankung bei 1,5 Millionen Taiwanern, mit 78 Toten. Seither werden regelmäßig große Epidemien aus Südostasien und dem Pazifikraum gemeldet, so aus Singapur, Brunei, Japan, Vietnam, Hongkong, Südkorea, Thailand, Kambodscha, den Philippinen und jährlich aus China, aber auch aus Frankreich. Es wird geschätzt, dass im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends weltweit sechs Millionen Menschen an einer EV71-Infektion erkrankten und über 2000 daran starben.

Merkmale

Das Humane Enterovirus 71 ist ein unbehülltes Einzel(+)-Strang-RNA-Virus = ss(+)RNA. Dieses Virus ist weltweit verbreitet und der Mensch ist als sein einziger Reservoirwirt nachgewiesen. Es tritt in gemäßigten Klimazonen jahreszeitlich vor allem im Spätsommer und Herbst auf.

Das HV71 wird nach der Nukleotidsequenz des variablen Strukturproteins VP1 in vier genetische Linien aufgeteilt (A,B,C und D), mit weiteren Unteraufteilungen. Dabei treten immer wieder neue Linien auf, die oft bis fünf Jahre zirkulieren, bevor sie größere Epidemien auslösen.

Übertragung

Eine Übertragung des Erregers erfolgt direkt von Mensch zu Mensch durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie Speichel, Tröpfchen, dem Sekret aus Bläschen oder fäkal-oral, wobei die Erreger über die Mundschleimhaut oder den Dünndarm eindringen und über die regionalen Lymphknoten nach drei Tagen in die Blutbahn gelangen (Virämie). Weiterhin ist auch eine Übertragung über mit Speichel oder Stuhl kontaminierte Oberflächen möglich.[1]

Impfung

Aufgrund der zunehmenden Ausbreitung mit möglichen tödlichen Komplikationen, der fehlenden antiviralen Therapie und unzureichenden Prävention besteht ein großer Bedarf an einem Impfstoff. Die ersten drei Studien zu drei verschiedenen monovalenten Impfstoffen aus China erscheinen 2014 und zeigten eine Immunität von über 98,8 % bei Kindern nach der zweiten Impfung bei geringen Komplikationen, allerdings ausgerichtet auf die in China dominierenden genetischen Linien des EV71.

Literatur

  • Gholamreza Darai et al. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. 2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Springer, Berlin / Heidelberg / New York und weitere 2003, ISBN 3-540-61995-X.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Robert koch Institut: Zum Ausbruch von Hand-, Fuß- und Mundkrankheit in Südostasien durch Enterovirus 71. Online-Vorabveröffentlichung aus dem Epidemiologischen Bulletin 20/2008 vom 16. Mai 2008
  • Peter C. McMinn: Enterovirus vaccines for an emerging cause of brain-stem encephalitis. New England Journal of Medicine 2014, Band 370, Ausgabe 9 vom 27. Februar 2014, Seiten 792-794.