Isidor Kastan

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Isidor Kastan (* 6. September 1840; † 14. Oktober 1931 in Berlin) war ein deutscher Journalist, Schriftsteller und Arzt.


Porträt von Isidor Kastan, Gemälde von Moritz Coschell

Leben

Kastan studierte ab dem Wintersemester 1862/63 in Berlin Medizin[1] und schloss sein Studium 1867 mit einer Dissertation De degeneratione cordis adiposa ab. Nach seinem Medizinstudium und noch bis in die späten 1880er Jahre arbeitete er als Badearzt in Bad Ems.[2] „Als er noch seinen ursprünglichen medizinischen Beruf ausübte und im Sommer als Badearzt und Halsspezialist in Ems auftauchte, begann er schon im ‚Berliner Tageblatt‘ als Politiker von unbeugsam demokratischer Gesinnung, als naturwissenschaftlicher Publizist, als kritischer Beobachter des Theaters, der Musik, der bildenden Kunst das Wort wie eine Klinge zu führen.“[3] Ab 1873 war er vornehmlich im Ressort Innenpolitik des Berliner Tageblatts tätig. Schon 1872 war er dem Verein Berliner Presse beigetreten, den er als Berufsorganisation und Interessenvertretung der Berliner Journalisten jahrzehntelang nachhaltig unterstützte.[4] Auch an der Gründung des Reichsverbands der Deutschen Presse hatte Kastan später großen Anteil. Er war außerdem Mitglied im Verein Freie Bühne und als ambitionierter Büchersammler Ehrenmitglied im Berliner Bibliophilen-Abend.

Einflussreich für das Bekanntwerden Gerhart Hauptmanns war der Theaterskandal bei der Uraufführung von Vor Sonnenaufgang 1889. Während der Aufführung erhob sich Kastan und schwang eine Geburtszange über seinen Kopf, um gegen den seiner Ansicht nach unsittlichen Charakter des Stücks zu protestieren.[5][6] Scherzhafterweise wurden Geburtszangen danach in Berlin noch lange „Kastanietten“ genannt.[7]

Kastan schrieb 1869 eine Broschüre gegen die judenfeindlichen Ansichten Robert von Mohls, die dieser im dritten Band seines Werkes „Staatsrecht, Völkerrecht und Politik“ (Tübingen, 1869)[8] geäußert hatte.

Kastan wurde am 16. Oktober 1931 auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt. „Grabreden hatte sich der Eigenwilligste alle Journalisten verbeten, mit dem Hinweis: 'Es war nicht der Rede wert.'“[9]

Werke

  • Berliner Erinnerungen, in: Jahrbuch für jüdische Geschichte und Literatur, Band 27, 1926, S.112, 113.[1]
  • Breslauer Erinnerungen, in: Jahrbuch für jüdische Geschichte und Literatur 26 (1925), S. 53, 67.
  • J. Kastans Lustiges Panoptikum. Drollige Geschichten aus verklungener Zeit. (Die vergnüglichen Bücher. Bd. 1.) Hoffmann und Campe, 1924
  • Berlin, wie es war. Berlin: Mosse, 1919
  • Gesundheitspflege in Haus und Schule. Ein Lesebuch für Eltern und Erzieher. Engel, 1891
  • Die erste Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte zu Berlin im Jahre l828. Eine Gedenkschrift. Berlin: Staude, 1886
  • Herr Robert von Mohl und die Judenemancipation. Eine Erwiderung. Berlin: Späth (Commission), 1869 (Digitalisat)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Vgl.: Amtliches Verzeichniß des Personals und der Studirenden der Königl. Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Winterhalbjahr 1862/63. Berlin: Schade, 1862, S. 18.
  2. Juden in Berlin. Biografien. Hrsg. von Elke-Vera Kotowski. Berlin: Henschel-Verl., 2005, S. 145. - In Joseph Kürschners Deutscher Litteratur-Kalender auf das Jahr 1888 findet sich Seite 191 der Hinweis, Kastan wohne im Sommer in Ems; demnach scheint er dort noch lange saisonweise medizinisch tätig gewesen zu sein.
  3. M. O.: Dr. I. Kastan †. Der Senior der Berliner Journalisten. In: Vossische Zeitung. Berlin. Nr. 485, 14. Oktober 1931, Abendausgabe.
  4. Roland Berbig: Verein Berliner Presse. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, Gruppen und Bünde 1825-1933. Hrsg. von Wulf Wülfing, Karin Bruns u. Rolf Parr. Stuttgart, Weimar: Metzler, 1998, S. 464.
  5. Eintrag zu Isidor Kastan, im Schriftstellerverzeichnis der Webseite von Klaus Nerger
  6. Peter Sprengel: Gerhart Hauptmann: Bürgerlichkeit und großer Traum. C.H. Beck, München 2012.
  7. M. O.: Dr. I. Kastan †. Der Senior der Berliner Journalisten. In: Vossische Zeitung. Berlin. Nr. 485, 14. Oktober 1931, Abendausgabe.
  8. 2. Teilband: Politik, Unterkapitel „Die Judenemancipation“, S. 673ff.
  9. [Anon.:] J. Kastans Bestattung. In: Vossische Zeitung. Berlin. 16. Oktober 1931, Abendausgabe.